Mahnwachen in Mienenbüttel
LPT: Die Proteste gehen weiter
Demonstration auch in Hamburg / Landesausschuss wurde unterrichtet
bim. Mienenbüttel. Die Tierversuchsanstalt LPT in Mienenbüttel war jetzt Thema im niedersächsischen Agrarausschuss, dem auch der Stader Landtagsabgeordnete Helmut Dammann-Tamke (CDU) angehört. "Unser Wunsch war es, dass dargestellt wird, wie die Genehmigungspraxis bei Tierversuchen, auch anhand von Beispielen, aussieht, um beurteilen zu können, in welchem Ausmaß wir im 21. Jahrhundert noch Versuche an Säugetieren benötigen oder ob man sie reduzieren kann", so Dammann-Tamke. Dazu solle es voraussichtlich im Januar eine Anhörung geben.
Ein Vertreter des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves) unterrichtete den Ausschuss umfassend über Abläufe und Grundlagen der Genehmigungen.
"Zum LPT gab es keine konkreten Aussagen, weil die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Stade noch laufen", sagte der Abgeordnete. Das bestätigte Oberstaatsanwalt Johannes Kiers auf WOCHENBLATT-Anfrage. Es könne derzeit auch noch nicht gesagt werden, wann mit einem Abschluss der Ermittlungen zu rechnen sei.
Das WOCHENBLATT fragte beim Laves nach:
WOCHENBLATT: Wie viele Tierversuche werden pro Jahr vom Laves genehmigt?
Laves: Im Jahr 2018 wurden beim Laves 314 Tierversuche (2017: 332; 2016: 303) nach Beratung in der Ethikkommission nach Paragraf 15 Tierschutzgesetz genehmigt. Im Jahr 2018 wurden nach der "Meldung zu Versuchszwecken verwendeter Wirbeltiere oder Kopffüßer oder zu bestimmten anderen Zwecken verwendeter Wirbeltiere" insgesamt 224.083 Tiere (2017: 232.383; 2016: 286.267) in Versuchsvorhaben in Niedersachsen verwendet.
WOCHENBLATT: Für welche Substanzen werden diese Tierversuche vorgenommen?
Laves: Hierbei handelt es sich beispielsweise um Zulassungsuntersuchungen neuer Arzneimittel oder Impfstoffe. Auch werden im Rahmen der Grundlagenforschung z.B. neuartige antibakterielle Wirkstoffe getestet.
WOCHENBLATT: Sind Tierversuche an Säugetieren heutzutage wirklich noch notwendig?
Laves: Die Unerlässlichkeit von Tierversuchen wird einzelfallbezogen im jeweiligen Antrag geprüft. Die Zwecke, zu denen ein Tierversuch durchgeführt werden darf, sind abschließend gesetzlich festgelegt. Die Unerlässlichkeit der Durchführung eines Tierversuchs zu einem dieser Zwecke wird insbesondere anhand der Darlegung der wissenschaftlichen Erkenntnisse geprüft. Voraussetzung für die Durchführung eines Tierversuches ist, dass die angestrebte wissenschaftliche Erkenntnis zu einem noch ungelösten Problem nur im Rahmen eines Tierversuchs und nicht durch andere Methoden oder Verfahren zu erreichen ist. Hierzu ist der Antragsteller verpflichtet, Recherchen durchzuführen. Diese Angaben werden ebenfalls geprüft.
• Am 16. November von 14 bis 18 Uhr findet am Hamburger Hauptbahnhof eine weitere Demonstration gegen das LPT statt "vor den Toren der Politiker, die das Todeslabor dicht machen können", so die "Soko Tierschutz".
• Auch die Mahnwachen vor dem LPT in Mienenbüttel gehen weiter. Meist treffen sich rund 30 bis 50 Tierschützer jeweils freitags dort und fordern dessen Schließung. Die Tierschützer berichten dem WOCHENBLATT, dass inzwischen der dritte Sicherheitsdienst binnen weniger Wochen das LPT schütze und vergangene Woche von dessen Mitarbeitern Plakate und Kerzen zerstört worden seien.
Auftraggeber des LPT identifiziert?
"Unseren Freunden aus Schweden ist es gelungen, vier Kunden des LPT aus veröffentlichten Studienunterlagen zu identifizieren, die dort Tierversuche in Auftrag gegeben haben", teilt die "Soko Tierschutz" auf ihrer Homepage mit. "Die Firmen Cyxone und WntResearch haben der Tierrechtsorganisation mitgeteilt, dass sie 'most likely' auf weitere Tierversuchsstudien am LPT verzichten. Die Firmen Gesynta Pharma und Apathem haben noch keine derartige Stellungnahme abgegeben", heißt es dort.
Wie berichtet, sieht auch das weltweit agierende Pharmarunternehmen Merck im Moment "von der Beauftragung weiterer Studien bei LPT ab".
Die "Soko Tierschutz" werte ebenfalls "solche Dokumente aus" und sei "bereits auf berühmte Kunden gestoßen. Es wird immer deutlicher, dass wir hier eine große internationale Allianz für die Opfer des LPT bekommen. Gruppen in Frankreich, Großbritannien, Österreich, Spanien, Belgien, der Schweiz, Polen, Italien ...", so die "Soko".
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