WOCHENBLATT erscheint weiterhin zweimal wöchentlich
Papier ist teuer wie nie
(bim/ts). Verleger, Drucker, Händler und Hersteller von Papier sind besorgt: Das Papier wird knapp. Die Preise sind dramatisch gestiegen, Lieferzeiten sind nicht mehr berechenbar wie gewohnt. In der Papiermarkt-Krise zeigt sich das WOCHENBLATT stabil: "Wir haben vorgesorgt. Das WOCHENBLATT wird weiterhin zweimal wöchentlich erscheinen. Gelegentlich können die Ausgaben aber etwas komprimierter ausfallen", sagt Geschäftsführer Stephan Schrader.
Wie Zeitungsverlage mittlerweile betroffen sind, zeigt zum Beispiel die Mediengruppe Du Mont ("Kölner Stadtanzeiger", "Express"). Ihre gedruckten Tageszeitungen könnten kurzfristig in leicht reduziertem Umfang erscheinen, zitierte das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" eine Verlagssprecherin.
Die Pandemie hat
Lieferketten erschüttert
Die Corona-Pandemie hat die Lieferketten der Weltwirtschaft erschüttert und viele Preise nach den Lockdowns wegen der sprunghaft wieder angestiegenen Nachfrage in die Höhe getrieben. Das betrifft nicht nur die Energie- und Lebensmittelbranche, sondern auch die Papierindustrie, die dazu noch unter Materialknappheit zu leiden hat. Der Preis für eine Tonne sortiertes gemischtes Altpapier lag im Oktober bei rund 182 Euro pro Tonne und war damit 70 bis 75 Prozent teurer als zu Jahresbeginn. Manche sprechen deshalb bei Papier bereits von "weißem Gold".
Hersteller haben
Kapazitäten abgebaut
"Es gibt derzeit temporäre Lieferengpässe bei grafischen Papieren. Da die Nachfrage nach grafischen Papieren seit Jahren sinkt, haben die Hersteller sukzessive Kapazitäten ab- oder zum Teil umgebaut. Dies trifft auf eine vorübergehend verstärkte Nachfrage nach Print-Werbung nach dem Ende des Lockdowns", sagt Gregor Andreas Geiger, Pressesprecher von "Die Papierindustrie" (vormals Verband Deutscher Papierfabriken). Der Erzeugerpreisindex für Zeitungsdruckpapier sei bis August um rund 13 und bei den anderen grafischen Papieren um fünf Prozentpunkte gestiegen. Der Verband nennt als Ursache vor allem Rohstoff- und Energiekosten sowie einen dramatischen Anstieg bei den Preisen für Altpapier und Zellstoff. Die WOCHENBLATT-Gruppe produziert ihre vier Titel "Nordheide WOCHENBLATT", "Elbe Geest WOCHENBLATT"; "Neue Buxtehuder WOCHENBLATT" und "Neue Stader WOCHENBLATT" zu 100 Prozent aus zertifiziertem Recycling-Papier.
Eine Hälfte wird exportiert,
eine Hälfte importiert
Interessant: "Ungefähr die Hälfte der deutschen Produktion wird exportiert, ungefähr die Hälfte des Verbrauchs importiert. Dabei spielen regionale Handelsstrukturen, aber auch unterschiedliche Papiersorten eine Rolle", erklärt Geiger. Zu 70 Prozent werde Papier in die EU exportiert, der Rest nach Übersee.
Der Verband geht jedoch davon aus, dass der Versorgungsengpass nur temporär ist.
Der Buchhandel
Angesichts der massiven Preissteigerungen beim Papier stellt sich die Frage, ob zu Weihnachten das Wunsch-Buch unter dem Weihnachtsbaum liegen wird. Laut Thorsten Friesecke, Inhaber des Tostedter Buchgeschäftes "Buchecke", halten sich die von ihm angefragten Verlage mit Aussagen zurück. "Die Verlage wollen keine verbindlichen Aussagen machen. Sie drucksen herum, was mögliche Preiserhöhungen angeht. Der Großhandel kann sich vorstellen, dass es im Dezember knapp wird", berichtet Friesecke. Er vermutet, dass bei Papierengpässen auf minderwertigeres Papier zurückgegriffen werde.
Noch keine Auswirkungen
auf Buchlieferung
Laut dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V. hat der Engpass beim Papier momentan noch keine Auswirkungen auf die Lieferbarkeit von Büchern oder die Buchpreise. "Sollte die Papierknappheit bestehen bleiben und sollten die Kosten entsprechend langfristig hoch bleiben, könnte sich das in letzter Konsequenz auf die Lieferbarkeit und die Buchpreise auswirken", teilt Pressesprecher Thomas Koch mit. "Was Verlage machen, ist, ihre Auflagenplanung zu verändern. Denn insbesondere die kurzfristige Nachauflagenproduktion ist kaum möglich. Das heißt, Verlage planen teilweise gleich höhere Auflagen ein. Die Kalkulation wird dadurch allerdings erschwert und das Risiko, die hohen Auflagen dann auch zu verkaufen, steigt", so der Sprecher des Börsenvereins. "Es bleibt aber abzuwarten, wie sich die Papiersituation weiter entwickelt."
Gewinner in der Papiermarkt-Krise
Es gibt auch Gewinner in der Papiermarkt-Krise. Dazu dürften zum Beispiel die Recycling-Unternehmen gehören, die Rekordpreise mit dem Verkauf von Altpapier erzielen. Im Landkreis Harburg sammelt der weltweit agierende irische Konzern Smurfit Kappa Group mit Deutschland-Hauptquartier in Hamburg das Altpapier ein. Im Landkreis Stade erfüllt diesen öffentlichen Auftrag das örtliche Unternehmen RZS Recycling Zentrum Stade GmbH.
Der Landkreis Harburg und damit alle Bürger, die Abfallgebühren bezahlen, profitieren davon, dass Altpapier knapp ist. Die Kreisverwaltung erwartet in diesem Jahr ein Plus von etwa 743.000 Euro aus dem Geschäft mit dem Altpapier. "Das führt dazu, dass die Abfallgebühren im Jahr 2022 nicht steigen und konstant bleiben werden", sagt Kreissprecherin Katja Bendig.
Ein anderes Bild ergibt sich im Landkreis Stade, der offenbar mit seinem Recycling-Partner andere vertragliche Vereinbarungen getroffen hat als im Nachbarlandkreis. "Durch die Freigabe des Altpapiers für eine gewerbliche Sammlung profitiert der Landkreis derzeit nicht von den hohen Preisen für Altpapier", erklärt eine Landkreissprecherin. "Allerdings trägt das Unternehmen RZS auch das Kostenrisiko bei sinkenden Erlösen aufgrund fallender Altpapierpreise."
Mehr Verpackungen und Toilettenpapier
Im Corona-Jahr 2020 hat die Papierbranche laut „Leistungsbericht PAPIER 2021“ deutlich besser abgeschnitten als die deutsche Industrie insgesamt. So wurden 21,4 Millionen Tonnen Papier, Karton und Pappe produziert. Die Sortengruppen entwickelten sich dabei unterschiedlich. Die Produktion der Verpackungspapiere legte - wegen der erhöhten Nachfrage nach Verpackungen für Lebensmittel und den Online-Handel - um 2,6 Prozent auf 12,4 Millionen Tonnen zu. Die Hygienepapiere verzeichneten - vor allem durch Hamsterkäufe - ein Produktionswachstum von zwei Prozent. 1,5 Millionen Tonnen Hygienepapiere wurden hergestellt, etwa die Hälfte davon Toilettenpapier. Deutlich zurück ging hingegen die Produktion von grafischen Papieren - um 15,1 Prozent auf sechs Millionen Tonnen. Gründe sind die zunehmende Digitalisierung und ein verändertes Informationsverhalten.
Vorbereitet auf die Weihnachtssaison
„Wir haben langfristige Beziehungen mit unseren Lieferanten und stellen uns frühzeitig auf die Weihnachtssaison ein. Wir sind daher gut vorbereitet und erwarten keine Probleme in unserem Logistiknetzwerk", erklärt ein Sprecher des Versandriesen Amazon auf WOCHENBLATT-Nachfrage. Amazon beziehe Materialien von verschiedenen Unternehmen aus ganz Europa.
Allein in Winsen verlasse jeden Tag eine sechsstellige Anzahl an Paketen den Standort.
Amazon arbeite seit Jahren an Nachhaltigkeitsinitiativen und habe so das Gewicht von Versandverpackungen um über 36 Prozent reduziert und mehr als eine Million Tonnen Verpackungsmaterial eingespart, was zwei Milliarden Versandkartons entspricht. "Wir erhöhen auch beständig weiter die Anzahl der Produkte, die in der Originalverpackung des Herstellers versendet und nur mit einem Adressaufkleber versehen werden", so der Unternehmenssprecher.
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