Landrat und Bürgermeister verärgert
A26-Fertigstellung verzögert sich auf 2028

So sah es im vergangenen Jahr aus: Die A7 mit der Baustelle für das neue Autobahnkreuz. Der aufgeschüttete Sanddamm für die A26 ist deutlich zu erkennen | Foto: Martin Elsen/nord-luftbilder.de
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  • So sah es im vergangenen Jahr aus: Die A7 mit der Baustelle für das neue Autobahnkreuz. Der aufgeschüttete Sanddamm für die A26 ist deutlich zu erkennen
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Erneut verzögert sich die Fertigstellung des 8,7 Kilometer langen A26-Abschnitts zwischen Neu Wulmstorf und der A7 in Hamburg-Moorburg. Bisher wurde von einer Eröffnung im Jahr 2026 ausgegangen. Jetzt sollen erst ab 2028 die Autos durchgängig auf der Autobahn von Stade nach Hamburg rollen. Die Verzögerung wurde von den verantwortlichen Stellen gegenüber der Hamburger Presse eher beiläufig mitgeteilt. Eine Information an das WOCHENBLATT gab es nicht, obwohl die Pressestelle des Senats sonst auch über jeden noch so kleinen Anlass Informationen an die Redaktion sendet.

Nicht nur für die Pendler aus dem Landkreis Stade, sondern auch für die Neu Wulmstorfer gleicht diese Hiobsbotschaft einem Schlag ins Gesicht. „Ich bin sehr verärgert und enttäuscht über die Nachricht und die Kommunikation", sagt Neu Wulmstorfs Bürgermeister Tobias Handtke auf WOCHENBLATT-Anfrage. "Es ist schon verwunderlich, wenn man knapp zwei Jahre vor der geplanten Fertigstellung erfährt, dass sich der Zeitraum bis zur Eröffnung verdoppelt. Das schafft wenig Vertrauen in den Projektablauf und die weitere Zeitschiene. "

So soll es einmal aussehen: Das künftige Autobahnkreuz Hamburg-Hafen (Süderelbe) verbindet die A7 und die A26 | Foto: DEGES
  • So soll es einmal aussehen: Das künftige Autobahnkreuz Hamburg-Hafen (Süderelbe) verbindet die A7 und die A26
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Zum Hintergrund: Die A26 wird südlich der Elbe über das künftige Autobahnkreuz Hamburg-Hafen mit der A7 verbunden, um die Verkehrssituation im Hamburger Süden zu entlasten. Dort sind tägliche mehrere zehntausende Fahrzeuge unterwegs, was regelmäßig zu Staus führt. Geplant ist später noch der Weiterbau der A26 bis zur A1. Die neue Strecke soll dann als A26 Ost quer durch den Hafen führen und eine Verbindung zwischen der A7 und der A1 herstellen. Doch wieso müssen die Betroffenen jetzt erneut vertröstet werden?

Anschluss der A7 an die A26 wurde vorbereitet

Die mit dem Bau beauftragte Deges (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH) nennt als Gründe für die Verzögerung verschiedene Faktoren. Zum einen seien es langfristige, krankheitsbedingte Personalausfälle während der Pandemie, zum anderen der Stahlmangel, der nach Ausbruch des Ukraine-Krieges entstand. Hauptproblem dürfte aber der 200 Meter lange Hafenbahntunnel sein, denn dort habe es zeitliche Verzögerungen bei den Bauarbeiten gegeben. "Hier bereitet der Baugrund teilweise Probleme, sodass die Dimensionierung der Spundwände nachjustiert werden musste", erklärte ein Sprecher der Deges. Auch der moorige Untergrund, auf dem die A26 entsteht, stellt eine gewaltige Herausforderung dar, denn dieser erwies sich "trotz eines intensiven Vorerkundungsprogramms als instabiler als prognostiziert". Um späteren Absackungen vorzubeugen, wird zunächst Sand auf den Baugrund aufgeschüttet, um den Boden zu komprimieren und ihn tragfähig zu machen. Für den vierten, 8,7 Kilometer langen Abschnitt der A26 wird eine extrem große Sandmenge benötigt - 2,5 Millionen Kubikmeter Sand. Zudem werden 80.000 geotextilummantelte Sandsäulen in den Moorboden eingelassen, um diesen zu stabilisieren. Die vom Bund genehmigten Gesamtkosten für das Großprojekt liegen bei rund 687 Millionen Euro. Seitens der Deges heißt es: "Alle Projektbeteiligten arbeiten intensiv daran, den Fertigstellungstermin 2028 einzuhalten. Nach aktuellem Stand gehen wir davon aus, dass dies gelingen wird."

"Das Vertrauen ist aufgebraucht"

Zweifel daran hat Neu Wulmstorfs Bürgermeister Tobias Handtke. Schon vor zwei Jahren sei die Gemeinde Neu Wulmstorf nicht ausreichend über die geplanten Maßnahmen informiert worden, erklärt Bürgermeister Tobias Handke. Stattdessen sei darauf verwiesen worden, dass der Anschluss der A26 an die A7 absehbar wäre. "Das Vertrauen ist aufgebraucht", so Handtke. Für seine Gemeinde fordert er jetzt Beistand durch die Verantwortlichen. "Wir benötigen mehr denn je Unterstützung und Gehör für unsere Forderungen nach einer wirksamen Verkehrslenkung, damit die Anwohnenden im Gemeindegebiet vor weiteren Belastungen geschützt werden." Hierfür werde er in Kontakt mit den zuständigen Stellen der Deges, des Landkreises als Verkehrsbehörde und der Straßenbauverwaltung treten, um wirksame, entlastende Maßnahmen zu erwirken. "Wir können nicht mehr darauf vertrauen, dass eine Fertigstellung dann 2028 erfolgt. Der Zeitpunkt 2028 kann nach Schilderung der Problemlage durch die Deges gar nicht mehr verantwortungsbewusst konkret genannt oder eingeplant werden", sagt Handtke. Daher brauche es jetzt langfristige Maßnahmen, die für einen deutlich längeren Zeitraum eine Verkehrslenkung ermöglichen. "Die B3 neu und die B73 müssen sich zunehmend darauf ausrichten. Wir brauchen eine langfristige Perspektive", so Tobias Handtke abschließend.

Und für ein weiteres Problem fordert er unverzüglich Lösungen. "Darüber hinaus erwarte ich, dass nun endlich das fehlende Brückenteilstück der L235 nach Rübke vorangebracht und fertiggestellt wird. Dieses Problem ist seit zwei Jahren bekannt und es hat sich bisher nichts getan.“

Schlechte Nachricht für die gesamte Region

Stades Landrat Kai Seefried (CDU) bezeichnet das Bekanntwerden der erneuten Verzögerung als eine "ganz schlechte Nachricht für die gesamte Region". Für alle Pendlerinnen und Pendler, aber auch für die Unternehmen, stelle das eine große Enttäuschung dar. Die Anwohnerinnen und Anwohner in vielen Ortschaften des Landkreises Stade würden seit Jahrzehnten zu Recht eine Entlastung vom Durchgangsverkehr einfordern. Die wiederholten Verzögerungen bei der A26-Fertigstellung seien zudem eine Gefahr für den Wirtschaftsstandort.#%"Leider rückt damit eine verlässliche Anbindung nach Hamburg wieder weiter in die Ferne", so Seefried. "Hinzu kommt - und gerade dieser Bereich bereitet mir große Sorge - die bereits jetzt von starken Einschränkungen geprägte Bahnverbindung." Perspektivisch werde sich diese Situation in den kommenden Jahren aufgrund bereits jetzt bekannter Baustellen noch weiter verschlechtern. "Die Menschen aus unserer Region sind zwingend auf eine verlässliche Anbindung über Straße und Schiene angewiesen", so der Landrat.

So sah es im vergangenen Jahr aus: Die A7 mit der Baustelle für das neue Autobahnkreuz. Der aufgeschüttete Sanddamm für die A26 ist deutlich zu erkennen | Foto: Martin Elsen/nord-luftbilder.de
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Pauline Meyer aus Neu Wulmstorf

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