Fehlplanung: Bushäuschen noch nie angefahren
Hier kann man lange warten
Ein Bushäuschen sorgt nicht nur bei einer Neu Wulmstorfer WOCHENBLATT-Leserin für Verwunderung. In ihrer Nachbarschaft, an der Erich-Kästner-Straße, entstand im Zuge der Bauarbeiten für das Neubaugebiet Lessinghöfe in den Jahren 2019/20 eine Bushaltestelle mit nagelneuem Bushäuschen. Sinnvoll, möchte man meinen, die Errichtung des Häuschens gleich in einem Abwasch mit zu erledigen. Gar nicht so sinnvoll ist das allerdings, wenn herauskommt, dass an diesem Bushäuschen noch kein einziger Bus gehalten hat - und das seit mehreren Jahren. "Ich wohne seit viereinhalb Jahren hier. Als dann ein Bushäuschen installiert wurde, dachten wir alle, irgendwann würde der Bus hier halten", sagt die Anwohnerin. Aber nichts passierte. So steht es jetzt noch da, trotzt Wind und Wetter und fristet sein Dasein als eine Art Deko-Objekt für die Nachbarschaft: Wer Platz nimmt, braucht ordentlich Sitzfleisch.
Aber wie kam es dazu? Das WOCHENBLATT hat bei der Gemeinde Neu Wulmstorf nachgefragt: "Der Bau der Haltestelle ist im Rahmen der Erschließung des Wohngebietes Lessinghöfe durch den Erschließungsträger auf der Grundlage einer vertraglichen Vereinbarung erfolgt. Während der Bauphase ist der Verlauf der Buslinie, mit der dieses Wohngebiet an den ÖPNV angeschlossen wird, geändert worden", erklärt die Abteilung Sport und Immobilien der Gemeinde. Demnach sei das Häuschen trotz oder nach Kenntnisnahme - genau lässt sich das nicht rekonstruieren - über die veränderten Buspläne fertiggestellt worden, um dann einfach ad acta gelegt zu werden. Ein Rückbau kam in diesem Fall wohl nicht infrage.
Dass an der Erich-Kästner-Straße aber überhaupt eine Bushaltestelle geplant war, ist verwunderlich, da sich nur 180 Meter weiter die nächste Bushaltestelle an der Fritz-Reuter-Straße befindet. Und die wird sogar angefahren, von der Linie 540.
Besonders skurril wird es, wenn man sich im Internet den Fahrplan der Ringlinie anschaut. Denn im Fahrplan ist die Erich-Kästner-Straße aufgeführt. Die KVG weiß allerdings nichts von dem Bushäuschen. "An dieser Stelle hält kein Bus und es hielt auch noch nie einer", bestätigt Oliver Blau, Pressesprecher KVG Stade, auf WOCHENBLATT-Nachfrage. Das Unternehmen habe nicht einmal Kenntnis darüber, dass sich an der Erich-Kästner-Straße eine Haltestelle befindet.
Die Errichtung des Bushäuschens dürfte ein paar tausend Euro gekostet haben - dafür, dass es zwecklos in der Gegend herumsteht und Busfahrwillige verwirrt. Ein paar tausend Euro, die vielleicht nicht sonderlich viel erscheinen. Rechnet man die allerdings auf Kommunen deutschlandweit mit ähnlichen Fehlplanungen hoch, summiert sich das Ganze schnell zu einer ordentlichen Summe im Millionenbereich.
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