Aktion „Liebesattacken“
Jugendliche helfen Obdachlosen
bim. Neu Wulmstorf. Sie packen dicke Pullover, wetterfeste Jacken, Hosen, Decken und Schlafsäcke in transparente Tüten. Auf jede Tüte wird ein Zettel mit dem genauen Inhalt geklebt. 207 Tüten haben Jugendliche der Evangelischen Jugend Neu Wulmstorf-Elstorf in der vergangenen Woche im Gemeindehaus für Obdachlose in Hamburg gepackt. Sie nennen ihre Aktion „Liebesattacken“. Zum ersten Mal brachten sie die Tüten und Hygieneartikel am vergangenen Donnerstag zum „Hamburger Gabenzaun“ am Heidi-Kabel-Platz hinter dem Hauptbahnhof. Ein weiterer Einsatz ist für kommenden Freitag geplant.
Der "Hamburger Gabenzaun" steht auf öffentlichem Grund und wird vom Bezirksamt geduldet. Niklas Nadolny, Diakon der Nachbarschaft Neu Wulmstorf-Elstorf, hat bei dem Verein nachgefragt, was gebraucht wird: warme Kleidung, vorwiegend für Männer, und Hygieneartikel. Die Hygieneartikel wurden von einer Kollekte des Jugendgottesdienstes in Höhe von 90 Euro finanziert.
Alina Menne, die in der Ev. Jugend Neu Wulmstorf-Elstorf aktiv ist und schon mehrfach benötigte Kleidung mit der „Freiwilligen-Hilfe-Idee“ (FH-Idee) der Berufsbildenden Schule Buxtehude zum Gabenzaun gebracht hat, gibt beim Packen Tipps und erzählt von ihren Erfahrungen. Sie weiß, dass die Jugendlichen unsicher sind, wie sie die Obdachlosen ansprechen sollen: „Zuerst weiß man nicht, was man fragen oder sagen soll. Die Obdachlosen sind rücksichtsvoll, sie kommen meist auf uns zu, freuen sich und danken uns“, sagt Alina. Nach ihren ersten Besuchen empfand sie es als Privileg, abends zu duschen und im warmen Haus zu essen und zu schlafen. „Da geht einem vieles durch den Kopf. Daher werden Niklas und ich nach den Besuchen noch mit den Jugendlichen sprechen und sie fragen, wie es ihnen erging.“
Gibt es beim Abnehmen der Tüten Drängeleien, dann schreiten Zaunhelfer ein. „Ich kann es verstehen, es geht ums Überleben für diese Menschen im kalten Winter. Wer bekommt feste Schuhe, wer die dicke Jacke?“, sagt Alina Menne. Erschreckt haben sie die abwertenden Blicke mancher Passanten. „Die guckten uns mitleidig an, so als könnten sie sich nicht vorstellen, dass Jugendliche Obdachlosen helfen.“ Niklas Nadolny hofft, dass auch Jugendliche anderer Kirchengemeinden sich diese oder ähnliche Hilfsaktionen suchen. „Im Vorgespräch zu unserer Aktion sagten die Jugendlichen, dass Jesus ein Vorbild für sie sei. Er hatte auch Menschen am Rande der Gesellschaft geholfen. Das ist ihre Motivation“, sagt Niklas Nadolny.
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