Problem im Amateurfußball
Dem Schiedsrichter-Mangel im Landkreis Harburg die rote Karte zeigen
Der deutsche Amateurfußball hat ein Problem: Ihm gehen die Schiedsrichter aus. Die Zahl der Schiedsrichter sinkt seit Jahren, zudem fehlt es an Nachwuchs. Durch die Corona-Pandemie sei die Zahl der aktiven Schiedsrichter auch im Landkreis Harburg zurückgegangen, berichtet Kreisschiedsrichterobfrau Kim-Jana Trenkner. "Die Situation ist noch nicht dramatisch, allerdings würde ich sie als spürbar angespannt bezeichnen", erklärt Trenkner. Im Landkreis Harburg müssen an den Wochenenden Spiele in vier Kreisklassen und einer Kreisliga besetzt werden.
Ihr Schiedsrichter-Kollege Marvin Schories, der auch als Lehrwart für die Ausbildung neuer Schiris zuständig ist, belegt den Rückgang der Schiedsrichter anhand von konkreten Zahlen: "Aktuell haben wir im Landkreis Harburg 220 aktive Schiedsrichter. Im April waren es noch 248, im Juli des vergangenen Jahres waren es 230." Zwischen 2002 und 2004 gab es im Landkreis Harburg knapp über 300 aktive Männer und Frauen an der Pfeife. "Für diejenigen, die die Spiele ansetzen, wird es da an den Wochenenden schon mal knapp", betont Schories.
"Durch die Corona-Pandemie haben viele Kollegen festgestellt, dass sie ihre Wochenenden auch gerne abseits des Platzes verbringen, außerdem konnten wir die Ausbildungslehrgänge nicht so stark besetzen wie noch in den Jahren zuvor", erklärt Trenkner. Junge Leute hätten zudem viel weniger Zeit, um zu pfeifen, als es früher der Fall gewesen sei, so die Schiedsrichterobfrau.
Ein anderes Bild bietet da der Landkreis Stade. Marcel Baack, Vorsitzender des Kreisschiedsrichter-Ausschusses, spricht hier von einem Promille-Anteil an Spielern, die in der vergangenen Saison im gesamten Landkreis nicht mit einem Schiedsrichter besetzt werden konnten. "Natürlich wäre es gut, wenn wir mehr Schiedsrichter hätten, aber das ist hier bei uns schon meckern auf hohem Niveau", erklärt Baack. Im Landkreis Stade seien derzeit 165 Schiedsrichter aktiv an der Pfeife.
Um dem Mangel an Schiedsrichtern entgegenzuwirken und weiterhin einen reibungslosen Spielbetrieb zu ermöglichen, werden von Seiten des Kreisschiedsrichterausschusses jetzt spezielle Maßnahmen ergriffen. Mit dem DFB-Patenprogramm sei es bereits gelungen, die Quote der Nachwuchsschiedsrichter, die bereits nach einer Saison wieder aufhören, von 60 auf 20 Prozent zu senken. Bei diesem Programm werden Jungschiedsrichter bei ihren ersten drei Spielen von einem erfahrenen Kollegen begleitet. Außerdem sollen die Jugendspiele wieder eher auf den Samstag gelegt werden, damit sie nicht mit den Herren-Spielen am Sonntag kollidieren.
Um auch weiterhin junge Menschen für das Ehrenamt an der Pfeife zu begeistern, sei man im Landkreis Harburg weiterhin auf der Suche nach der optimalen Lösung, berichtet Schories. "Bei der Anwerbung neuer Schiedsrichter wollen wir auf niedrigschwellige Angebote und bei der Ausbildung auf Qualität statt auf Quantität setzen. Dadurch sollen die Nachwuchsschiedsrichter nachhaltig dabeibleiben und nicht nach einer Saison wieder aufhören."
• Wer sich für das Schiedsrichterwesen interessiert und selber gerne mal Chef auf dem Platz sein möchte, meldet sich für weitere Informationen beim stellvertretenden Kreisschiedsrichterobmann und Lehrwart Marvin Schories per E-Mail an marvin.schories@sr-harburg.de. Die Schiedsrichterei ist neben dem sportlichen Aspekt auch mit zahlreichen weiteren Vorteilen verbunden, wie beispielsweise dem freien Eintritt in deutsche Fußballstadien.
(lm).
Redakteur:Lennart Möller aus Rosengarten |
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