Im WOCHENBLATT-Interview
Petitionsinitiatorin Carolin Iding: "Das Tierleid muss enden"
(bim). Mehr als eine Million Menschen unterstützen die Petition "Stoppt Tierversuche - Schließt das LPT" der 26-jährigen Tierschützerin Carolin Iding aus Himmelpforten (Landkreis Stade). Am Montag traf sie Rainer Beckedorf, Staatssekretär des niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, um ihm die Unterschriften der Change.org-Petition zu übergeben. Im WOCHENBLATT-Interview erklärt sie ihre Beweggründe, sich gegen Tierversuche zu engagieren.
WOCHENBLATT: Haben Sie selbst Haustiere?
Carolin Iding: Ja, ich habe zwei Katzendamen und bin schon von klein auf mit Tieren aufgewachsen.
WOCHENBLATT: Was machen Sie beruflich?
Iding: Ich arbeite in der Qualitätssicherung eines großen Luftfahrtunternehmens.
WOCHENBLATT: Seit wann engagieren Sie sich gegen Tierversuche?
Iding: Um ehrlich zu sein, richtig engagieren und aufklären erst seit der Enthüllung der "Soko Tierschutz" über das LPT. Ich wusste zwar vorher, dass es Tierversuche gibt, aber ich war nicht darüber im Bilde, dass in Deutschland so etwas überhaupt erlaubt ist. Man denkt meist, dass solche Einrichtungen in anderen Ländern sind. Als ich dann aber erfahren habe, dass dieses Horror-Labor sozusagen direkt in der Nachbarschaft ist, war ich fassungslos. Und habe mich sofort mit dem Thema auseinandergesetzt und dann erst das Ausmaß dieser Lobby erkannt.
Ich bin bereits seit vielen Jahren Veganerin, da mich das Leid der Tiere sehr bewegt.
WOCHENBLATT: Was hat Sie motiviert, die Petition zu starten?
Iding: Ich habe die Petition sofort am selben Abend gestartet, als dieser Skandal enthüllt wurde. Dies kam aus einem Impuls der Hilflosigkeit. Als ich die Fotos und Videoaufnahmen dieser armen Tiere gesehen habe, war es einfach wie ein Schlag in mein Gesicht. Ich konnte nicht verstehen, wie man ihnen so etwas antun kann. Und ich wollte einfach etwas tun, was helfen könnte, daher eröffnete ich dann diese Petition und habe sie auf all meinen Social-Media-Kanälen geteilt in der Hoffnung, dass so viele Menschen wie möglich auf das Thema Tierversuche in Deutschland aufmerksam werden und ihre Stimmen gegen das LPT und deren Lobby erheben.
WOCHENBLATT: Was erhoffen Sie sich davon?
Iding: Ich erhoffe mir vieles von dieser Petition. Mein größter Wunsch wäre es natürlich, dass das EU-Parlament Tierversuche gänzlich verbieten würde. Damit dieses Leid für die Tiere, die keine eigene Stimme haben, um sich dagegen auszusprechen, endlich ein Ende hat.
Ich wünsche mir von Herrn Beckedorf, dass er sich auch auf politischer Ebene für die Schließung des LPT stark macht.
Ich erhoffe mir ebenfalls davon, dass die verbliebenen Tiere im LPT die Chance auf ein lebenswertes Leben haben. Und nicht in andere Labore verkauft werden, um dort dann auf schlimmste Art und Weise getötet zu werden.
Wir können uns doch nicht einfach das Recht nehmen, andere Spezies für unsere Zwecke so zu quälen. Denn auch sie wollen nur leben und haben nur das eine Leben wie jeder von uns.
Zudem erhoffe ich mir, dass viele Menschen umdenken und sich darüber informieren, welche Firmen eigentlich hinter Tierversuchen stehen. Denn wir als Verbraucher haben eine weitaus größere Macht, als wir uns vorstellen.
WOCHENBLATT: Wie verlief das Gespräch im Ministerium?
Iding: Der Staatssekretär Rainer Beckedorf konnte keine Aussagen zu den laufenden Ermittlungen tätigen, sicherte mir aber zu, dass die Ermittlungen einen hohen Stellenwert im Ministerium haben und dass es eng mit den anderen Bundesländern zusammenarbeitet. Ich freue mich, dass er auch seine Amtskollegin in Hamburg, Cornelia Prüfer-Storcks, für eine Petitionsübergabe anfragen will. Ich hoffe nun auf eine Antwort von Frau Prüfer-Storcks, um auch mit ihr über den Hauptstandort des Laboratory of Pharmacology and Toxicology (LPT) zu sprechen. Die Politik muss endlich handeln und der Tierquälerei seitens des LPT ein Ende bereiten. Mehr als eine Million Menschen haben diesem Anliegen ihre Stimme gegeben. Diese werde ich nutzen, um bei den Verantwortlichen weiter Druck zu machen. Ich fordere länderübergreifendes Handeln, um die Labore an allen Standorten zu schließen.
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