"Windkraftanlagen waren damals en vogue"

Klaus Jansen an den Windkraftanlagen in Neu Wulmstorf
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bim. Neu Wulmstorf. "Früher", so sagt Klaus Jansen aus Neu Wulmstorf-Ohlenbüttel, "war Windkraft en vogue." Und es gab seitens der Bundesregierung finanzielle Anreize für die Windkraftanlagenbauer. Er und seine elf Mitstreiter seien "Überzeugungstäter" gewesen, wollten etwas für die Umwelt tun und - wenn es gut läuft - noch ein wenig Geld verdienen, so Jansen. Gemeinsam finanzierten sie eine 1,3 Millionen Euro teure Windenergieanlage, die an diesem Wochenende die 20Millionste Kilowattstunde (KW/h) Strom ins Netz speist.
2001 hatten zwölf Freunde und Bekannte aus der Region ihre KG gegründet. "70 Prozent der Investitionssumme waren finanziert, 30 Prozent hatten wir selbst", erzählt Jansen. 2002 ging ihre Anlage ans Netz. Zehn Jahre später war die KG schuldenfrei und konnte erste Auszahlungen vornehmen.
Die finanziellen Anreize sollen jedoch bald wegfallen. Ausgerechnet in einer Zeit, da von einer "Energiewende" gesprochen wird und regenerative Energien mehr denn je gestärkt werden sollen. "Bis 2022 haben wir noch eine gesicherte Ertragsvergütung. Dann werden wir auf den freien Strommarkt entlassen", sagt Jansen. Denn nach 20 Jahren endet die durch das Energieeinspeisegesetz garantierte Festvergütung für die Kilowattstunde. Bekommen Jansen und Co. derzeit noch 9 Cent, betrage der Preis auf dem freien Strommarkt momentan ca. 3 Cent. "Mit diesem Preis rechnet sich keine Stromproduktion, weder bei Kohle oder Wasser als Energieträger noch bei Wind, Sonne oder Biomasse", sagt Jansen. Er und seine Mitstreiter überlegen, ob sie ihre Anlage dann verkaufen oder abbauen. Und das, obwohl die Anlage im Windpark in Ohlenbüttel nach jetzt 13 Jahren noch in einem guten Zustand sei und ein Weiterbetrieb unter technischen Aspekten auch über 20 Jahre hinaus wohl möglich wäre.
"Heute ist Windenergie ein riesiges Geschäft, das mit Überzeugung nicht mehr viel zu tun hat. Wir sind mit unserer Anlage ein viel zu kleiner Player", erklärt Jansen enttäuscht.
Er befürchtet auch, dass sich Windkraftanlagen für den "kleinen Mann" mit Blick auf das vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) geplante Ausschreibungsverfahren für alle Formen regenerativer Energien nicht mehr rechnet. Ab 2017 soll die finanzielle Förderung des Ökostroms demnach nicht mehr per Gesetz geregelt werden, sondern über Ausschreibungen, in der sich Anlagenbetreiber mit ihren Kosten bewerben. "Das beinhaltet sechs- oder siebenstellige Vorlaufkosten für Beplanung und Begutachtung. Erhält man keinen Zuschlag, ist das investierte Geld weg", erläutert Jansen. Das Bundeswirtschaftsministerium versucht noch, beim Wettbewerbsschutz gegenzusteuern, indem Windkraftanlagen an Land von den Ausschreibungen ausgenommen werden sollen.
Trotz dieser "Stürme", die neuen Wind ins Erneuerbare Energien-Geschäft bringen, wollen die zwölf "Überzeugungstäter" der Ohlenbüttler Anlage ihre 20Millionste KW/h feiern und Interessierte voraussichtlich im Mai zu einem Tag der offenen Tür einladen.

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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