Nach Vatertag mit Abfällen übersät
Partyvolk verdreckt den Elbstrand: Müll-Hotspot Bassenfleth
Der Vatertag ist vorbei, laut Polizei verlief er ruhig. Ein Ziel der Bier- und Bollerwagentouren war wie immer Bassenfleth. Der dortige Elbstrand ist einer von mehreren Vatertags-Hotspots im Landkreis Stade. In einer Hinsicht ist dieser Strand aber kreisweit einsamer Spitzenreiter: Nirgendwo sonst hinterlässt das Partyvolk so viel Müll. "In diesem Jahr war es so schlimm wie schon lange nicht mehr. Das sind katastrophale Zustände", sagt Gert Gallas. Der Bauhof-Mitarbeiter der Samtgemeinde Lühe war am heutigen Freitag (10. Mai) frühmorgens mit sechs Kollegen unterwegs, um den Strand zu säubern und die Hinterlassenschaften der fast ausschließlich jugendlichen Partygänger zu beseitigen.
Bauhof-Mitarbeiter rückten frühmorgens aus
7 Uhr morgens an der Elbe bei Bassenfleth: Ein wunderschöner Frühlingstag beginnt. Schiffe gleiten über die ruhig dahinfließende Elbe, der Strand und der Fluss sind in ein sanftes Sonnenlicht getaucht. Doch die Idylle trügt: Der gesamte Strandbereich war kurz zuvor noch mit Abfällen aller Art übersät. Inzwischen ist ein Großteil der Fläche wieder aufgeräumt. Die Bauhof-Leute waren mit den ersten Sonnenstrahlen ausgerückt, um den Strand vom Unrat zu befreien. Der Müll stammte vom Tag zuvor: Am Vatertag tummelten sich Hunderte von Jugendlichen am Bassenflether Elbufer, um mit Freunden zu feiern, gute Laune zu haben und den freien Tag zu genießen. Dagegen wäre ja auch nichts einzuwenden, meint Gallas. "Hinterher sollten die jungen Leute aber bitte wieder ihren Müll mitnehmen und nicht einfach am Strand liegenlassen."
Müllcontainer sind erstaunlicherweise leer
Dabei müssten die jungen Partygänger ihre Abfälle gar nicht wieder nach Hause schleppen. Denn ringsherum stehen Abfallcontainer. Die sind aber erstaunlicherweise leer. "Die paar Schritte zu den Containern sind denen wohl zu weit", vermutet Gallas. Er wundert sich über die Einstellung der Jugendlichen: "Die reden die ganze Zeit von Umweltschutz, aber sind selbst nicht bereit, dafür auch nur den kleinen Finger zu krümmen". Dass jetzt die Bauhof-Beschäftigten die Vatertags-Hinterlassenschaften beseitigen müssen, findet Gallas unmöglich. Er fragt sich: "Bekommen die Jugendlichen von ihren Eltern zu Hause auch alles hinterhergeräumt?"
Trecker holte die Müllsäcke weg
Binnen kürzesten Zeit hat das Bauhof-Team fast 40 große Müllsäcke gefüllt. Die Säcke werden in den Frontlader eines Treckers gepackt, um sie vom Strand wegzuschaffen. Beim zusammengeklaubten Müll ist so ziemlich alles dabei, was Menschen nach solch einer Strandparty liegenlassen. Von leeren Flaschen und Getränkedosen über stinkenden Lebensmittelreste aller Art bis hin zu Kleidungsstücken, derer sich wohl manche in der Hitze der Nacht entledigt haben. Am Vatertag wurde aber nicht nur reichlich Alkohol konsumiert, es gab offenbar auch ordentlich etwas zu futtern: Darauf lassen jedenfalls die verschiedensten Arten von Grill-Utensilien schließen.
Unzählige Pfandflaschen wurden weggeworfen
Ein einzelner Partygänger hatte die Nacht am Strand verbracht. Er war vom morgendlichen Aufräumkommando aus den Träumen gerissen worden und entschloss sich spontan, mit anzupacken. Was den jungen Mann neben der sinnlosen Vermüllung des Strandes an sich besonders ärgert: Die große Zahl an Pfandflaschen, die achtlos weggeworfen wurden. "Es geht ja nicht nur um das Thema Nachhaltigkeit, sondern auch um die Wertschätzung von Geld, auch wenn es Cent-Beträge sind." Aber hier sei den wohlhabenden Party-Kids offenbar jedes Feingefühl abhandengekommen.
Sonja Mahnke sammelt regelmäßig Müll
Beim Ortstermin am Freitagmorgen war auch Sonja Mahnke mit dabei. Die Altländerin wohnt im benachbarten Hollern-Twielenfleth und ist oft am Bassenflether Strand, um dort mit ihrem Hund Gassi zu gehen. Sie hat immer Handschuhe und Mülltüten dabei: "Ich sammle regelmäßig bei meinen Spaziergängen Abfall ein." Jetzt hatte sie sich auch Beutel eingesteckt, zeigt sich aber hocherfreut, dass es für sie an diesem Morgen kaum noch etwas zu tun gibt, weil die Gemeindearbeiter schon so fleißig gewesen sind.
Reichlich Dreck gab es schon am 1. Mai
In der Woche zuvor war Mahnke kurz nach dem 1. Mai am Strand unterwegs. "Da sah es richtig schlimm aus. Sieben Müllsäcke habe ich vollgestopft. Der komplette Strand war in einem albtraumhaften Zustand." Mahnke zählt auf, was alles dort herumgelegen hat: "Campingmobiliar inklusive Verpackung, Decken, Spielgeräte, benutzte Babywindeln, dazu weiter hinten im Gebüsch tausende Feucht- und Taschentücher mit entsprechenden menschlichen Hinterlassenschaften." Der Strand sei ein Gemisch gewesen "aus verbrannter Holzkohle, Zigarettenstummel, Kronkorken, Schnapsflaschen, Scherben und Plastik". Für Mahnke steht fest: Es sind nicht nur die Jugendlichen, die den Strand vermüllen, es gibt auch Erwachsene und Familien, die sich in dieser Hinsicht daneben benehmen.
Warum wird immer der Bassenflether Strand zugemüllt?
Mahnke fragt sich: "Warum ist das aber vor allem hier in Bassenfleth so schlimm?" Sie kenne viele andere Strandabschnitte entlang der Elbe, bei denen es dieses Müllproblem nicht gebe. Auch Bauhof-Mitarbeiter Gallas kann sich keinen Reim darauf machen, warum ausgerechnet am Bassenflether Strand solche Zustände herrschen und dort jede Strandparty zu einem Müll-Desaster ausartet. "Bassenfleth muss offenbar den Ruf weghaben, dass man dort den Strand hemmungslos zumüllen kann, ohne dass es Konsequenzen gibt."
Hauptamtlicher "Müll-Aufseher" als Lösung?
Als mögliche Lösung für das Bassenflether Müll-Problem schlägt Anwohnerin Sonja Mahnke die Einstellung eines sogenannten "Waste-Watchers" vor. Dieser hauptamtliche "Müll-Aufseher" könnte u.a. an den betreffenden Strandabschnitten zumindest in den Sommermonaten Patrouille gehen und für Ordnung und Sauberkeit sorgen. "Im Moment wird das Müllsammeln von uns Anwohnern erledigt - und zwar ehrenamtlich in unserer Freizeit. Doch wir können diese ausufernde Müllflut nicht mehr bewältigen." Sie habe nach dem 1. Mai zwei Stunden Müll gesammelt und gerade mal das Gröbste geschafft, so Mahnke. "Wenn hier nichts passiert, mutiert der Bassenflether Strand zum Schandfleck. Das kann nicht im Interesse von Anwohnern und Touristen sein."
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