Der Lehrerberuf wird immer seltener ergriffen

Wie sieht es mit der Unterrichtsversorgung im Landkreis Harburg aus?

(lm). Die Unterrichtsversorgung an den Schulen in Niedersachsen ist so schlecht wie seit 19 Jahren nicht mehr. Das lässt sich aus der Statistik des Landes Niedersachsen entnehmen, in der aufgezeigt ist, wie viele Unterrichtsstunden durch die vorhandenen Lehrkräfte abgedeckt werden können. Das Ergebnis: Lediglich 97,4 Prozent des Unterrichts an niedersächsischen Schulen ist auf diese Weise gesichert. Optimal sei jedoch ein Wert von 107 Prozent. "Moderne Schule umfasst deutlich mehr als nur den Pflichtunterricht. Lehrkräfte werden auch für die Gestaltung des Ganztagsangebots oder zur Förderung von Schülern mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf eingesetzt", erklärt Mareike Wellmeier, schulfachliche Mitarbeiterin am Landesamt für Schule und Bildung in Lüneburg.

Die Situation im Landkreis bildet diesen Zustand ab. Der Wert der Unterrichtsversorgung liegt kreisweit bei 97,7 Prozent. Am besten versorgt sind dabei die Grundschulen im Landkreis mit 99,7 Prozent, das Schlusslicht bilden die Hauptschulen mit 90,1 Prozent. Ein Wert von unter 100 Prozent bedeute allerdings nicht zwangsläufig, dass Unterricht ausfalle, stellt Wellmeier klar. Der Pflichtunterricht sei gesichert.

Ausgeschriebene Stellen an Schulen im Landkreis Harburg könnten in der Regel gut besetzt werden, heißt es aus dem Landesamt für Schule und Bildung in Lüneburg. Wie auch in Gesamt-Niedersachsen gebe es allerdings auch hier Probleme mit den klassischen Bedarfsfächern wie Mathematik, Physik, Religion und Kunst. Der Landkreis Harburg profitiert dabei durch seine Nähe zur Metropolregion Hamburg: Die Nähe zur Hansestadt wirke sich positiv auf die Nachwuchssuche aus. 39 Stellen waren ausgeschrieben, 31 wurden zum Stichtag des Stellenbesetzungsverfahrens am 1. Februar mit geeigneten Bewerbern besetzt. "Acht freie Stellen ist natürlich kein zufrieden stellendes Ergebnis. Aber das Einstellungsverfahren ist noch nicht abgeschlossen und wir arbeiten weiter intensiv daran, die weiteren Stellen noch zu besetzen", so Wellmeier.

Das WOCHENBLATT fragte exemplarisch an zwei Buchholzer Schulen nach. Fabian Hammerschmidt, stellvertretender Schulleiter des Gymnasiums am Kattenberge, berichtet von einer ausreichenden Unterrichtsversorgung an seiner Schule. Zwar gebe es in den naturwissenschaftlichen Fächern einen erhöhten Bedarf an Lehrkräften, der auch am GAK teilweise zu kleineren Lücken in der Unterrichtsversorgung führe, der Großteil des Unterrichts sei allerdings abgedeckt. Hammerschmidt erkennt jedoch auch einen leichten Abwärtstrend: "Trotz des reizvollen Schulstandortes mit der Nähe zu Hamburg ist durchaus erkennbar, dass die Bewerberlage dünner wird. Insgesamt sind wir aufgrund der Rahmenbedingungen aber sicherlich noch besser gestellt als andere, ländlichere Landkreise in Niedersachsen."

Woran liegt es, dass immer weniger Menschen den Lehrerberuf anstreben? Auch dafür hat Fabian Hammerschmidt eine Antwort parat: "Im Vergleich zur Wirtschaft fehlt es in dem Beruf an Aufstiegsmöglichkeiten, das könnte eine Rolle spielen. In der normalen Arbeitswelt bieten sich Chancen für Wechsel und vielfältige Erfahrungen. Das scheint den Menschen immer wichtiger zu werden."

Auch an der IGS Buchholz berichtet Schulleiter Holger Blenck von ähnlichen Problemen: "Wir sind grundsätzlich gut versorgt, haben zurzeit jedoch neun schwangere Kolleginnen, die durch die Corona-Pandemie ins Beschäftigungsverbot geraten sind und aus dem Homeoffice arbeiten müssen. Dadurch muss oftmals eine zweite Lehrkraft im Klassenraum eingesetzt werden, was zu Überstunden der anderen Lehrkräfte führt." Einen Lehrermangel könne Blenck für seine Schule nicht bestätigen.