Masterplan mit Kröte - Pläne für Waldsiedlung in Neu Wulmstorf werden konkreter
Anwohner in Neu Wulmstorf äußern Unmut
ab. Neu Wulmstorf. Den Ratssaal des Neu Wulmstorfer Rathauses verließ mancher Anwohner mit hängendem Kopf. Viele Bürger waren gekommen, um etwas über die Pläne der Gemeinde zur Waldsiedlung zu hören. In der jüngsten Bauausschusssitzung wurde die Nutzung der Fläche als gehobeneres Wohngebiet einmal mehr thematisiert. Auch Carmen Friedrich war anschließend geknickt: „Es ist gar nicht gut gelaufen“, sagte die Gegnerin der Wohnsiedlung.
Friedrich wohnt in unmittelbarer Nähe des Waldstücks, das der Bundeswehr früher als Standortübungsplatz diente und hinter der ehemaligen Röttigerkaserne beginnt. Darum hatte Carmen Friedrich im vergangenen Jahr eine Unterschriften-Kampagne gegen das Vorhaben der Gemeinde gestartet (das WOCHENBLATT berichtete) und aktuell mehr als 500 Unterschriften gesammelt. Diese Liste übergab sie während der Sitzung der Gemeinde.
„Wir sind das Volk. 500 Unterschriften müssen doch etwas zählen“, sagte die Neu Wulmstorferin anschließend empört.
Doch die Politik hat im Jahr 2005 einen Vertrag, einen „Masterplan“, aus der Taufe gehoben - und dem Bund ein Versprechen gegeben. Nämlich eine Fläche von mehr als 180 Hektar Wald nicht nur als Naherholungsgebiet, sondern auch zur städtebaulichen Entwicklung zu nutzen. Mit dieser Zusage konnte die Gemeinde die Fläche zu einem erschwinglichen Preis in ihren Besitz bringen und anschließend der Naturschutzstiftung Harburg übereignen. Jetzt muss die Kommune ihrem Versprechen nachkommen und bauen.
„Die Gemeinde hat damals einfach zugeschlagen“, äußerte sich der Ausschussvorsitzende Thomas Grambow (SPD). „Das Versprechen war die berühmte Kröte, die wir schlucken mussten.“ Der Sicherung von 180 Hektar Wald- und Heidefläche stünden nun dem Bau von 57 Einzelhäusern auf 15 Hektar gegenüber.
„Ich kann verstehen, dass es schwerfällt, sich als Anwohner mit den Plänen zur Waldsiedlung anzufreunden“, so Grambow. Über die Jahre hätte man das Gebiet für sich entdeckt und „erobert“. Aber ein Zurück gebe es jetzt nicht mehr. „Was wäre, wenn wir den Vertrag nicht umsetzen? Dann heißt es, mit der Gemeinde Neu Wulmstorf sei nicht zu planen.“ Eine Rückabwicklung wäre außerdem kontraproduktiv, weil extrem aufwendig und kostspielig, gibt Grambow zu bedenken.
Carmen Friedrich lässt sich davon noch nicht überzeugen, sieht aber den Spagat der Gemeinde. „Weiterkämpfen will ich trotzdem“, sagt sie - und hofft: Beispielsweise darauf, dass die Pläne an der plötzlichen Entdeckung einer zu schützenden Tierart im Wald scheitern.
Redakteur:Alexandra Bisping |
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