Kein Rekord, aber dafür je eine Gold- und Silbermedaille
Apnoe-Taucher Fynn Neb (32) aus Buchholz zeigt sich in Katalonien in Hochform
(as). Eigentlich hatte der gebürtige Buchholzer Fynn Neb sich vorgenommen, am vergangenen Wochenende bei den katalanischen Meisterschaften in Sabadell (Spanien) mit 180 Metern den Weltrekord im Streckentauchen zu brechen (das WOCHENBLATT berichtete). Dann kam alles ganz anders.
Der 32-Jährige ist Apnoe-Taucher. Das heißt, er versucht solange unter Wasser zu bleiben wie möglich, ohne Schnorchel und Sauerstoffflasche. Fynn Neb war bestens vorbereitet und ist beim Training im 25-Meter-Becken locker 170 Meter getaucht. Doch der Wettbewerb nahm eine andere Wendung. Der Performance-Künstler sollte als Letzter schwimmen. Nur wenige Minuten vor dem Start nahm ihn der amtierende katalonische Meister Tewfik Blaoui beiseite. "Tewfik war bereits geschwommen. Er sagte zu mir: 'Ich weiß, du willst die 180 Meter schaffen. Aber 150 Meter reichen dir schon, um die Meisterschaft zu gewinnen'", berichtet Fynn Neb. Auch sein Trainer riet ihm, lieber sicher die Goldmedaille zu holen als einen fehlerhaften Rekordversuch zu riskieren.
Fynn Neb ging an den Start, sprang ins Wasser - und tauchte nach 157 Metern wieder auf. Gold für Fynn Neb in der Disziplin "Dynamic Bifins" (mit Flossen) war der Lohn. Neb sieht seinen Erfolg mit gemischten Gefühlen. "Ich hätte den Rekord knacken können", ist er überzeugt. "Ich bin aufgetaucht, obwohl ich noch genug Sauerstoff hatte, und meine Beine waren auch noch nicht schwer". Dennoch sei es besser, motiviert und erfolgreich mit einer Medaille aus dem Wettbewerb herauszugehen, als beim Rekordversuch aus dem Wasser geholt werden zu müssen und mit der Scham zu leben, es nicht geschafft zu haben.
Dass er in Topform ist, bewies Neb seinen Konkurrenten: Aus Jux hatte er sich auch noch beim Streckentauchen ohne Flossen angemeldet - und sich mit 117 Metern die Silbermedaille gesichert. Auch die Spanier waren von seiner Leistung beeindruckt - sie wollten Fynn Neb sogar ihn ihren Nationalkader aufnehmen. "Die wussten wohl nicht, dass ich Deutscher bin", schmunzelt Neb. Er möchte sich jetzt für die Deutschen Meisterschaften qualifizieren und hofft, in den Deutschen Nationalkader aufgenommen zu werden. "Vielleicht darf ich Deutschland ja mal bei einer Weltmeisterschaft vertreten."
Derzeit befindet Fynn Neb noch in Spanien und trainiert dort fleißig. Er möchte sich gern in weiteren Wettbewerben beweisen, doch aufgrund der Pandemie finden derzeit nur wenige Veranstaltungen statt. Der Zirkusakrobat sieht es jedoch gelassen: "Zumindest konnte ich mich durch die Corona-bedingte Auszeit in den vergangenen Monaten voll aufs Tauchen konzentrieren."
Redakteur:Anke Settekorn aus Jesteburg |
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