"Hexenkram" im Straßenverkehr
bc. Neu Wulmstorf. Internet, Handys, Navigationsgeräte: Alles "Hexenkram", finden meine Großeltern. Technische Innovationen sind nicht ihr Ding. Was sie wohl erst über Parklenk-Assistenten denken mögen? Systeme, bei denen Autofahrer die Hände vom Steuer nehmen können, und der Computer den Wagen selbstständig in die Lücke lenkt. Das WOCHENBLATT macht die Probe aufs Exempel.
Gemeinsam mit Steffen Weseloh (37), Verkaufsberater im Neu Wulmstorfer "Autohaus S&K", machen wir uns im Toyota Auris auf den Weg - zunächst durchs örtliche Gewerbegebiet. Weseloh entdeckt eine Parklücke.
Bevor wir die Lücke passieren, schaltet er per Knopfdruck das System ein. Wir fahren vorbei. Nichts passiert. Warum nicht? Die Erklärung ist einfach: Die Parklücke ist zu klein. Sie muss mindestens 90 Zentimeter länger als das Auto sein. Was der Park-Assistent nicht schafft, packt Steffen Weseloh im Handumdrehen. Der Toyota steht sauber am Kantstein.
Nächster Versuch, größere Parklücke. Hier sollte es passen. Ein Piepton ertönt, auf dem Display erscheint ein Zeichen. Die quer zur Fahrtrichtung ausgerichtete Mess-Sensorik hat die Lücke erkannt, errechnet den Einpark-Winkel. Weseloh legt den Rückwärtsgang ein.
Die von einem Elektromotor angetriebene Servolenkung führt das Manöver selbstständig aus. Demonstrativ nimmt Weseloh die Hände vom Steuer und "ergibt" sich der Technik. Das System heißt SIPA (Simple Intelligent Parking Assist) und funktioniert nur beim Rückwärts-Einparken in Längsrichtung - die Königsdisziplin des Einparkens.
In Schrittgeschwindigkeit setzen wir zurück. Gas geben muss der Fahrer selbst. Drückt er zu sehr aufs Tempo, bricht der Computer den Parkvorgang ab. In zwei Zügen steht der Wagen perfekt in der Lücke - die Räder parallel zum Bordstein. Eine echte Hilfe für Autofahrer, die im Verdacht stehen, beim Einparken kein allzu großes Selbstvertrauen auszustrahlen.
Warum kann der Wagen nicht auch automatisch bremsen? "Das hat rechtliche Gründe", erklärt Weseloh. Da der Fahrer selbstständig Gas gibt und bremst, bleibt er in der Verantwortung.
An seine Grenze stößt das System in der viel befahrenen Neu Wulmstorfer Bahnhofstraße. Weil der Verkehr von hinten drängelt und zu dicht auffährt, berechnet der Wagen einen falschen Winkel. Steffen Weseloh muss den automatischen Einpark-Vorgang abbrechen. Ein gutes Beispiel dafür, dass man sich in keiner Lebenssituation zu sehr von moderner Technik abhängig machen sollte.
• Einpark-Assistenten gibt es seit einigen Jahren. Die Technik wird immer ausgereifter. Audi, BMW, Ford, Mercedes, Seat, Škoda, Toyota, VW und Kia bieten mittlerweile Parklenk-Assistenten an, um nur einige Autobauer zu nennen.
Redakteur:Björn Carstens aus Buxtehude |
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