Mutation nur einen Schritt vom Menschen entfernt
Vogelgrippe-Ausbruch im Landkreis Stade

In Nordkehdingen wird wegen der Geflügelpest ein Sperrbezirk eingerichtet | Foto: Adobe Stock/kranidi
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Im Landkreis Stade ist die Geflügelpest ausgebrochen. Der hochansteckende Erreger der Vogelgrippe wurde in einem Hähnchenmastbetrieb in Wischhafen (Nordkehdingen) nachgewiesen. Auf Veranlassung des Kreis-Veterinäramtes wurden bereits am Wochenende zehntausende Hühner unter amtlicher Aufsicht tierschutzgerecht getötet.

In dem Betrieb finden jetzt umfangreiche Desinfektionsmaßnahmen statt. Die Amtstierärzte des Landkreises Stade begleiten die Maßnahmen engmaschig. Landrat Kai Seefried hat am heutigen Montagvormittag eine Allgemeinverfügung mit Vorgaben für eine Schutzzone (drei Kilometer um den Betrieb) und eine Überwachungszone (zehn Kilometer um den Betrieb) unterzeichnet, die am Dienstag, 17. Dezember, in Kraft tritt. Die Allgemeinverfügung ist auf der Landkreis-Internetseite über die Rubrik „Bekanntmachungen“ abrufbar (bitte hier klicken).

In Massentierhaltungen kann sich die Geflügelpest rasant ausbreiten | Foto: Adobe Stock/ davit85
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Auf der Landkreis-Internetseite gibt es auch eine interaktive Karte zur Darstellung der Schutz- und der Überwachungszone. Grundsätzlich gilt: Aus der Schutz- und der Überwachungszone darf insbesondere kein Geflügel und kein Geflügelfleisch ausgeführt werden, ebenso darf kein Geflügel bzw. Geflügelfleisch in diese Zonen eingeführt werden. Ausnahmen werden auf Antrag individuell vom Amt Veterinärwesen und Verbraucherschutz geprüft. „Zudem führen wir in dieser Woche klinische Untersuchungen in den rund 40 Geflügel haltenden Betrieben, die in der Schutzzone gemeldet sind, durch“, kündigt Amtsleiterin Dr. Sibylle Witthöft an.

In diesen Bereichen gelten die Schutzzone (rot) und die Überwachungszone (blau) | Foto: Landkreis Stade
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Bloß nicht: Zu Corona jetzt auch noch die Geflügelpest

Vogelgrippe: Droht Gefahr für den Menschen?

Die Vogelgrippe brach vor fast 30 Jahren erstmals in China aus. Seitdem hat sich diese für die Vögel tödlich verlaufende Geflügelpest über die ganz Welt ausgebreitet und grassiert mehr stark oder weniger stark rund um den gesamten Globus. 2010 wurde das unter Vögeln hochansteckende H5N1-Virus erstmals in Deutschland nachgewiesen. Seitdem werden hierzulande immer wieder verendete Wildvögel entdeckt, die mit dem Virus infiziert waren, oder es gab Ausbrüche in Geflügelzuchtbetrieben. Betroffen sind vor allem Hühner, Puten, Enten und Gänse, aber auch Schwäne und andere Wildvögel. Was Ärzten und Forschern jetzt aber große Sorge bereitet: Laut Wissenschaftlern besteht zunehmend eine ernsthafte Gefahr für den Menschen. Es gibt alarmierende wissenschaftliche Forschungsergebnisse zur Mutation des Virus.

H5N1 breitet sich aus – nicht nur bei Vögeln

Was bei der Vogelgrippe schon jetzt besonders besorgniserregend ist: Das Virus springt immer häufiger auf Säugetiere über. Betroffen waren u.a. in Pelzfarmen gehaltene Nerze sowie Robben. In diesem Jahr meldeten die USA erstmals Infektionen bei Milchkühen. Aktuell sind dort mehr als 800 landwirtschaftliche Betriebe betroffen. Auch Menschen sind in den USA nicht verschont geblieben: Bislang wurden 58 Infektionen dokumentiert, 35 davon durch direkten Kontakt mit Milchkühen.

Bloß nicht: Zu Corona jetzt auch noch die Geflügelpest

Gefährliche Mutation nur einen Schritt entfernt

Was H5N1 für den Menschen so bedrohlich macht, ist sein Potenzial zur Mutation. Das Virus hat Rezeptoren auf seiner Hülle, die eigentlich auf die Bindung an Vogelzellen spezialisiert sind. Doch Forscher aus den USA zeigten kürzlich, wie leicht sich diese Rezeptoren an menschliche Zellen anpassen lassen: Eine einzige Veränderung des genetischen Codes einer bestimmten Aminosäure genügt, um das Virus deutlich infektiöser für den Menschen zu machen. Die Rezeptoren verwandeln sich so, dass sie an einer menschlichen Zelle andocken können. Zusätzliche Virus-Mutationen könnten dann die Mensch-zu-Mensch-Übertragung erleichtern. Dass eine einzige Aminosäure so viel verändern kann, sei ein echtes Alarmzeichen, so die Forscher. Die Mutationen erfolgten unter Laborbedingungen. Bisher gibt es keinen Hinweis darauf, dass sich das Virus in der Natur bereits so stark verändert hat.

Es könnte ein neues Virus entstehen

Die Vogelgrippe hat in der Vergangenheit nur selten Menschen infiziert, doch die Folgen sind oft schwerwiegend. Seit 1997 wurden weltweit über 2.600 Fälle dokumentiert, von denen mehr als 1.100 tödlich endeten. Diese hohe Sterblichkeitsrate ist alarmierend und um ein Vielfaches höher als bei Corona– auch wenn neuere Fälle oft milder verlaufen. Ein noch größeres Risiko besteht jedoch, wenn H5N1 auf saisonale Grippeviren trifft. In einem infizierten Körper könnten die Viren in den Zellen, die sie gemeinsam befallen, Erbgut untereinander austauschen und ein sogenanntes rekombinantes Virus bilden, das die gefährlichsten Eigenschaften beider vereint. Ein solcher Erreger könnte nicht nur hoch ansteckend, sondern auch extrem tödlich sein.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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