Gelbe Säcke
Das "Gold" der Mülltrenner

Gelbe Säcke sind in manchen Ausgabestellen so wertvoll wie Gold | Foto: bim
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bim. Landkreis. "Seit einiger Zeit kommt es im südlichen Raum des Landkreises Harburg vor, dass es keine Gelben Säcke mehr gibt", beklagt ein WOCHENBLATT-Leser aus Heidenau. Er habe in mehreren Abgabestellen verzweifelt versucht, an die Gelben Säcke zu kommen, was ihm über mindestens zehn Tage nicht gelungen sei. "Wie soll man dann eine übervolle Hausmülltonne verhindern? Oder man muss umständlich Geschäfte anfahren, die man sonst nicht frequentiert, was wiederum - mit eigenem Pkw - auch nicht klimafreundlich ist. Auch gibt es Personen, die ihren Müll später im Wald oder sonstwo entsorgen. Ich finde diesen Zustand unmöglich. Ich frage mich, ob der Landkreis Harburg diese absichtlich verknappt hat, oder welchen Grund es dafür gibt", schimpft er. Der Fehler liegt nicht jedoch nicht bei den Ausgabestellen, sondern an Verträgen und dem System. Das WOCHENBLATT fragte beim Landkreis bezüglich der "Verteil-Politik" und dem Sachstand zur Einführung einer Wertstofftonne nach. Kreissprecherin Katja Bendig antwortete.
WOCHENBLATT: Wer ist für die Belieferung der Abgabestellen mit Gelben Säcken zuständig?
Katja Bendig: Zuständig für die Belieferung ist nicht der jeweilige Landkreis, sondern die Dualen Systeme (ursprünglich das DSD, Der Grüne Punkt). Die Dualen Systeme beauftragen jeweils für eine Vertragslaufzeit von drei Jahren private Entsorgungsunternehmen sowohl mit der Einsammlung der Leichtverpackungen (Gelbe Säcke) im jeweiligen Vertragsgebiet als auch mit der Bereitstellung der Sammelsysteme (derzeit Gelbe Säcke und Gelbe 1,1-m³-Container).
WOCHENBLATT: Lässt sich die Anzahl erhöhen bzw. kann der Landkreis dies veranlassen?
Katja Bendig: Der Bedarf an Gelben Säcken lässt sich anhand der Sammelmengen und der Einwohnerzahl abschätzen. Pro Einwohner im Landkreis Harburg werden jährlich ca. 37,4 kg Leichtverpackungen eingesammelt, ein Gelber Sack wird durchschnittlich mit 1,5 kg Abfall befüllt. Daraus ergibt sich für den Landkreis Harburg ein jährlicher Bedarf von ca. 6,5 Millionen Gelber Säcke.
Die Entsorgungsunternehmen, die im Auftrag der Dualen Systeme die Verpackungen einsammeln, sind vertraglich verpflichtet, die Sammelsysteme (Gelbe Säcke, Gelbe Container) in einem Umfang zur Verfügung zu stellen, mit dem alle im Sammelgebiet anfallenden Verpackungsabfälle erfasst werden. Die Entsorgungsunternehmen sind nicht verpflichtet, die Sammelsysteme in jedem gewünschten Umfang zu stellen.
Nach Auskunft der Firma Willi Damm GmbH, die derzeit im Landkreis Harburg die Leichtverpackungen einsammelt, wurden im Jahr 2020 mehr als 7,5 Millionen Säcke ausgegeben.
Der Landkreis Harburg hat keine Handhabe, die Firma Willi Damm GmbH anzuweisen, mehr Gelbe Säcke auszuliefern, da der Landkreis Harburg nicht Auftraggeber der Firma Willi Damm ist und die Sammlung der Verpackungen nicht finanziert.
Eine Erhöhung der Ausgabemenge könnten nur die Dualen Systeme als Auftraggeber in dem Fall, dass die Anzahl der ausgegebenen Gelben Säcke objektiv nicht ausreichend ist, veranlassen.
WOCHENBLATT: Wie ist der Sachstand bei der Einführung der Wertstofftonne?
Katja Bendig: Die Einführung einer Gelben Tonne oder einer Wertstofftonne ist ohne die Zustimmung des Kreistags nicht möglich. Der Kreistag wurde über die entsprechenden Möglichkeiten informiert, hat aber noch keine Entscheidung getroffen. Einer Aufnahme von Sondierungsgesprächen mit „Der Grüne Punkt – Duales System Deutschland“ hat der Kreistag allerdings zugestimmt. Die Gespräche sollen in diesem Jahr stattfinden.
Die Einführung einer Gelben Tonne oder einer Wertstofftonne ist frühestens zum 1. Januar 2023 möglich, da ein Wechsel des Sammelsystems nur nach der Neuausschreibung der Dienstleistung „Einsammlung der Leichtverpackungen“ durch die Dualen Systeme möglich ist. Die Verträge, die die Dualen Systeme abschließen, haben jeweils eine Laufzeit von drei Jahren.
WOCHENBLATT: Wieso muss sich der Landkreis überhaupt mit den Dualen Systemen abstimmen? Wenn eine Wertstofftonne politisch gewollt ist, müsste das doch auch so umsetzbar sein.
Katja Bendig: Das Abstimmungserfordernis ist gesetzlich geregelt. Die Gelbe Tonne würde ausschließlich von den Dualen Systemen finanziert, die Wertstofftonne, in der Verpackungen und sogenannte stoffgleiche Nichtverpackungen gesammelt werden, würde gemeinsam von den Dualen Systemen und vom Landkreis finanziert. Insofern muss die Einführung beider Tonnen zwischen den Dualen Systemen und dem Landkreis abgestimmt werden.
Ohne Abstimmung mit den Dualen Systemen könnte der Landkreis nur eine Wertstofftonne einführen, in der zwar Kunststoffe und Metalle, aber keine Verpackungen gesammelt würden.

Die Ausgabestellen für Gelbe Säcke im Landkreis Harburg sind einzusehen unter www.landkreis-harburg.de (> Leistungen von A - Z in der linken Menüleiste, dann D für "Der Gelbe Sack" anklicken).

Was gehört in den Gelben Sack?

Ausschließlich gebrauchte und restentleerte Verpackungen, die nicht aus Papier, Pappe, Karton oder Glas sind, u.a. Alu-, Blech- und Kunststoffdeckel, Arzneimittelblister, Buttermilch- und Joghurtbecher, Einkaufstüten sowie Obst- und Gemüsebeutel aus Kunststoff, Eisverpackungen, Füllmaterial von Versandverpackungen aus Kunststoff, wie z. B. Luftpolsterfolie oder Schaumstoff, Konservendosen
Kronkorken, Kunststoffschalen und Folien für Lebensmittel, Menüschalen von Fertiggerichten, Milch- und Getränkekartons, Putz- und Reinigungsmittelflaschen, Quetsch- oder Nachfüllbeutel z. B. für Waschmittel, Flüssigseife oder Fruchtpüree, Senftuben, Shampooflaschen, Spraydosen, Suppen- und Soßentüten, Tierfutterdosen und -schalen, Zahnpastatuben. 
Verpackungsbestandteile bitte voneinander trennen. Ausspülen ist nicht notwendig.

Was gehört nicht in den Gelben Sack?

Verpackungen aus Papier, Pappe, Karton und Glas sowie sämtliche Abfälle, die keine Verpackungen sind.
Zum Beispiel: Altkleider, Batterien und Akkus, Blechgeschirr, CDs und Disketten, Druckerpatronen, Einwegrasierer, Elektrogeräte, Essensreste, Faltschachteln, Feuerzeuge, Filme, DVDs und Videokassetten, Glüh- und Energiesparlampen, Gummi, Holzwolle, Hygieneartikel, Katzenstreu, Keramikprodukte, Kinderspielzeug, Klarsichthüllen, Kugelschreiber, nicht restentleerte Verpackungen, Papiertaschentücher, Pflaster, Verbandsmaterial, Porzellan, Rest- und Bioabfälle, Schuhe, Strumpfhosen, Styroporreste von Dämmplatten, Tapetenreste, Windeln, Zahnbürsten, Zigarettenkippen. Außerdem sollten schwarze Kunststoffe und Multilayerkunststoffe vermieden werden.
Mundschutz und Einweghandschuhe gehören übrigens in den Restmüll.

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Das ist die "haushaltsübliche Menge" an Gelben Säcken einer fünfköpfigen Familie in einem Monat | Foto: bim
Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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