Anwohner genervt vom Chaos
Wild-West-Szenen an der A26-Abfahrt
Der Wilde Westen tobt – zumindest, wenn es um die Verkehrssituation an der Auf- und Abfahrt zur A26 in Neu Wulmstorf geht. Wie das WOCHENBLATT vor einigen Wochen berichtete, verzögert sich die Fertigstellung des 8,7 Kilometer langen A26-Abschnitts zwischen Neu Wulmstorf und der A7 in Hamburg-Moorburg von 2026 auf frühestens 2028. Diese Entscheidung hat die Stimmung in der Gemeinde ordentlich angeheizt, denn mittlerweile ist das Fahrverhalten der wilden "Verkehrs-Desperados" zur neuen Normalität an der A26-Auf- und -Abfahrt in Neu Wulmstorf geworden. Sie missachten geltende Verkehrsregeln, rasen und vollziehen waghalsige Wendemanöver. Sowohl Anwohner als auch Gemeinde sind zunehmend frustriert, während die "Gesetzlosen" auf der A26 und den Umleitungsstrecken weiterhin ihr Unwesen treiben. Viele sprechen bereits davon, dass der "Wilde Westen" auf den Straßen rund um Neu Wulmstorf regiert.
"Es wird gefahren, ohne Rücksicht auf Verluste", erzählt Rübker Andreas Wagner. "Es herrscht dort eine richtige Wild-West-Manier." Besonders in den Morgenstunden, zwischen 5 und 7 Uhr, gehe es schlimm zu, an der A26-Auffahrt Neu Wulmstorf. "Die Hälfte aller Pkw- und Lkw-Fahrer halten sich an keine Regeln", sagt Wagner, der seit einiger Zeit eine deutliche Verschlimmerung im Fahrverhalten der "Landstraßen-Cowboys" erkennt.
Besonders heikel: Viele Fahrzeuge machen von Stade aus kommend eine verbotene, spitze Kehrtwende an der A26-Abfahrt, um in Richtung Neuenfelde weiterzufahren. Ihm selbst ist an dieser Stelle deshalb vor einigen Monaten ein Lkw in die Seite gefahren. Fahrzeuge würden den Verkehr behindern, da die Straßen zugefahren werden. Zudem biegen Auto- und Lastkraftfahrer trotz eines Schilds, das die Fahrtrichtung vorschreibt, von Rübke kommend einfach rechts auf die A26 ab - und das vermehrt. Bei einer einzigen Fahrt beobachtete die WOCHENBLATT-Redaktion bereits vier derartige Verstöße. Mittlerweile halte sich kaum noch jemand an die Vorschriften - egal ob Pkw, Lkw oder Bus. Von den häufigen Wendemanövern der Lastkraftwagen eingedellt, zeigen sich an den an der Fahrbahn stehenden Kies-Big-Bags bereits erhebliche Spuren, berichtet Andreas Wagner. Und doch ändere sich nichts. "Je länger es dauert, desto schlimmer wird es", so der Rübker.
"Das Falschabbiegen hat sich mittlerweile so eingebürgert, dass es zur Normalität geworden ist. Solange keine Konsequenzen folgen, halten sich immer weniger an die Vorschriften." Die wurden ursprünglich aufgestellt, um den Verkehr zu lenken und die umliegenden Orte zu entlasten. Doch auch in Rübke herrscht der Wilde Westen. Wo eigentlich Tempo 30 ist, preschen viele Autofahrer mit deutlich erhöhter Geschwindigkeit entlang und nutzen die Verkehrsinsel teilweise sogar als Überholspur. "Dort wird es irgendwann richtig krachen", prognostiziert Wagner. Die Menschen in Rübke haben beinah kapituliert, berichtet er, es sei ein Kampf gegen Windmühlen. Die erneute Verzögerung der Fertigstellung sei dennoch ein Schlag ins Gesicht. "Die Leute sind wirklich angefasst. Wir haben das Gefühl, es interessiert auch niemanden mehr."
Das sagen Polizei und Gemeinde
Die Polizei kennt die Problematik, die mit dem Missachten der Verkehrsregelungen an der A26-Auf- und Abfahrt Neu Wulmstorf einhergeht. "Es sind dort gelegentlich Unfälle leichter Art zu beobachten. Es kann aber nicht von einem klassischen Unfallschwerpunkt gesprochen werden", so die Pressestelle der Polizeiinspektion Harburg auf WOCHENBLATT-Anfrage. Es gebe vor allem Probleme mit Falschabbiegern, durch die es zu gefährlichen Situationen und Staubildungen komme. Im Rahmen dessen ruft die Polizei nochmal zur Einhaltung der Verkehrsregelungen auf.
Dass das Missachten von Verboten die größte Herausforderung ist, weiß auch die Gemeinde. "Nur mit Appellen, sich an die Regeln zu halten, wird man Verkehrssünder nicht erreichen", sagt Bürgermeister Tobias Handtke. "An dieser Stelle sind gefährliche Wendemanöver zu beobachten, es ist dort größte Vorsicht geboten. Das ist auch ein Grund, warum es so wichtig ist, dass das fehlende Brückenstück der L235 endlich angegangen wird." Handtke äußerte seine Kritik daran jüngst im Zuge des Bekanntwerdens der Verzögerung der A26-Fertigstellung. "Zumindest würde das bei der begrenzten Auf- und Abfahrt die Übersichtlichkeit erhöhen", sagt er.
Die Gemeinde hat nach Bekanntwerden der Verzögerung unverzüglich die zuständigen Stellen und Behörden zu Gesprächen eingeladen, der Termin wird, in enger Abstimmung mit der Ratspolitik und der ADR (Arbeitsgemeinschaft Dorferhaltung Rübke), in den Wochen nach den Herbstferien stattfinden.
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