CDU verliert populäres Mitglied

Einst ein Herz und eine Seele: die beiden CDU-Politiker Malte Kanebley (li.) und Jan Lüdemann. Derzeit herrscht Eiszeit zwischen den Freunden | Foto: Montage MSR
  • Einst ein Herz und eine Seele: die beiden CDU-Politiker Malte Kanebley (li.) und Jan Lüdemann. Derzeit herrscht Eiszeit zwischen den Freunden
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bc. Neu Wulmstorf. Wie christlich ist die Neu Wulmstorfer CDU noch? Eine Frage, die ihr langjähriges und populäres Mitglied Jan Lüdemann (44) klar beantwortet: „Das Verhalten einzelner Personen ist unchristlich.“ Nach 25 Jahren ist er jetzt aus der Partei ausgetreten, kehrt zudem der CDU-Kreistagsfraktion und den Christdemokraten im Neu Wulmstorfer Rat den Rücken. Lüdemann fühlt sich von Parteifreunden hintergangen.

Im Nachhinein ist FDP-Grandseigneur Manfred Karthoff als Hellseher entlarvt. Das liberale Urgestein im Landkreis Harburg fragte bereits im Mai vergangenen Jahres, nachdem Lüdemann zweimal innerhalb kürzester Zeit gegen die CDU gestimmt hatte: „Sind Sie noch in der CDU, Herr Lüdemann?“ Auf schallendes Gelächter folgte die augenzwinkernde Antwort: „Ja..., ich bin die CDU.“ Lüdemann pochte immer auf seine Meinungsfreiheit innerhalb der Fraktion.

Das ist jetzt Vergangenheit. Was brachte das Fass zum Überlaufen? Die Geschichte: Auf dem Kreisparteitag am 14. März wird der Kreisvorstand der CDU neu gewählt. Michael Grosse-Brömer, parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion in Berlin, wird als CDU-Chef im Landkreis Harburg aufhören. Als Nachfolgerin steht die Jesteburgerin Britta Witte bereit. Lüdemann, bislang einer von drei stellvertretenden CDU-Kreisvorsitzenden, hatte sich nach eigenen Angaben bereit erklärt, erneut für den Vorstand zu kandidieren - allerdings ohne zu wissen, dass er abgesägt werden sollte.

Auf einer Ortsverbandssitzung der Neu Wulmstorfer CDU wurde Lüdemann nicht als Kandidat vorgeschlagen, sondern einstimmig sein Elstorfer Freund und politischer Wegbegleiter Malte Kanebley. Die Sitzung fand in Lüdemanns Gastwirtschaft „Zum Florians“ in Elstorf statt - allerdings ohne ihn, weil wenige Tage zuvor sein Vater verstorben war und er um eine politische Auszeit gebeten hatte. „Mit mir hat vorher keiner gesprochen. Erst nach der Sitzung wurde mir das Ergebnis beiläufig mitgeteilt. Es ist unmenschlich, mich in der Trauerphase politisch kalt zu stellen. Ich will kein Mitglied einer christdemokratischen Partei sein, in der solche Menschen das Sagen haben“, sagt Lüdemann tief getroffen.

„Ich habe Verständnis dafür, dass Jan Lüdemann mit dieser Entscheidung unzufrieden ist. Es war ausdrücklich keine Entscheidung gegen ihn, sondern für einen anderen Bewerber“, sagt Gerhard Käse, stellvertretender Ortsverbandschef in Neu Wulmstorf.

Dass der Zeitpunkt der Entscheidung in eine für ihn persönlich schwierige Zeit fiel, sei bedauerlich, ergänzt Malte Kanebley: „Es tut mir sehr leid, aber der Kreisparteitag und die vorgelagerten Gremiensitzungen sind so langfristig terminiert, dass kurzfristige Verschiebungen nicht mehr möglich sind.“ Lüdemanns Version eines Trauernden, der hinterrücks abgesägt wurde, hält er für konstruiert und unrichtig.

Im Kreistag wird sich aufgrund Lüdemanns Entschluss nicht viel ändern. Dort schließt er sich als parteiloses Mitglied der Gruppe CDU/Wählergemeinschaft an. Im Neu Wulmstorfer Rat wird die politische Landschaft hingegen ein wenig mehr durcheinander gewürfelt. Neben Lüdemann verlässt nämlich mit Philipp Cohrs ein weiteres CDU-Mitglied die Fraktion. Statt zwölf CDU-Ratsleute sind es jetzt nur noch zehn.

Lüdemann und Cohrs führen nach eigenen Angaben zur Zeit Gespräche mit anderen Ratsfraktionen. Dem Vernehmen nach soll Lüdemann schon länger mit einem Wechsel zur Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWG) geliebäugelt haben. Möglich ist aber auch, dass es bald eine eigene Fraktion „Lüdemann/Cohrs“ geben wird.

Redakteur:

Björn Carstens aus Buxtehude

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