Demografischer Wandel
Kreisseniorenbeirat fordert kommunale Altenplanung
Der demografische Wandel mit einer signifikanten Zunahme älterer und alter Menschen ist schon lange kein Geheimnis mehr. Auch im Landkreis Harburg zählt inzwischen jeder vierte zur Seniorengeneration. In 2032 wird es bereits jeder dritte sein. Diese gesellschaftliche Realität gilt es anzuerkennen und seniorenpolitische und integrierte Handlungskonzepte zu entwickeln, die sich explizit und differenziert mit den Lebenslagen älterer Menschen beschäftigen.
Mit der konkreten Bedeutung insbesondere für den Landkreis Harburg befasste sich der Kreisseniorenbeirat, in Anwesenheit interessierter Kreis- und Landespolitiker auf seiner letzten Sitzung im DRK-Katastrophenschutzzentrum in Winsen und begrüßte Jan Bauer (CDU), Nicole Bracht-Bendt (FDP) und Rudolf Meyer (CDU).
Der Vorsitzende Roger Grewe eröffnete das Thema und konstatierte, dass je älter die Menschen werden, die Kommune als Lebensort zunehmend an Bedeutung gewinne. Ob wir gut älter werden, wie selbstständig wir unser Leben gestalten können, hänge entscheidend davon ab, wie sich Kommunen auf die Herausforderungen einstellen, die mit einem wachsenden Anteil älterer Menschen verbunden seien. Schon der siebte Altenbericht der Bundesregierung habe hier ein Umdenken gefordert.
Kommunen, die sich dieser Aufgabe stellen, würden zukünftig bessere Wohnorte für alle Generationen sein. Sie würden Voraussetzungen für generationsübergreifendes Handeln und die Möglichkeit schaffen, sich bis in die letzte Lebensphase zu beteiligen, ihre Kompetenzen und Erfahrungen einzubringen. Davon profitieren alle, nicht nur die Alten.
Eine wesentliche Grundlage für die kommunale Altenarbeit stellen die gesetzlichen Rahmenbedingungen und Verpflichtungen der Kommunen im Rahmen der Gewährleistung der Daseinsvorsorge dar, führte der Vorsitzende Roger Grewe aus und benannte dabei, neben einer Reihe von rechtlichen Regelungen und Vorgaben insbesondere den sogenannten Altenhilfeparagrafen 71 Sozialgesetzbuch XII, als zentrale Norm. Hier wird den Kommunen ins Pflichtenheft geschrieben, die selbstständige und selbstbestimmte Lebensführung sowie die gesellschaftliche Teilhabe alter Menschen zu fördern. Dies setze jedoch eine geeignete soziale Infrastruktur voraus. Um diese strukturiert aufbauen zu können, sei das Wissen über die Lebenslagen älterer Menschen in der Kommune und ihren Sozialräumen erforderlich, solle eine Altenhilfeplanung gelingen.
Nach nunmehr zweijähriger Recherche, so teilt der Kreisseniorenbeirat mit, müsse leider festgestellt werden, dass in den Kommunen des Landkreises keine bis maximal rudimentär strategische Altenhilfeplanung vorhanden sei. Es gebe zwar, zuweilen niederschwellige Angebote, die das Leben im Alter erleichtern sollen. Ob diese richtig ausgerichtet und in der erforderlichen Zusammensetzung vorhanden seien, dürfe aber nicht dem Zufall überlassen werden.
Mit kleinen, kaum nennenswerten Zuschüssen, tituliert als freiwillige Leistung an örtliche Vereine und Akteure, können Kommunen sich nicht ihrer Verpflichtung entziehen. Sie blieben in der Verantwortung ihrer Daseinsfürsorge.
Der Kreisseniorenbeirat fordert hier Politik und Verwaltung dazu auf, ihrer gesetzlichen Verpflichtung nachzukommen und diese Aufgabe endlich in den Blick zu nehmen.
Nach Auffassung des Kreisseniorenbeirats sollte die Gestaltung des strategischen Planungsprozesses in der Kommunalverwaltung, durch Schaffung hauptamtlicher Personalressourcen verankert sein. Das Land Niedersachsen fördert die Kosten hierfür mit bis zu 40.000 Euro jährlich.
Für den Planungsprozess sollten Planungsgruppen eingerichtet werden, in der Akteure aus den Handlungsfeldern: Wohnen, Beratung, Soziales, Integration, Inklusion, Freizeit, Bildung, Kultur, Quartiersarbeit, Gesundheit und Pflege vertreten sind. Dabei sei die Beteiligung der Seniorenvertretungen und Seniorenräte zwingende Grundlage einer strategischen und nachhaltigen Altenplanung.
Aber selbst an dieser Voraussetzung mangele es im Landkreis Harburg in den Kommunen vielfach, so der Kreisseniorenrat. Ältere Menschen seien mit ihren Interessen in Kommunen kaum oder gar nicht vertreten. Seniorenvertretungen seien nicht überall erwünscht. Hier fordert der Kreisseniorenbeirat Politik und Verwaltung ausdrücklich auf, im Sinne alter Menschen tätig zu werden und entsprechende Interessenvertretungen einzurichten.
Nicole Bracht-Bendt unterstützt diese Forderung und unterstrich die Notwendigkeit von Seniorenvertretungen. Gleichwohl sei zu beobachten, dass sich vorhandene Seniorenräte oft zurückhaltend verhalten. Sie ermutigte zu mehr Selbstvertrauen. Jan Bauer und Rudolf Meyer bekräftigten, dass die CDU/FDP Gruppe im Kreistag an hohes Interesse an Seniorenthemen hat. Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit sei vorhanden und man nehme die Anliegen der Senioren und ihrer Vertretungen sehr ernst. Es wurde vereinbart, sich bei Bedarf zu ausgewählten Themen zusammenzusetzen. Der Vorsitzende Roger Grewe bedankte sich im Namen des Kreisseniorenbeirats für dieses Angebot, welches gerne angenommen werde.
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