Rückblick und Ausblick von Landrat Rainer Rempe
Das war 2021 im Landkreis Harburg

Landrat Rainer Rempe | Foto: Landkreis Harburg
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as/nw. Landkreis Harburg. Landrat Rainer Rempe zieht Bilanz für das Jahr 2021 im Landkreis Harburg und gibt einen Ausblick auf anstehende Themen:

Corona
Die Bewältigung der Corona-Pandemie war auch in 2021 das beherrschende Thema. Direkt am 1. Januar starteten die ersten Impfungen im Landkreis Harburg – zunächst in den Alten- und Pflegeheimen, die von
mobilen Teams des Deutschen Roten Kreuzes und der Johanniter Unfallhilfe aufgesucht wurden. Auch die beiden Impfzentren in Buchholz und Winsen waren bereits betriebsbereit, allerdings stand erst im Februar ausreichend Impfstoff zur Verfügung. Da das Land Niedersachsen den Betrieb von vornherein zeitlich befristet hatte, musste der Landkreis die Einrichtungen in Buchholz und Winsen zum 30. September leider wieder schließen. 

Seitdem werden die Impfungen über mobile Impfteams fortgesetzt, und die Nachfrage nach Booster-Impfungen, aber auch nach Erst- und Zweitimpfungen ist erfreulicherweise sehr groß. Nahezu täglich finden
Impfaktionen an verschiedensten Orten im gesamten Landkreis statt, außerdem wurden zwei feste Impfstützpunkte in Winsen und Buchholz eingerichtet. Die Planungen für zwei weitere Stützpunkte in Neu Wulmstorf und in Seevetal sind in vollem Gange. Sehr erfreulich ist auch, dass wir noch kurz vor Weihnachten mit regelmäßigen Impfungen für Kinder starten konnten. Auch hier gibt es eine große Nachfrage. Ich möchte allen danken, die sich bislang haben impfen lassen und so nicht nur zu ihrem eigenen Schutz, sondern dem Schutz aller beitragen. Und ich möchte alle, die sich bislang noch nicht zu diesem Schritt entschlossen haben, bitten: Überdenken Sie Ihre Entscheidung noch einmal! 

Digitalisierung
Nicht zuletzt auch durch die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung im Landkreis Harburg einen weiteren Schub erhalten. Im Februar fiel der Startschuss für die dritte Stufe des Serviceportals des Landkreises Harburg und einiger seiner Kommunen. Auch Bürgerinnen und Bürger der Stadt Buchholz, der Gemeinde Rosengarten und der Samtgemeinde Hollenstedt sowie Hanstedt können seitdem Online-Dienstleistungen direkt, einfach und digital vom heimischen Sofa aus rund um die Uhr in Anspruch nehmen. So ist es unter anderem möglich, online Abfallbehälter zu bestellen, eine Bauplanauskunft zu erhalten oder eine Meldebescheinigung anzufordern. Auch Kfz-Dienstleistungen werden online angeboten. Weitere Stufen des
Serviceportals mit weiteren digitalen Dienstleistungen sind in Vorbereitung.

Auch an unseren Schulen schreitet die Digitalisierung erfreulich voran. Zahlreiche Schulen wurden über das Projekt „IT@Schule“ mit Hardware wie Active Panels – digitale Tafeln – ausgestattet, und mit den Digitalpakt-Fördermitteln wurde flächendeckendes WLAN eingerichtet. Eine neue Kreisschulcloud optimiert den Internetzugriff, bietet komfortable Bandbreiten und ein hohes Maß an IT-Sicherheit. Bis 2023 werden alle
weiterführenden Schulen im Landkreis an die Kreisschulcloud angeschlossen sein.

Voraussetzung, dass die Digitalisierung auch gelingt, ist aber die Versorgung mit schnellem Internet. Im Rahmen des Breitbandausbaus erhalten 54 Schulen Hochgeschwindigkeitsinternet, die Aktivschaltung
erfolgt bis Anfang des zweiten Quartals 2022. Und auch mit der Schließung der sogenannten weißen Flecken, also Orten ohne Hochgeschwindigkeitsinternet, wurde begonnen: Im November fiel der Spatenstich für den Breitbandausbau in allen vier Ausbaugebieten. 

Darüber hinaus wurde ein weiteres Projekt begonnen: Am Medienzentrum in Hittfeld bietet das digitale Medienlabor künftig ganz neue Möglichkeiten. Hier sollen sowohl Kinder und Jugendliche in ihrer Medienkompetenz gestärkt als auch Pädagoginnen und Pädagogen in zeitgemäßen Unterrichtsmethoden geschult werden. Mit seinen innovativen Konzepten nimmt das Medienzentrum landesweit eine Vorreiterrolle ein und wurde dafür kürzlich vom Land Niedersachsen als Digitaler Ort ausgezeichnet –
als erstes Medienzentrum landesweit.

Klimawandel
Neben Digitalisierung und Bildung ist der Klimawandel das Thema der Zukunft. Für uns als Kreisverwaltung spielt der Klimaschutz schon lange eine große Rolle. Nicht umsonst wurden wir im Februar 2018 als Europäische Energie- und Klimaschutzkommune zertifiziert und seit 2009 koordiniert eine eigenständige Stabsstelle Klimaschutz eine Vielzahl von Maßnahmen und Projekten. Dazu gehören Beratungsangebote für
Privatpersonen und Unternehmen, Energiespar-Kampagnen wie „Dreh ab!“, das Energiecontrolling und -management unserer 120 kreiseigenen Gebäude, die Nutzung von Ökostrom, die Reduzierung von
Treibhausgasemissionen, die stufenweise Umstellung auf Elektromobilität und der Ausbau des ÖPNV.

Die Entwicklung wird aber noch einmal deutlich an Fahrt aufnehmen. Unser Ziel – vom Kreistag beschlossen – ist das Erreichen der Klimaneutralität bis zum Jahr 2040. Dazu gilt es unter anderem, innovative Technologien noch stärker in den Blick zu nehmen. Der Landkreis Harburg ist deshalb gemeinsam mit zehn anderen Landkreisen der Region Lüneburg in das H2-Netzwerk Nordostniedersachsen (H2NON) eingebunden. Ziel ist es, die innovative Wasserstofftechnik weiter voranzubringen. Dass dies nicht bloß
schöne Zukunftsvisionen sind, beweisen einige Unternehmen im Landkreis, die sich aktiv an bundesweit geförderten Modellvorhaben beteiligen oder diese sogar initiieren. Der Einsatz von Wasserstoff in Bussen und Sonderfahrzeugen wird damit zu einer realistischen Perspektive.

Mobilität
Das Thema Mobilität ist zweifellos eine wichtige Stellschraube beim Klimaschutz. Hier setzen wir nicht nur auf intelligente ÖPNV-Konzepte wie unseren On-Demand-Shuttle elbMOBIL oder die Förderung des Radverkehrs, um die Menschen dazu zu bewegen, das eigene Auto öfter stehenzulassen, sondern es muss auch darum gehen, den ÖPNV stärker auf emissionsneutrale Antriebe umzustellen. Hierzu befinden wird uns, was den verstärkten Einsatz von Elektrobussen angeht, in konkreten Gesprächen
mit dem Betreiber der Busverkehre im Landkreis Harburg, der KVG.

Umweltschutz
Eng mit dem Klimaschutz verbunden sind die Bemühungen um den Umwelt- und Naturschutz, die wir auch 2021 fortgesetzt und intensiviert haben. Neben umfangreichen Pflege- und Renaturierungsmaßnahmen
haben wir die Sicherung der 18 Natura-2000-Gebiete abgeschlossen, in denen natürliche und naturnahe Lebensräume sowie gefährdete wildlebende Tiere und Pflanzen besonders geschützt und erhalten werden.

Verkehr
Eine besondere Herausforderung ist und bleibt das Thema Verkehr. Um die Infrastruktur für alle Verkehrsteilnehmer ständig zu verbessern, fanden auch in diesem Jahr umfangreiche Sanierungsmaßnahmen an unseren Kreisstraßen statt. Gemeinsam mit dem Land haben wir mit dem Umbau des Bahlburger Kreuzes zum Kreisverkehr außerdem einen Unfallschwerpunkt entschärft.

Baustellen
Eine permanente Herausforderung ist es, die verschiedenen Baustellen auch länderübergreifend so aufeinander abzustimmen, dass die Beeinträchtigungen so gering wie möglich gehalten werden. Auf Initiative unserer Verkehrskoordinatorin arbeiten die norddeutschen Bundesländer künftig noch enger zusammen und haben eine Vereinbarung unterschrieben, deren Kern es ist, die digitalen Baustellenkoordinierungssysteme zu vernetzen, um die Daten künftig direkt und schneller austauschen zu können – ein bundesweit einmaliges Pilotprojekt.

Bevölkerungszuwachs, eine starke Wirtschaft, niedrige Arbeitslosenzahlen – der Landkreis Harburg ist ohne Zweifel eine zukunftsstarke Region. Klar ist aber auch: In den kommenden Jahren kommen auf uns zahlreiche Herausforderungen zu – nicht nur im Hinblick auf die bis 2040 zu erreichende Klimaneutralität.

Medizinische Versorgung
Ein ganz wesentlicher Standortfaktor ist die Frage der medizinischen Versorgung. Erfreulicherweise haben wir mit den beiden Krankenhausstandorten in unserer Trägerschaft, aber auch mit der Waldklinik Jesteburg und dem Ginsterhof, gleich mehrere Einrichtungen, die eine wohnortnahe und qualitativ hochwertige medizinische Versorgung bieten. Dieses Angebot gilt es zu stärken und auszubauen.

Vor dem Hintergrund der Diskussion auf Landes- und Bundesebene, die deutlich in Richtung Zentralisierung von Kliniken geht, ist eine  Zusammenlegung der Standorte für uns keine Lösung und wir fühlen uns durch die gute Auslastung beider Häuser bestätigt. Hinzu kommt: Durch die auch im medizinischen Bereich immer weiter fortschreitende Digitalisierung eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten für die Kooperation zwischen Kliniken, wie sie bereits erfolgreich zwischen unseren Häusern, der Waldklinik Jesteburg und dem UKE stattfinden.

Um die Standorte unserer Krankenhäuser weiter zu sichern, werden aber auch weitere Neu- und Umbauten insbesondere in Buchholz erforderlich sein und ich werde mich als Mitglied des Krankenhausplanungsausschusses des Landes intensiv dafür einsetzen, die Finanzierung mit Unterstützung
des Landes sicherzustellen. 

Wünschenswert ist natürlich auch ein engmaschiges Netz an Allgemeinmedizinern und Fachärzten. Durch unsere Kampagne „stadtlandpraxis“ konnten wir im Bereich der Hausärzte bereits gute Erfolge
erzielen. Inzwischen profitieren auch vier Medizinstudierende von der Möglichkeit eines Stipendiums. Sie verpflichten sich, nach dem Studium für einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren als Hausarzt im Landkreis Harburg tätig zu sein.

Beim Thema Fachärzte haben wir solche Möglichkeiten leider nicht. Hier wird ein Schlüssel zugrunde gelegt, nach dem die Versorgung im Kreis als bereits ausreichend angesehen wird. Diesen Eindruck teilen wir angesichts der erheblichen Wartezeiten auf einen Termin nicht. Die Kriterien halte ich für überholt und nicht mehr zeitgemäß und hoffe hier auf eine Überarbeitung im Sinne der Patientinnen und Patienten.

Weiter steigen wird zukünftig der Bedarf an Pflegekräften. Hier setzen der Landkreis, die Krankenhäuser und die Pflegedienste und -einrichtungen ganz stark auf die Förderung der Ausbildung: mit  der Gesundheitsfachschule in Buchholz aber auch mit dem Ausbildungsnetzwerk Pflege, das die ambulanten und stationären Pflegebetriebe vernetzt und organisatorisch unterstützt.
Und natürlich ist es auch entscheidend, dass Pflege- aber auch andere
Fachkräfte bezahlbaren Wohnraum bei uns im Landkreis finden.

Wohnraum
Mit unserer Kreiswohnungsbaugesellschaft KWG sind wir hier auf einem guten Weg. Seit ihrem Start 2017 als Ergänzung zur privaten Immobilienwirtschaft hat die KWG weit über 100 Wohneinheiten errichtet. Weitere Projekte stehen kurz vor dem Abschluss bzw. sind in Planung. Gleichzeitig muss man aber auch feststellen, dass weiterhin ein großer Bedarf besteht, das Angebot auszuweiten.

Wirtschaft
Für die Zukunft werde ich mich dafür einsetzen, dass noch mehr Menschen ihren Arbeitsplatz im Landkreis haben. Hierbei kann die Digitalisierung ebenso helfen wie der Einsatz innovativer Technologien – zum Beispiel am TIP Innovationspark Nordheide in Buchholz, der in diesem Jahr eröffnet wurde und viele Unternehmen mit attraktiven Arbeitsplätzen in die Region zieht. 

Sehr wichtig ist mir auch, den Mittelstand als Rückgrat der Wirtschaft im  Landkreis weiter zu stärken und Rahmenbedingungen zu schaffen, unseren Unternehmen eine Weiterentwicklung bei uns zu ermöglichen.
Letztlich ist die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Landkreises die Grundvoraussetzung dafür, dass wir uns anderen wichtigen Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz mit der nötigen Intensität widmen können.

Nur wenn wir dies alles im Blick haben, wird es uns gelingen, die Lebensqualität im Landkreis auch zukünftig zu sichern. Außerdem wird die Kreisverwaltung weiter daran arbeiten, den Service für unsere Bürgerinnen
und Bürger noch weiter zu verbessern. Gemeinsam mit unseren Städten und Gemeinden werden wir auch im kommenden Jahr daran arbeiten, die zukünftige Entwicklung unseres Landkreises weiterhin erfolgreich zu
gestalten.

Liebe Bürgerinnen und Bürger,
ich wünsche Ihnen allen für das neue Jahr viel Glück und Erfolg, vor allem aber Gesundheit.
Lassen Sie uns 2022 voller Optimismus angehen – gemeinsam werden wir die anstehenden Herausforderungen meistern.

Rainer Rempe
Landrat des Landkreises Harburg

Weihnachtsgrüße vom Landrat

Redakteur:

Anke Settekorn aus Jesteburg

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