"famila" in Neu Wulmstorf: Was sagt die Politik?
bc. Neu Wulmstorf. Jetzt wird es ernst in Sachen "famila": Am morgigen Donnerstag, 5. Dezember, befasst sich die Neu Wulmstorfer Politik zum ersten Mal in einer öffentlichen Ausschuss-Sitzung mit den Ansiedlungsplänen der Kieler Warenhauskette. Man darf gespannt sein, ob sich die Mitglieder des Bau-, Planungs- und Umweltausschusses (19.30 Uhr, Rathaus) zu klaren Positionen hinsichtlich eines "famila"-Verbrauchermarktes auf dem früheren Gelände der Möbel Meyn-Häuser hinreißen lassen.
Bisher befanden sich die Politiker laut eigenen Aussagen im Abwägungsprozess. Und auch Bürgermeister Wolf Rosenzweig (SPD) hat sich bis dato nicht eindeutig geäußert. "Es ist nicht Aufgabe von Politik und Verwaltung, den Wettbewerb in Neu Wulmstorf zu kontrollieren. Trotzdem muss abgewogen werden, wie sich 'famila' auf die Entwicklung der Bahnhofstraße in puncto eines möglichen Leerstandes auswirken würde", sagte Rosenzweig am Montag dem WOCHENBLATT.
Wie berichtet, strebt "famila" in Neu Wulmstorf den Bau eines Warenhauses mit einer Verkaufsfläche von ca. 3.500 Quadratmetern an. Hinzu kämen 275 Parkplätze. Die alten Meyn-Häuser neben dem neuen "Möbel Boss"-Markt sollen abgerissen werden. Der Vollsortimenter plant mit einem Investitionsvolumen von knapp acht Millionen Euro.
Die Neu Wulmstorfer Politik muss jetzt darüber diskutieren, ob sie den Bebauungsplan auf dem Meyn-Gelände ändern möchte oder nicht. Hintergrund: Wie berichtet, sind dort laut B-Plan bisher nur Möbel-, Bau- und Heimwerkermärkte mit einer Firsthöhe von 7,50 Metern erlaubt - zum Schutz der Einzelhändler im Ortszentrum an der Bahnhofstraße. Theoretisch könnte die Politik in einem B-Plan das Warensortiment von "famila" beschränken.
"famila" hat die Gemeindeoberen bereits darauf hingewiesen, dass das Unternehmen in der Lage sei, standortbezogen Sortimente anzupassen. Im Sortiment befänden sich 40.000 Artikel, davon seien 8.000 Drogerie-Artikel, 12.000 Non-Food-Artikel und 5.000 Textilartikel. Allerdings finde die Anpassung seine Grenzen, sobald die Grundbalance des Sortiments-Konzeptes gestört werde. In diesen Fällen sehe "famila" von einer Ansiedlung ab.
Falls die Politik beabsichtigt, den B-Plan zu ändern, muss sich Neu Wulmstorf zwingend mit den benachbarten Kommunen abstimmen. In einer Verwaltungsvorlage für die Politik heißt es dazu: "Es wird zu untersuchen sein, ob es eine Umsatzumverteilung gibt und wenn ja, zu welchen Lasten sie geht." Stichwort Kannibalisierungseffekte. Noch besitzt Neu Wulmstorf den Status eines Grundzentrums. Im neuen Regionalen Raumordnungsprogramms strebt die Gemeinde aber einen höheren Raumstatus mit sogenannter "mittelzentralörtlicher Teilfunktion" an. Die Folge wäre, dass sich leichter Gewerbe in der Gemeinde ansiedeln könnte. Rosenzweig dazu: "Ob die Gemeinde hochgestuft wird oder nicht, hat keine Auswirkungen auf eine Entscheidung bezüglich 'famila'."
Der Rathauschef sieht ein ganz anderes Problem: Wie soll die Zufahrt von der B73 auf das Gelände gelöst werden, ohne dass es einen Rückstau auf der Bundesstraße gibt? Ohne ein verkehrstechnisches Gutachten werde es wohl nicht gehen, so Rosenzweig.
• Unterdessen steht die geplante "famila"-Ansiedlung in Jesteburg (Landkreis Harburg) offenbar wieder auf tönernen Füßen. Nach der Stellungnahme der Industrie- und Handelskammer ist ein Gutachten der Gemeinde zur Verträglichkeit des Projektes angreifbar. Für ein kleines Grundzentrum wie Jesteburg sei das geplante Warenhaus eine Nummer zu groß.
Redakteur:Björn Carstens aus Buxtehude |
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