Skandal um verendete Schafe?
Soko Tierschutz erstattet Anzeige gegen Oste-Deichschäfer
Der Vorwurf ist heftig: Die Betreiber einer Deichschäferei an der Oste sollen verendete Tiere im Stall einfach liegengelassen haben, sodass die Kadaver auf dem Stroh verwesten. Belegen sollen das Fotos, die die "Soko Tierschutz" nach eigenen Angaben vor Ort aufgenommen hat. Die Tierschutzorganisation, die u.a. die Missstände im Neu Wulmstorfer Tierversuchslabor LPT und den Schlachthof-Skandal in Düdenbüttel aufgedeckt hat, erstattete Anzeige beim Landkreis. Die Schäfer wiederum sehen sich zu Unrecht an den Pranger gestellt.
"In den Buchten lagen tote, teils aufgeblähte oder unter Stroh versteckte Kadaver", schreibt die "Soko Tierschutz" in ihrer Anzeige. Zudem habe man starken Verwesungsgeruch wahrnehmen können, der aber nicht vom Kadaverplatz stammte. Daher bestehe der Verdacht, dass irgendwo weitere tote Tiere herumliegen könnten.
Das Veterinäramt des Landkreises reagierte prompt: Unverzüglich hätten sich ein Amtstierarzt und eine Mitarbeiterin der Behörde auf den Weg nach Kranenburg gemacht, so Kreis-Pressesprecher Daniel Beneke. Von der rund 1.200 Tier zählenden Schafsherde befanden sich 200 im Stall, als der Tierarzt eintraf. "Deren Zustand war bei der Kontrolle in Ordnung", so Beneke. Tote Tiere seien nicht entdeckt worden.
Deichschäfer weisen Vorwürfe zurück
Die beiden Deichschäfer, die Brüder T., halten die Anzeige für ungerechtfertigt. Dass einzelne Tiere verenden, komme bei einer Herde dieser Größenordnung durchaus vor, so Christian T. - gerade jetzt bei dieser enormen Hitze. Es gehe lediglich um drei tote Schafe. Diese hätten zuvor gekränkelt und seien daraufhin in den Stall gebracht worden.
"Wir haben nichts zu verbergen", sagt Christian T. bei einem spontanen Ortstermin des WOCHENBLATT im Schafstall. Der Stall liegt inmitten von Wiesen rund 200 Meter vom Ostedeich entfernt. Alles ist wie bei einem typischen landwirtschaftlichen Betrieb. Der Stall selbst macht einen ordentlichen Eindruck. Es ist zwar keine Bauernhofidylle. Die will der Schäfer aber auch gar nicht vorgaukeln. Es handele sich nun mal um eine Nutztierhaltung, so T. Im Stall herrscht am frühen Morgen heftiges Geblöke. Es gibt gerade Futter. "Die Tiere sollten eigentlich draußen stehen", erläutert T. Wegen der Trockenheit sei das Gras auf einigen Deichabschnitten aber verdorrt. Deswegen habe er einen Teil der Herde in den Stall holen müssen.
Insgesamt 24 Kilometer Ostedeich zwischen Gräpel und Großenwörden werden von den Brüdern T. im Auftrag des Deichverbandes bewirtschaftet. Die Schafe halten das Gras kurz und sorgen mit ihrem sogenannten "Trippelschritt" dafür, dass der Boden festgetreten wird. Seit 2013 kommen die Schäfer jedes Jahr von April bis Oktober mit ihren Tieren zur Deichpflege an die Oste. Beheimatet ist der Betrieb im Münsterland. "Wir sind seit vielen Generationen Schäfer", erzählt Christian T. Der gelernte Fleischer hat seinen früheren Job an den Nagel gehängt, um in Vollzeit als Schäfer zu arbeiten. Sein Bruder unterstützt ihn meist am Wochenende.
Tiere erhalten ausreichend Wasser
"Ich habe hier an der Oste mindestens einen Zwölf-Stunden-Tag", erzählt Christian T. Fast einen halben Tag benötige er, um die Schafe mit Wasser zu versorgen. An den einzelnen Deichabschnitten sind große Tanks bzw. Tonnen postiert, die der Schäfer immer wieder auffüllt. Außerdem gibt es ein paar Wasserstellen an der Oste. "Es wurde auch schon behauptet, die Tiere bekämen nicht ausreichend zu saufen", sagt Christian T. Diese Vorwürfe hätten sich im Nachhinein immer als falsch erwiesen.
"Wir machen hier gewissenhaft unsere Arbeit und kümmern uns um unsere Tiere", sagt Christian T. Ernsthaften Ärger mit dem Veterinäramt habe es noch nie gegeben. "Umso härter treffen uns dann solche haltlosen Vorwürfe wie jetzt von der Soko Tierschutz. Das ist wirklich nicht fair."
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