"Mein Herz ist voller Kunst"
Ein syrischer Künstler möchte in Neu Wumstorf Fuß fassen und seine Werke ausstellen
Kunst ist sein Leben: Der Syrer Mohammad Maghanis (27) zeichnet, malt, formt Skulpturen. Fotos dienen ihm häufig als Motiv, doch nicht ausschließlich. Unter seinen Werken befindet sich auch eine Zeichnung von Bundeskanzlerin Angela Merkel, mit Bleistift detailgetreu direkt nach seiner Flucht aus Syrien zu Papier gebracht. Seine Motivwahl hat sich durch den Krieg geändert, oft sind traurige oder müde Menschen auf seinen Werken zu sehen, großartig und realistisch gezeichnet, akribisch, bis ins kleinste Detail.
In seiner Heimat habe er eine meterlange Mauer farbig bemalt, das Foto, was er dazu zeigt, ist beeindruckend. „Die Dozenten an der Uni fanden meine Werke großartig, sie haben zu mir gesagt: ‚Das ist es, was du in deinem Leben machen solltest.‘“
Große Träume habe er, was seine Kunst betrifft, doch die könne er sich in Syrien nicht erfüllen. Zwei Jahre habe er studiert, wollte an der Uni seinen Master machen. Da wurden die Zustände in Syrien schlimmer. Für Maghanis gab es nur noch die Flucht. „Ich bin aus vollem Herzen und mit ganzer Leidenschaft Künstler. Das möchte ich leben und mit meiner Kunst Teil der Gesellschaft sein.“
Gut zwei Monate ist es her, seit Mohammad Maghanis mit seinem Bruder Sami (25) in der Heideresidenz in Neu Wulmstorf angekommen ist. Stillstand ist nichts für die jungen Männer. Sie möchten Deutsch lernen, nicht rumsitzen, sie wollen vorwärts kommen, Menschen treffen und - einer von Maghanis‘ größten Wünschen - „meine Kunst in Deutschland ‚unterbringen‘.“ Zu gern möchte der Künstler seine Werke ausstellen. Er sucht Menschen, die ihm das in einer geeigneten Einrichtung ermöglichen können. Dazu müsse er seine Sammlung jedoch noch kräftig aufstocken, so der Syrer, denn mitnehmen konnte er auf der Flucht von seinen Kunstwerken nichts.
Alle Familienmitglieder seien Lehrer, alle, bis auf Mohammad. „Schon als Kind habe ich überall, wo ich gegangen und gestanden bin, gezeichnet. Alles Schöne, was mir vors Auge kam.“ Doch jetzt gebe es in seiner Heimat nichts Schönes mehr, alles sei kaputt.
Mohammad Maghanis kann es kaum erwarten, künstlerisch tätig zu werden. Derzeit zeichnet er in erster Linie, zum Bau von Skulpturen fehlen ihm Materialien. Gerade wartet Maghamis auf Ton, den ihm jemand spenden möchte.
Er käme aus einem kleinen Ort in der Nähe von Aleppo, erzählt er, nach Damaskus mit ca 2,5 Millionen Einwohnern die zweitgrößte syrische Stadt. Außer seinen Eltern habe er auch zwei Brüder und zwei Schwestern zurückgelassen. „Ich denke oft an sie und werde sehr traurig. Die Gefahr, ums Leben zu kommen, ist einfach groß.“
Sein nächstes Zeichenmotiv ist Bürgermeister Wolf-Egbert Rosenzweig. Dessen Einwilligung hat er schon.
Redakteur:Alexandra Bisping |
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