Giftige Chemikalien
EU verbietet bunte Tätowierfarben

Tätowiererin Melanie Jürgens-Solle sticht ein Hand-Poke-Tattoo
 | Foto:  Atelier Bunter Fuchs
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sv. Neu Wulmstorf. Die Erinnerung an einen geliebten Menschen mit einem Bild oder Schriftzug für immer auf der eigenen Haut festhalten, prägende Erlebnisse verewigen oder die eigene Persönlichkeit mit einzigartigen Designs zum Vorschein kommen lassen - mit farbenfrohen Motiven verwandeln Tattoofans ihren ganzen Körper in ein einzigartiges Kunstwerk. Doch wer sich zukünftig ein Tattoo stechen oder auffrischen lassen möchte, wird keine so große Auswahl haben:
"Schwarz, Grau und Weiß", zählt Melanie Jürgens-Solle, Betreiberin des Tattoo- und Piercingstudios "Atelier Bunter Fuchs" in Neu Wulmstorf, auf. "Das sind die Farben, die uns jetzt noch bleiben."
Denn durch die neue EU-Verordnung sind seit Anfang Januar potenziell giftige Chemikalien in Tattoo-Farben verboten und nur noch sogenannte REACH-konforme Farben erlaubt (REACH: Registrierung, Evaluierung und Autorisierung von Chemikalien). Da es aber noch keine wirklichen Alternativen gibt, fallen den Tätowierern nun alle bunten Farbtöne weg und die Übrigen werden knapp.
"Von rund 20 Herstellern haben vielleicht zwei REACH-konforme Farben. Wir hatten Glück, noch Schwarz zu bekommen", erzählt Melanie Jürgens-Solle. Wieder und wieder habe sie die Website des Herstellers an einem Tag aktualisiert, bis sie etwas bestellen konnte.
2015 wurde die Europäische Chemikalienagentur von der Europäischen Kommission beauftragt, die Gesundheitsrisiken von Chemikalien in Tätowierfarben und Permanent Make-up zu prüfen. Mit dem Ergebnis, dass Krebs- und Gesundheitsrisiken nicht ausgeschlossen werden können. Jürgens-Solle hatte in ihrer Laufbahn unter ihren Kunden bislang jedoch nur zwei Fälle von ungewöhnlichen Hautreaktionen auf Tattoos. Grundsätzlich findet sie das Verbot giftiger Chemikalien in Farben gut, aber sie fürchtet auch, dass viele Tätowierer nun große Verluste machen werden.
"Die meisten dachten wohl, dass die Frist noch verlängert wird oder dass die Petitionen gegen die Verordnung Wirkung zeigen", sagt die Tätowiererin. Sie kann sich vorstellen, dass einige bald illegal die nicht-konformen Farben tätowieren werden.
Melanie Jürgens-Solle ist glücklicherweise nicht so stark von den Einschränkungen betroffen. Knapp 85 Prozent der Tattoos würden sie und ihre Mitarbeiterinnen im Neu Wulmstorfer Atelier ohnehin in Schwarz stechen, zumal sie selbst nur mit der Hand-Poke-Technik arbeitet - ihre Tattoos also per Hand und nicht mit der Maschine sticht.
Melanie Jürgens-Solle hat grundsätzlich das Vertrauen, dass die Hersteller mit Hochdruck an neuen Farben forschen. "Aber die Farben müssen dann erst einmal ausführlich getestet werden, bevor sie auf den Markt gebracht werden können." Zudem kann sie sich vorstellen, dass der Pandemie-bedingte Rohstoffmangel die Entwicklung der neuen Farben verlangsamen könnte. Eine neue EU-Verordnung verbietet seit Anfang Januar giftige Chemikalien, die in fast allen Tattoo-Farben enthalten sind. Stattdessen sind nun nur noch REACH-konforme Farben erlaubt (REACH: Registrierung, Evaluierung und Autorisierung von Chemikalien). Was nach einer logischen Maßnahme klingt, trifft die Tattoo-Branche schwer. Denn die Mehrheit der für bunte Tattoos benötigten Farben erfüllt die neuen Richtlinien der sogenannten REACH-Verordnung nicht.

Tätowiererin Melanie Jürgens-Solle sticht ein Hand-Poke-Tattoo
 | Foto:  Atelier Bunter Fuchs
Auch an die schwarzen Farben heranzukommen, wird schwieriger | Foto: Atelier Bunter Fuchs
Redakteur:

Svenja Adamski aus Buchholz

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