Zurück in ein abstinentes Leben

In der Langzeiteinrichtung wird unter anderem gebastelt, gestrickt und gewerkt. Heimleiter Oliver Bartsch (li.) mit Bewohner Andrej, der schon jetzt Traumfänger für das Frühlingsfest anfertigt
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Langzeiteinrichtung "Bassenfleth" bietet Suchtkranken Unterkunft und Unterstützung / Vorbereitungen für Frühlingsfest beginnen

ab. Hollern-Twielenfleth.ab. Hollern-Twielenfleth. Andrej* ist seit September vergangenen Jahres Bewohner der Langzeiteinrichtung "Bassenfleth" in Hollern-Twielenfleth. "Ich fühle mich hier wohl, es gefällt mir", sagt er. Wer ihm dabei zuschaut, mit welcher Sorgfalt er seiner Tätigkeit nachgeht und filigrane Traumfänger anfertigt, vermutet nicht, dass Andrej zu einem der insgesamt 43 Suchtkranken gehört, die in einer der beiden Langzeiteinrichtungen des Vereins für Sozialmedizin Stade vorübergehend ein neues Zuhause gefunden haben. Am 26. Mai soll es ein Frühlingsfest geben, die Vorbereitungen laufen schon auf Hochtouren.

Eines der beiden Häuser ist das ehemalige ObstArt-Hotel in Hollern-Twielenfleth, das Platz für 13 Menschen bietet (das WOCHENBLATT berichtete). Wer hier einzieht, wagt den Schritt aus der 24-Stunden-Betreuung des Hauses "Bassenfleth" hin zu einem selbstbestimmteren Leben und mehr Eigenverantwortung.
"In der Langzeiteinrichtung ,Bassenfleth' werden Menschen aufgenommen, die chronisch suchtkrank sind und bereits erhebliche Schädigungen davongetragen haben", erklärt Heimleiter Oliver Bartsch. Außerdem muss der Suchtkranke eine körperliche Entgiftung hinter sich haben, die Bereitschaft zur Abstinenz mitbringen und keine Weglauf-Tendenz zeigen. 

Die Bewohner sind zwischen Anfang 20 und 65 Jahre alt. Die Aufenthaltsdauer beträgt mindestens eineinhalb Jahre, so der Sozialpädagoge, der kurz nach der Gründung der Langzeiteinrichtung vor 22 Jahren dort seine Arbeit aufnahm. "Aber es gibt bei uns keinen Zeitdruck: Wer sich noch nicht bereit fühlt, bleibt länger." #+Ziel sei unter anderem, dass die Bewohner wieder in ein Leben mit Tagesstruktur und Regelmäßigkeit zurückfänden. "Es gibt einen Stundenplan und festgelegte Essenszeiten. Außerdem bringt sich jeder in das Gemeinschaftsleben ein, so gut er kann", sagt Bartsch. Viele gingen auch einer geregelten Arbeit im Haus nach, in der einrichtungseigenen Werkstatt, dem Garten oder der Hauswirtschaft. 

Britta beispielsweise war sieben Monate in der Holzwerkstatt tätig und arbeitet jetzt in der Hauswirtschaft. Sie gehört zum Heimbeirat und ist damit ein Bindeglied zwischen Heimleitung und Bewohnern. Britta ist zum zweiten Mal im Haus "Bassenfleth": "Von 2013 bis 2015 war ich schon einmal hier", erzählt sie. Damals sei sie mit ihrem damaligen Partner, der ebenfalls in der Einrichtung war, aus- und in eine eigene Wohnung gezogen. "Wir hatten viele Aufs und Abs - mehr Abs", sagt Britta.

Als ihr Partner in die Langzeiteinrichtung zurückkehrt, wird Britta von Einsamkeit und Langeweile übermannt. "Das hat mir das Genick gebrochen, ich stand kurz vor einer Psychose." Jetzt wolle sie sich ganz viel Zeit lassen. "Hier fühle ich mich wohl und geschützt und habe eine Tagesstruktur - besser geht es nicht." 

Die Rückfallquote sei insgesamt gering, erläutert Oliver Bartsch. "Aber es gibt immer wieder Menschen, die es nicht schaffen. Das sind vor allem die, die auf eigene Faust gehen wollen." 20 Personen seien im vergangenen Jahr ausgezogen, die Plätze sind sofort wieder belegt. "Es gibt viel mehr Anfragen als Plätze", sagt Bartsch.
Doch zurück zu Andrej, der den geschützten Raum im Haus "Bassenfleth" ebenfalls schätzt, weil er sich "sicher fühlt und immer jemand zum Reden da ist". Er hatte als Fachkraft für Logistik gearbeitet, aber den Beruf nicht ausgelernt. Jetzt will er sich auf seine Zukunft vorbereiten und eventuell bald ein Praktikum machen.
Mehr über das Frühlingsfest im Haus "Bassenfleth" in einer späteren Ausgabe.

• www.suchtkrankenhilfe-stade.de
*Zum Schutz der Bewohner nennt das WOCHENBLATT keine Nachnamen.

Redakteur:

Alexandra Bisping

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