Bahnhofstraße in Neu Wulmstorf
"Doppel-Wumms" raubt Anwohnern den Schlaf
Es rumst in Neu Wulmstorf: Genauer genommen vor der Haustür von Heino Köster, der seit 1964 an der Bahnhofstraße lebt. Zwischen Imbiss, Friseur und Arztpraxen hat sich der 79-Jährige eine grüne Oase geschaffen - im idyllischen Garten hinter dem Einfamilienhaus der Kösters lässt es sich gut entspannen. Diese Entspannung findet Heino Köster in seinen eigenen vier Wänden seit einiger Zeit nicht mehr.
Der Grund dafür sind die Querungshilfen, die die Gemeinde Neu Wulmstorf im Zuge der Verkehrsberuhigung im vergangenen Jahr ziehen ließ. Passiert ein Fahrzeug diese schneller als erlaubt, entsteht ein lautes Geräusch. Das stört den ehemaligen Malermeister vor allem nachts und in den Morgenstunden - dann tut Heino Köster kein Auge mehr zu.
Schlaflose Nächte
"Es knallt regelrecht", sagt Heino Köster. Immer zweimal rumpelt es und das unzählige Mal am Tag. In Eigenregie hat Köster eine Zählung durchgeführt. An einem Morgen im vergangenen Januar zählte er mehr als 100 Autos in nur 15 Minuten. Jedes vorbeifahrende Fahrzeug von einem doppelten Wumms begleitet. "Dann schläft man nicht mehr", so Heino Köster. Dass das Verkehrsaufkommen in der Bahnhofstraße so hoch ist, hängt mit der Öffnung der A26 zusammen, erklärt Bürgermeister Tobias Handtke. Um dem entgegenzuwirken, seien verschiedene Maßnahmen, wie etwa die Geschwindigkeitsreduzierung, umgesetzt worden, um Berufspendler aus dem Kernort herauszuhalten. "Geschwindigkeitsreduzierungen sind dabei aus verschiedenen Aspekten eine sinnvolle Maßnahme. Hierzu finden regelmäßig Prüfungen statt, um Optimierungen vorzunehmen. Kontrollen auch zur nächtlichen Geschwindigkeitskontrolle werden von uns weiterhin gefordert, denn die Einhaltung der geforderten Geschwindigkeit ist maßgeblich für die Lärmentwicklung“, heißt es seitens der Gemeinde.
Auf das Problem macht Köster auch mit Schildern in seinem Vorgarten aufmerksam. Mit diesen appelliert er an die Gemeinde, die "Lärmrinnen" zu entfernen, und an die Autofahrer, die Geschwindigkeitsbegrenzung einzuhalten. Die meisten wüssten ja gar nicht, welche Lärmbelastung ihr Fahrverhalten für die Anwohner bedeutet. Viele der Nachbarn haben sich an der Unterschriftenaktion von Heino Köster beteiligt. Oft wurde er auch auf die Schilder in seinem Garten angesprochen. Von einer Familie aus dem Umkreis kam sogar eine Postkarte, denn: Sie leiden in ihrem Ort unter einem ähnlichen Problem.
Wer langsam fährt, hilft Anwohnern
"Für den Wachtelkönig werden Millionen für eine Lärmschutzwand ausgegeben. Für uns Anwohner gibt es nur die Lärmrinnen", scherzt Heino Köster, der seinen Humor nicht verloren hat. An sich, erklärt der Rentner, sei die Idee der Querungshilfen auch keine schlechte gewesen, doch an die Anwohner habe man eben nicht gedacht. Die Krux liegt darin: Halten Autofahrer die Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h ein, so entsteht der berüchtigte "Doppel-Wumms" beim Überqueren der "Lärmrinnen" nicht. Doch die Realität sieht anders aus: Viele Autofahrer fahren schneller. "Haltet euch an das Tempolimit", appelliert Tobias Handtke. Verständnis habe auch er für die Anwohner. Er wünsche sich deshalb mehr gegenseitige Rücksichtnahme.
Styroporplatte als provisorische Hilfe
Mittlerweile hat sich Heino Köster eine Styroporplatte für das Dachfenster in seinem Schlafzimmer zugelegt. Das bringt er nun provisorisch jeden Abend davor an, damit die lauten Geräusche zumindest etwas gedämmt werden. Ans Schlafen mit offenem Fenster, wie Köster es früher im Sommer gerne tat, ist aber nicht mehr zu denken. Köster denkt deshalb über eine permanente Lärmisolation an seinem Schlafzimmerfenster nach und hat sich bereits einen Kostenvoranschlag eingeholt. Ein teurer Spaß, den der Rentner im schlechtesten Fall ganz alleine finanzieren muss. "Das ärgert mich wirklich, das wäre nicht nötig gewesen."
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