26. Hühnerprobe in Elstorf

Die rote Zora passt durch den Zaun

"Es ist das richtige Wetter zum streiten", stellt Bürgermeister Tobias Handtke vor seiner Rede zur 26. Hühnerprobe fest. Die "Streithähne", das sind die Nicolai-Kirchengemeinde Elstorf, vertreten durch Pastor Jan Oliva, und ihre direkten Nachbarn, Familie Seepolt, vertreten durch Marko Seepolt, lagen wie jedes Jahr im nachbarlichen Klinsch. Grund des Streits: ein Loch im Zaun. Als Dieter Seepolt 1994 das Grundstück neben der Kirche kaufte, entdeckte er einen Eintrag im Grundbuch aus dem Jahr 1957. Demnach war die Duldung und der Erhalt einer Mauer und eines hühnerdichten Zauns verpflichtend. Wer dafür aber verantwortlich ist, war nicht festgehalten und so entbrannte ein schon 28 Jahre anhaltender "Streit". Im Jahr 1995 wurde spontan die Fördergruppe "Hühnerdichter Zaun" gegründet, die seither in einmal jährlich für die Überprüfung des Zaunes sorgt. Dabei sind immer ein Notar, die "Streithähne", Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Polizei, Feuerwehr und der wichtigste Ehrengast: ein Huhn. Das war in diesem Jahr die rote Zora, die von Geflügelhof-Inhaber Henner Schönecke mitgebracht wurde.

Nachdem der Notar, Dr. Martin C. Lockert, formal über den Sachverhalt aufklärte, entfachte die Diskussion zwischen den Nachbarn. Für Pastor Jan Oliva, dessen erste Hühnerprobe es war, war klar: "Die Kirche ist nicht dafür da Zäune und Mauern zu errichten. Wir freuen uns über jeden der kommt." Kontrahent Marko Seepolt argumentierte dagegen und warf den Nachbarn Sturheit vor: "Ich habe das Gefühl hier wird schon wieder auf Zeit gespielt. Dieser Streit darf keine weiteren 28 Jahre andauern." Währenddessen hinterfragte Henner Schönecke die Parameter der Hühnerprobe: Wieso wurde nie mit einem Hahn getestet? Schließlich könne mit "Huhn" ja lediglich die Gattung, nicht aber das Geschlecht gemeint sein. Die Beteiligten werden der Sache im nächsten Jahr nachgehen. Als es dann endlich soweit war, hopste die rote Zora ganz locker durch das etwa Basketball große Loch im Zaun: Er ist also noch immer nicht hühnerdicht. 

Im Anschluss diskutierte die illustre Runde noch in der Gaststätte "Zum Florian" weiter. Dort wurde Pastor Jan Oliva zum neuen Präsidenten der Hühnerprobe ernannt. Die gesammelte Spendensumme soll, sofern keine Zaunreparatur erfolgt, der Schulbücherei der Grundschule Elstorf zugute kommen.