Jetzt wird erkundet, wie die Bodenbeschaffenheit ist
Erste Probebohrungen für SuedLink-Trasse im Landkreis Stade
(jd). Die Trasse für die Windstromleitung SuedLink steht weitgehend fest. Die Bundesnetzagentur hat auf Grundlage der Vorplanungen des Netzbetreibers Tennet einen ein Kilometer breiten Korridor festgelegt, der sich für die Verlegung der Erdkabel eignen soll. Innerhalb dieses Korridors, der im Landkreis Stade von Wischhafen bis Kutenholz verläuft, muss nun geprüft werden, wo genau die Stromkabel verlegt werden können. Diese grundstücksgenaue Untersuchung läuft jetzt an. Im Bereich der Gemeinde Wischhafen beginnen in zehn Tagen die ersten Bohrungen, um die Beschaffenheit des Bodens zu erkunden. Betroffen sind oftmals landwirtschaftliche Flächen. Die meisten Landwirte haben aber offenbar kein Problem damit, wenn Erkundungstrupps mit schwerem Gerät auf den Äckern unterwegs sind. Im Gegenteil: Sie halten die Bodensondierungen für wichtig.
Bohrungen liefern wichtige Erkenntnisse
Je genauer die Kenntnisse über die Bodenbeschaffenheit seien, umso besser könnten die Ingenieure planen und mögliche Problemflächen ausschließen, meint Kreislandwirt Johann Knabbe. Damit werde späterer Ärger vermieden. Entstehe beispielsweise bei der Verlegung der Kabel ein Grundwasserdurchbruch, würde das vor Ort zu Komplikationen führen und womöglich aufwendige Entwässerungsbauwerke erforderlich machen. Gerade in den Moorgebieten in Kehdingen, aber auch auf der Stader Geest könnte es im Untergrund noch manche Überraschung geben.
Knabbe setzt hier ohnehin auf die Ingenieurskunst: Die komplexe Entwässerungsstruktur gerade in der Kehdinger Marsch dürfe nicht durch die Erdarbeiten für SuedLink zerstört werden. Wenn die Gräben nicht mehr richtig ihre Funktion bei der Entwässerung erfüllen, könne das weitreichende Folgen haben. Nach seiner Kenntnis sollen Spundwände und Vorfluter aber unterbohrt werden.
An diesen Stellen finden ebenso wie an Straßen, die auch unterirdisch gequert werden, jetzt die ersten Bodenuntersuchungen statt. "Die gewonnenen Daten und deren fachliche Bewertung fließen dann in den Abwägungsprozess zur Findung des konkreten Leitungsverlaufs mit ein", erläutert Tennet-Referentin Moana Seiler.
Die Bohrungen werden bis zu einer Tiefe von 30 Metern vorgenommen - mittels eines sogenannten Rotationskernbohrers mit einem Durchmesser zwischen 15 und 20 Zentimetern. Zum Einsatz kommt dabei ein Spezial-Lkw mit einklappbarem Bohrturm. Tennet sichert zu, die Schäden in Feld und Flur möglichst gering zu halten und die Bohrlöcher anschließend wieder zu verfüllen.
Betreten der Grundstücke darf nicht verwehrt werden
Zusätzlich zu den Bohrungen erfolgen Vermessungsarbeiten auf den Flächen und Erkundungen zur Beschaffenheit des Geländes. Dafür sind Tennet-Mitarbeiter mit dem Auto, per Rad oder auch zur Fuß unterwegs, um die einzelnen Flurstücke in Augenschein zu nehmen. Der Zutritt zu den einzelnen Flächen darf ihnen nicht verwehrt werden. Die Berechtigung, Voruntersuchungen durchzuführen, ergibt sich aus dem Energiewirtschaftsgesetz. Sollte es zu Schäden kommen, muss Tennet bzw. die beauftragte Firma dafür aufkommen.
Wenn später die Leitungen im Boden liegen, ist dafür eine Ausgleichszahlung an den Grundeigentümer bzw. Pächter zu entrichten. Die Landwirte möchten erreichen, dass ein Rahmenvertrag geschlossen wird, in dem die Konditionen detailliert festgelegt sind. "Statt einer Einmalzahlung halten wir einen jährlichen Betrag für sinnvoll", meint Knabbe. Er verweist auf die Konzessionsabgabe, die Versorger an Kommunen entrichten, wenn deren Leitungen unter Fußwegen und Straßen liegen. "Ein solches Modell könnte Vorbild sein."
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.