Dank WOCHENBLATT
Ein Heim für Familie Sasse
Der am Kleefstra-Syndrom erkrankte Kimi und seine Mutter Karen ziehen in ein Reihenhaus in Winsen
as. Klecken/Winsen. Karen Sasse ist überglücklich: Nach anderthalb Jahren Wohnungssuche hat sie jetzt den Schlüssel für ein Reihenhaus in Winsen erhalten. Alleinerziehend, ein Kind mit Behinderung und ein Autismus-Begleithund - eine Kombination, die Karen Sasse nur wenige Chancen auf dem Wohnungsmarkt gab.
Ob über Makler oder private Vermieter, sie kassierte eine Absage nach der anderen. "Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben", sagt Karen Sasse. Ihr Sohn Kimi (8) ist am äußerst seltenen Kleefstra-Syndrom, einer genetischen Störung, erkrankt. Das WOCHENBLATT berichtete mehrfach über die Familie.
Die Leser nahmen regen Anteil am Schicksal des kleinen Kimi und halfen durch ihre Spenden, die Kosten für einen Begleithund zu finanzieren. Der konnte jedoch nicht bei der Familie einziehen, solange nicht eine neue Wohnung gefunden war, deren Vermieter die Haltung des Servicehundes erlaubt. Auch über die Wohnungsnot berichtete das WOCHENBLATT - ohne Erfolg. Bis durch einen Artikel im Mai die Kommunale Wohnungsbaugesellschaft für den Landkreis Harburg (KWG) auf die Familie aufmerksam wurde. Das Reihenhaus, in das Karen und Kimi Sasse ziehen, ist Teil des Neubaugebietes "Norderbülte" mit insgesamt 58 Wohneinheiten, das die KWG derzeit in Winsen baut.
"Das ist genau das, wovon ich für Kimi und mich geträumt habe: ein kleines Haus mit etwas Grün vor der Terrasse", freut sich Karen Sasse. Für sie und ihren am seltenen Kleef-stra-Syndrom erkrankten Sohn Kimi (8) beginnt Mitte August ein neuer Lebensabschnitt: Sie ziehen in eines der gerade fertiggestellten Reihenhäuser der Kommunalen Wohnungsbaugenossenschaft für den Landkreis Harburg (KWG) im Neubauprojekt "Norderbülte" in Winsen.
Kimi kann weiterhin die Förderschule Börns Soll in Buchholz besuchen - äußerst wichtig für den achtjährigen, der einen geregelten Tagesablauf und seine gewohnte Umgebung braucht. Und das Beste: In die neue Wohnung darf auch die Assistenzhündin Vicky, ein speziell für Kimis Bedürfnisse ausgebildeter Labrador, einziehen.
Das Kleefstra-Syndrom ist ein äußerst seltener Gendefekt, der bei Kimi u.a. mit frühkindlichem Autismus und Epilepsie einhergeht. Die Hündin soll Kimi den Alltag erleichtern und ihm helfen, zur Ruhe zu kommen, in Situationen, in denen er Angst hat, unsicher oder wütend ist. Zahlreiche Leser waren dem Spendenaufruf im WOCHENBLATT gefolgt und haben die Familie Ende 2019/Anfang 2020 bei der Anschaffung eines Begleithundes finanziell unterstützt. Vicky ist bereits fertig ausgebildet, konnte bislang jedoch nicht zu Familie Sasse, da in der alten Wohnung kein Hund gehalten werden durfte.
Trotz mehrfacher Aufrufe im WOCHENBLATT blieb die Suche nach einem neuen Heim anderthalb Jahre lang erfolglos - bis eine Mitarbeiterin der KWG im WOCHENLATT vom Schicksal der Familie erfahren hat. "Ich habe mich geärgert, als ich gelesen habe, dass Frau Sasse schon seit anderthalb Jahren eine Wohnung sucht. Dass es nicht möglich ist, für eine Alleinerziehende hier im Landkreis eine Wohnung zu finden mit schwerbehindertem Kind und Assistenzhund", sagt KWG-Geschäftsführer Joachim Thurmann. "Wenn wir von solchen Fällen hören und eine freie Wohnung haben, die passen könnte, rufen wir einfach mal an und fragen, ob Interesse besteht", so Thurmann.
Das Reihenhaus gehört zum Neubaugebiet "Norderbülte" in Winsen, hier errichtet die KWG insgesamt 58 Wohneinheiten, Mix aus Geschossbau und Reihenhäusern. Die Reihenhäuser waren zuerst fertig, im Dezember sollen dann die Mehrfamilienhäuser bezogen werden. Für die Wohnungen gibt es bereits einige Anfragen, dennoch kann man sich weiterhin bei der KWG bewerben. "Besonders ist bei uns, dass auch Leute mit kleinem Einkommen eine Chance haben", sagt KWG-Geschäftsführer Michael Thurmann. "Die Belegungsrechte liegen bei uns, so können wir gezielt auswählen, wer in unsere Wohnungen einzieht - und sicherstellen, dass die Mieter im Quartier zueinander passen."
"Im ersten Moment konnte ich gar nicht glauben, dass überhaupt jemand mir ein Angebot unterbreitet", berichtet Karen Sasse. "Ich habe bisher nur Absagen kassiert, und dann ist da jemand, der sagt: wir hätten was. Hinzu kommt: Frau Rienow hat den WOCHENBLATT-Artikel gelesen, sie weiß also um meine Lebenssituation." Drei Zimmer und eine kleine Terrasse mit Grün vor der Tür - noch dazu im Budget -, Karen Sasse war sofort begeistert. "Als ich zur Besichtigung gefahren bin, war das wie ein Zeichen: Man fährt über den Zuckerkamp in die Straße - und meine Eltern haben viele Jahre in Steinbeck im Zuckerkamp gewohnt", sagt Sasse.
"Ich habe zuvor zwar einige Angebote und Hinweise zu freien Wohnungen gekriegt, aber das hat nie geklappt. Dennoch bin ich den Leuten, die mir eine Wohnung angeboten haben oder mir auf andere Weise ihre Unterstützung signalisiert haben, sehr dankbar", bedankt sich Karen Sasse.
Das Kleefstra-Syndrom
Beim Kleefstra-Syndrom handelt es sich um eine sehr seltene genetische Störung. Bis heute wurden etwa 114 Betroffene gemeldet. Das Kleefstra-Syndrom zeigt sich bereits im Neugeborenen- bis Kleinkindalter und geht einher mit geistiger Behinderung, Muskelhypotonie (Mangel an Muskelstärke und Muskelspannung), Entwicklungsverzögerungen und Sprachstörungen. Häufige Folgen der Erkrankung sind auch Herzfehler, Autismus, Epilepsie oder Verhaltensstörungen.
Redakteur:Anke Settekorn aus Jesteburg |
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