"Schlagader der Energiewende" kreuzt den Landkreis Stade
"Sued-Link": 800-Kilometer-Stromtrasse von Tennet könnte Elbe bei Hollern-Twielenfleth queren
tp. Hollern-Twielenfleth. Ein kühnes Infrastruktur-Vorhaben des niederländischen Stromnetzbetreibers Tennet zieht Kreise bis in die Stader Region: der 800 Kilometer lange "Sued-Link", eine Stromtrasse, die Windparks in der Nordsee mit dem Binnenland verbinden soll. Die Freileitungen mit dem in Offshore-Windparks erzeugten, umweltfreundlichen Strom queren die Elbe im Altländer Dorf Hollern-Twielenfleth. Dort begrüßt man zwar die im Zeichen der Energiewende stehenden Planungen. Skeptiker befürchten jedoch, dass zusätzliche Strommasten nötig werden.
Am Mittwoch machte Tennet den Vorschlag für den Trassenverlauf der mehrere Milliarden Euro teuren "Schlagader der Energiewende", die im Jahr 2022 fertig sein soll, öffentlich. Überwiegend Freileitungen, in Abschnitten auch Kabel, sollen ab Wilster in Schleswig-Holstein vorbei an Verden und Hannover in Niedersachsen über Höxter in Nordrhein-Westfalen und Fulda in Hessen nach Grafenrheinfeld in Bayern führen. Der Windstrom soll von der Hauptleitung über mehr als 800 Teilnetzbetreiber an die Verbraucher geleitet werden.
Im Kreis Stade führt der bislang grob festgelegte Korridor von der Elbe zur A26, über die B73 zwischen Dollern und Horneburg, durch den Rüstjer Forst, über die L124 bei Helmste weiter nach Bargstedt, Ahlerstedt und Wangersen zur A1.
Für eine Gruppe von Gegnern aus dem Elbe-Ort Hollern-Twielenfleth ist mit Bekanntgabe des Mega-Projektes ein Horror-Szenario nähergerückt: zusätzliche Strommasten, die Elektrosmog absondern, die Landschaft verschandeln und den Wert ihrer Grundstücke mindern.
Wie berichtet, droht auf den vorhandenen Masten Enge: Tennet will seit Längerem die bestehende Stromtrasse von der Elbe bei Lühesand bis nach Dollern mit zwei zusätzlichen 380-kV-Systemen ausstatten, um mehr Strom transportieren zu können. Doch auf der Tennet-Trasse verlaufen auch Leitungen der Deutschen Bahn. Nach einer Zubeseilung für Tennet-Zwecke wäre auf der Anlage kein Platz mehr für die Bahn-Stromleitung. Neue Masten müssten errichtet werden.
Bei der Klägergemeinschaft, die sich gegen die Bahntrasse formiert hat und ein Planfeststellungsverfahren anstrebt, ist man in Habacht-Stellung. Ein Sprecher: "Wir werden die Entwicklungen genau beobachten. Zurzeit wissen wir leider nichts Konkretes."
Hollern-Twielenfleths Bürgermeister Timo Gerke begegnet den Plänen für den "Sued-Link" mit Offenheit: "Wir wollen nicht die Bremse für die Energiewende sein."
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
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