Feuerwehr kann nur zusehen: Für brennende Windräder gibt es so gut wie keine Rettung
(jd). Zu mehr als 2.000 Einsätzen rücken die Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Stade durchschnittlich pro Jahr aus. Durch deren rasches Handeln werden bei Bränden oft hohe Sachwerte gerettet. Doch es gibt auch einige wenige Fälle, in denen die Feuerwehrleute bei einem Brand nichts ausrichten können - wie am vergangenen Montag, als ein rund 130 Meter hohes Windrad im Windpark Oederquart in Flammen aufging. Den Einsatzkräften blieb nichts anderes übrig, als das Gelände weiträumig abzusperren und zu warten, bis das Feuer von selbst erlosch. Tatsächlich sind die Möglichkeiten äußerst beschränkt, ein Windrad vor einem Totalschaden durch einen Brand zu bewahren.
Wie eine gigantische Fackel loderte das Windrad vom Typ Enercon E-66 am Abendhimmel. Die lange Rauchfahne war kilometerweit zu sehen. Nach rund einer Dreiviertelstunde krachte eines der drei Rotorblätter brennend zu Boden, später folgte ein zweites. Die Feuerwehr beobachtete das Ganze aus gebührendem Abstand. Ihre Aufgabe bestand darin, die Schaulustigen fernzuhalten und Wasser für das spätere Ablöschen der herumliegenden Trümmer herbeizuschaffen.
"Der Anblick war zwar ziemlich imposant, doch der Einsatz verlief äußerst unspektakulär", sagt der Nordkehdinger Gemeindebrandmeister Sven Nemitz, der vor Ort das Kommando hatte. Selbst eine Drehleiter könne hier nichts ausrichten: Diese erreiche gerade mal 30 Meter, während sich die Gondel in einer Höhe von fast 100 Metern befinde. Aus diesem Grund rät der Deutsche Feuerwehrverband-Verband (DFV) in seiner "Fachempfehlung" zur Einsatzstrategie beim Brand von Windrädern, "von der Option des kontrollierten Abbrennens Gebrauch" zu machen.
Hersteller Enercon wird die vom Brand beschädigte Gondel voraussichtlich schon in der kommenden Woche mit Hilfe eines Krans demontieren und nach Aurich ins Hauptwerk transportieren. "Dort werden unsere Techniker die Brandursache ermitteln und prüfen, inwieweit Bauteile wiederverwendet werden können", sagt Firmensprecher Felix Rehwald. Auf dem Mast, der höchstwahrscheinlich intakt geblieben sei, werde dann eine baugleiche Gondel moniert: "Das ist ähnlich wie beim Austauschmotor im Auto." Komplett ersetzt werden müssen allerdings die Rotorblätter. Diese sind aus Glasfaserkunststoff (GFK) gefertigt, einem Material, das sich bei Bränden schnell entzündet, zu dem es aber keine Alternative gibt.
Laut Stefan Eckhoff vom Windpark-Betreiber Energiekontor aus Bremerhaven wäre es im Prinzip sinnvoll, den Brandschaden zum Anlass für ein Repowering zu nehmen. Doch die in die Jahre gekommene Anlage vom Typ E-66, die eine Leistung von lediglich 1,5 Megawatt habe, durch eine modernen Mühle der Drei-Megawatt-Klasse zu ersetzen, sei nicht ohne Weiteres möglich: "Dafür müsste ein komplett neues Genehmigungsverfahren durchlaufen werden."
Aktiver Brandschutz oft nur als "Extra"
"Beim Brandschutz hat sich in den vergangenen Jahren viel getan", sagt Enercon-Sprecher Felix Rehwald. Mittlerweile werde in den Windrädern erheblich weniger brennbares Material verbaut.Allerdings zähle es noch nicht zum Standard, dass in jede Anlage ein Löschsystem installiert werde. Rehwald bemüht nochmals den Vergleich mit dem Auto: Das sei wie eine Zusatzaustattung, für die ein Aufpreis bezahlt werden müsse.
Laut Rehwald ist das Risiko eines Brandschadens äußerst gering: "Wir haben weltweit mehr als 24.000 Anlagen errichtet und nur eine Handvoll durch ein Feuer verloren." Nach einer Studie der englischen Uni "Imperial College" werden weltweit monatlich zehn Windräder durch Brand zerstört. In Deutschland gehen im Jahresdurchschnitt vier Anlagen in Flammen auf.
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