Bürgermeister fühlt sich gebannt
Gemeinde-Chef konfessionslos: Blockt Kirche deshalb Veranstaltungen?
tp. Freiburg. Muss die Dorfgemeinschaft leiden, weil der Bürgermeister nicht Mitglied in der Kirche ist? Diesen Eindruck hat Detlef Hammann (48, parteilos), konfessionsloser Bürgermeister des Fleckens Freiburg in Nordkehdingen. Nach seinen Angaben erteilte ihm der Kirchenvorstand gleich zwei Mal eine Abfuhr für Veranstaltungen, die er in der St. Wulphardi-Kirche beziehungsweise im evangelischen Gemeindehaus durchführen wollte.
"Den bannen wir", das gab es schon im Mittelalter, kommentiert Gemeinde-Chef Detlef Hammann das Verhalten des Kirchenvorstands, an dessen Mitglieder er kürzlich die Anfrage stellte, an einem Termin im Oktober in St. Wulphardi die Bürgerehrung mit Verleihung des Ehrenpreises für engagierte Personen und Gruppen aus dem Dorf durchzuführen. Doch der Vorstand habe sich zögerlich verhalten, keinen Terminvorschlag gemacht, sei ihm ausgewichen, habe "rumgeeiert". In früheren Jahren - vor Hammanns Amtsantritt - hat die Vergabe des Bürgerpreises mehrfach in der Kirche stattgefunden.
"Klarheit über die Sache" erlangte Detlef Hammann, selbstständiger Physiotherapeut, als er eine weitere Anfrage an die Kirche richtete. Diesmal für einen Rückenschul-Kursus der Krankenkasse AOK. Doch dafür will die Kirche ihre Räume nicht hergeben. Den Grund habe ihm Kirchenvorstandsmitglied Manuela Gohlke ins Gesicht gesagt: "Du bist nicht in der Kirche." Hammann empfindet es als ungerecht, dass unter dieser Haltung "Dritte leiden müssen".
"Tatsächlich würden wir es sehr begrüßen, wenn Herr Hammann in die Kirche einträte", sagt Vize-Kirchenvorstands-Chef Jürgen Dubau (53). In seiner Rolle würde er es gerne sehen, dass sich Hammann in der Kirche ähnlich stark engagiere wie in den anderen örtlichen Gruppen und Vereinen. Für die Ablehnung der beiden Veranstaltungs-Anfragen gebe es aber weitere Gründe.
Bezüglich der Bürgerpreis-Verleihung, die Hammann laut Kirchenvorstand Dubau beim Erntedankgottesdienst am kommenden Samstag durchführen wollte, sei die ohnehin nur informell gestellte Anfrage zu kurzfristig gewesen. Wissend, dass sich die Kirche dadurch eine gute Werbung entgehen ließ, musste der Vorstand absagen: "Es hat keine offizielle Anfrage von Herrn Hammann an Pastor Harry Kern oder das Kirchenbüro gegeben. Der Termin ist leider nicht möglich, denn die Planungen für diesen Gottesdienst mit der entsprechenden Liturgie, musikalischen Begleitung laufen schon seit über einem halben Jahr und sind abgeschlossen." Auf Hammanns "Schnellschuss" habe die Kirche nicht mehr reagieren können.
Den AOK-Rückenschul-Lehrgang lehnte die Kirche aus geschäftlichen Gründen ab. Kirchliche Räume stünden nur den Mitglieder und Gruppen der Kirche für nicht-kommerzielle Angebote zur Verfügung, sagt Jürgen Dubau. "Wir bedauern, Herrn Hammann an dieser Stelle eine Absage erteilen zu müssen, und verweisen auf vergleichbare Räume hier in Freiburg in der Schule oder dem Kindergarten."
Die Freiburger Kirche verstehe sich als offenes Haus, so Dubau. "Müssen wir deshalb aber alles mitmachen?"
• Die Bürgerpreis-Verleihung findet nun voraussichtlich am Sonntag, 16. November um 15 Uhr im Freiburger Kornspeicher statt.
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
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