Neu Wulmstorf: "Wir wollen hierbleiben"
Flüchtlinge müssen raus: Unterkunft an der Hauptstraße schließt
ab. Neu Wulmstorf. Wieder ein Weg ins Ungewisse. Wieder Hab und Gut zusammenpacken. Wieder ein Abschied von Freunden. Die Flüchtlingsunterkunft an der Hauptstraße in Neu Wulmstorf schließt jetzt. Anfang der Woche mussten die Bewohner ihre Sachen packen. Von den 31 dort untergebrachten Männern können neun in Neu Wulmstorf bleiben, haben ab jetzt eine eigene Wohnung oder ziehen in eine der beiden anderen Unterkünfte im Ort. 22 werden im Landkreis Harburg verteilt.
Am Montagmorgen ist die Stimmung angespannt: Diejenigen, die ausziehen müssen, wollen bleiben. Diejenigen, die in Neu Wulmstorf eine neue Bleibe gefunden haben, wollen ihre Freunde nicht ziehen lassen. „Wir haben jetzt jahrelang unter einem Dach gewohnt, für mich sind es Brüder, die fortgehen“, sagt einer, der weiterhin in Neu Wulmstorf wohnt.
Ein Mann aus dem Libanon ist wütend: Die Behörde habe ihm zugesagt, dass es eine andere Lösung geben werde. Nun muss er doch in eine Unterkunft nach Salzhausen ziehen. Das sei bestimmt abgelegen, vermutet der Mann und befürchtet, dort habe er keine Chance, sich weiterzuentwickeln.
Alaa (27), vor vier Jahren ebenfalls aus dem Libanon nach Neu Wulmstorf gekommen, bestätigt, dass allein der Weg von der Unterkunft zum nächsten Geschäft weit sei. Er selbst wird nach Maschen gebracht, will ebenfalls lieber in Neu Wulmstorf bleiben.
Fünf Jahre lang haben Dadzie und Habib aus Ghana in Neu Wulmstorf gewohnt. Auch sie bedauern ihren Auszug. „Die Unterkunft war sehr klein, aber wir haben uns trotzdem wohl gefühlt“, sagt Dadzie. Mit den Mitbewohnern habe man ein sehr freundschaftliches Verhältnis gepflegt. Auch er verwendet in diesem Zusammenhang das Wort „Brüder“.
Habib erklärt, er verstehe nicht, warum er wegmüsse. Er besuche eine Schule in der Gegend, sein Kursus geht noch bis Ende April. Jetzt kämen er und Dadzie nach Wulfsen in einen Container.
Die Unterkunft an der Hauptstraße werde geschlossen, weil der Mietvertrag auslaufe, erläutert Landkreissprecher Bernhard Frosdorfer. Aufgrund der hohen Kosten seien weitere Schließungen vn Unterkünften im Landkreis geplant. Mit Fragebögen sei vorher geklärt worden, welche Prioritäten die Flüchtlinge setzen. „Arbeit und medizinische Versorgung sind unter anderem Gründe, in Neu Wulmstorf wohnen zu bleiben oder in eine nahe gelegene Unterkunft zu kommen“, sagt Frosdorfer. Alle innerhalb Neu Wulmstorfs umzuverteilen sei aus Platzgründen nicht möglich gewesen. „Dann wäre es in den anderen Unterkünften sehr eng geworden.“
• In Neu Wulmstorf leben nach der Schließung der Unterkunft rund 250 Flüchtlinge. In Winsen sowie in Jesteburg wurde je eine Unterkunft geschlossen. Insgesamt sollen im Landkreis in diesem Jahr sechs Unterkünfte aufgegeben werden.
Redakteur:Alexandra Bisping |
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