Kommentar zu Martin Buschmann und seiner NPD-Vergangenheit
Rührselige Stellungnahme
Jetzt also doch: Martin Buschmann hat zugegeben, der rechtsextremen NPD angehört zu haben. "Ein Wochenblatt berichtete, dass ich vor 25 Jahren Mitglied der NPD war. Diese Aussage ist insofern richtig, wenn auch der Eintritt persönlicher und nicht politischer Natur war", heißt es in einer Stellungnahme Buschmanns auf Facebook.
In seiner wortreichen Rechtfertigungsarie gibt Buschmann als Grund für seinen NPD-Beitritt an, "damals in eine Frau verliebt" gewesen zu sein, "die dort Mitglied" war. Er schreibt von einer "Gruppendynamik" innerhalb der NPD, der er nicht habe standhalten können, und zieht den Vergleich mit einer Sekte. Es folgt eine äußerst eigenwillige Interpretation des Begriffs "aktiv": Er habe lediglich "seinen Namen für Posten zur Verfügung gestellt". "Aktiv (im Sinne von Plakatieren, Wahlkampf, öffentlichen Auftritten etc.) war ich nicht", so Buschmann.
Seine späte Selbsterkenntnis klingt wie aus einem Rührstück: "Jetzt ist es doch eine Belastung, dass ich nicht offen damit umging." Er habe vor lauter Scham einfach geschwiegen. Nun bitte er darum, ihm diesen Fehler zu verzeihen. Und ganz nach dem Motto "Schwamm drüber", erklärt Buschmann schließlich, er hoffe, dass man ihn weiter in seiner politischen Arbeit in Brüssel unterstütze. Es gipfelt in dem theatralischen Schlusswort: "In Demut und Dankbarkeit für eure Treue auch in diesen schweren Zeiten."
Doch kein einziger Satz von Buschmann zu seinem Verhalten in den vergangenen Wochen: Keine Begründung dafür, warum er und seine Partei zwei Presseanfragen des WOCHENBLATT unbeantwortet ließen, warum er juristische Geschütze auffuhr und warum er auch auf ein Gesprächsangebot des WOCHENBLATT vor der Veröffentlichung des Artikels nicht reagierte.
Wer jetzt tränenreich von Vertrauensverlust und einem unentschuldbaren Fehler schwadroniert, muss sich die Frage gefallen lassen, warum er nicht die Gelegenheit genutzt hat, sich rechtzeitig zu erklären. Und er muss sich fragen lassen, warum er über einen Anwalt mit juristischen Wortspielereien die Fakten verschleiern wollte.
Oder hat Buschmann bis zuletzt gehofft, dass dem WOCHENBLATT kein gerichtsfestes Material vorliegt und die Redaktion sich von seinem Bluff mit dem Anwalt abschrecken lässt?
Auf seinem Facebook-Auftritt hat Buschmann jetzt jede Menge Claqueure um sich gescharrt, die reichlich Likes verteilen und positive Kommentare zu seinem erzwungenen "Outing" abgeben. "Hut ab vor Deiner Offenheit" oder "Danke für Ihre Ehrlichkeit", heißt es da. Was daran offen und ehrlich sein soll, nach vorherigem Leugnen schließlich unter Druck mit der Wahrheit rauszurücken, erschließt sich allerdings nicht.
Sollte Buschmann gehofft haben, dass das Thema über die norddeutsche Provinz hinaus keine weiteren Kreise ziehen wird, dann dürfte er sich irren. Seine NPD-Vergangenheit hat ihn auch in Brüssel eingeholt. Der SPD-Europapolitiker Tiemo Wölken hat den WOCHENBLATT-Bericht auf seinem Youtube-Kanal in seinem "Wort zum Sonntag" aufgegriffen. Woelken ist der Ansicht, dass Buschmann sein Mandat im Europaparlament niederlegen sollte.
Auch seinen Fraktionskollegen in der Fraktion der Vereinigten europäischen Linken wird Buschmann sicher Rede und Antwort stehen müssen.
Jörg Dammann
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