Neu Wulmstorf: Walls Can Dance
So werden Häuser zur Leinwand für Street Art
sv. Neu Wulmstorf. Statt feiner Pinsel und Farbtuben hält der italienische Street-Art-Künstler Millo eine Malerrolle und einen ganzen Eimer mit blauer Farbe in der Hand. Er steht auch nicht vor einer Staffelei, sondern auf einem Hubwagen, denn seine Leinwand ist über zehn Meter hoch und selbst von den Bahnsteigen des Neu Wulmstorfer Bahnhofs aus gut zu sehen. So riesig ist das Wandgemälde, dass Millo immer wieder auf Abstand gehen muss, um das große Ganze zu sehen.
Es ist das zweite Mal, dass der Italiener für das Projekt "Walls Can Dance" nach Deutschland gereist ist. Eines seiner vielen Murals (Fassadenmalereien) ziert bereits eine Häuserfassade am Wallgraben in Harburg, die anderen sind auf der ganzen Welt verteilt. "Kunst und deine Vorstellungskraft können dich überall hintransportieren, das ist das Wichtigste, was ich mit meinen Werken vermitteln möchte", sagt Millo, der aus einer kleinen Gemeinde in Brindisi kommt, für seine Arbeit aber in der ganzen Welt unterwegs ist.
Für seine großen Wandgemälde fängt er ganz klein mit einem Entwurf auf Papier an. "Der ist noch gar nicht so detailliert, damit ich die jeweiligen Gegebenheiten vor Ort mit in das Bild einarbeiten kann", sagt Millo. Auf die Wand skizziert er das Bild dann mithilfe eines an einem vier Meter langen Stab befestigten Pinsels, bevor er, seine Lebensgefährtin und ein Erasmus-Student gemeinsam die Flächen mit Farbe füllen. Sein architektonischer Mal-Stil, der sanfte Riesen inmitten städtischer Gebäude und kleinste Details zu einem riesigen Wimmelbild verschmelzen lässt, auf dem es immer wieder Neues zu entdecken gibt, ist einzigartig.
Walls Can Dance
"Mit dieser größten Freiraumgalerie Norddeutschlands bringen wir Kunst dahin, wo ein jeder sie sehen kann", sagt Lukas Grellmann, Co-Initiator von "Walls Can Dance". 13 Fassadenmalereien sind bereits im Großraum Harburg entstanden. Dabei sei es laut Grellmann gar nicht so leicht, Eigentümer zu finden, die ihre Flächen für Street Art zur Verfügung stellen und die Projekte finanziell unterstützen. "Die meisten Werke entstehen mithilfe von Fördermitteln und Crowdfunding. Darum ist das Mural in Neu Wulmstorf eine Premiere: Es ist das erste Werk, das vollständig privat finanziert wurde."
Beauftragt und finanziert wurde das Wandgemälde von der HBI und fünf Wohnungseigentümern. "Ich bin schon vor einiger Zeit durch meine Leidenschaft für Kunst auf das "Walls-Can-Dance-Projekt" aufmerksam geworden", sagt André Cordes, Prokurist von der HBI. "Ich halte gerne Ausschau nach Street Art auf meinen Städtetouren. Vor zwei Jahren dann konnte ich mir auf einer der "Walls-Can-Dance"-Touren die großartigen Werke in Harburg ansehen und war begeistert." Schnell waren sich HBI und Eigentümer einig: Die Nordfassade des Wohn- und Geschäftsgebäudes südlich vom Bahnhof in Neu Wulmstorf könnte einen bunten Anstrich vertragen.
"Es passte einfach alles", sagt Cordes. "Für das Motiv hatten wir den Wunsch geäußert, dass die Fassadenmalerei unsere Region mit der Schifffahrt und der Elbe widerspiegeln soll. Anfang Mai erhielten wir dann schon einen detaillierten Entwurf und mit dem fertigen Werk sind wir jetzt alle sehr zufrieden. Ich bin schon gespannt auf die erste S-Bahn-Fahrt, wenn ich das Wandgemälde vom Bahnhof aus sehe, und wie viele Details ich neu entdecken werde."
Die Fassadenmalerei von Millo in Neu Wulmstorf wurde vergangene Woche feierlich eingeweiht. Wer sie sich einmal ansehen möchte, muss nur einen Blick aus dem Zug werfen. Die verschiedenen "Walls-Can-Dance"-Stationen können übrigens in regelmäßig stattfindenden Touren besucht werden.
Redakteur:Svenja Adamski aus Buchholz |
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