Wenig wegwerfen und viel Altes erhalten
Peter Wortmann und seine Familie wohnen auf der Stader Geest in einem ganz besonderen Haus
sb. Oldendorf. Vorhandenes erhalten, so viel altes Material wie möglich verwenden, so wenig wie möglich wegwerfen, auf Kunststoff weitestgehend verzichten und Schadstoffe meiden - diese Ziele setzen Peter Wortmann (72) aus Oldendorf und seine Familie seit vielen Jahren um. Vor 45 Jahren kauften sie ein altes Bauernhaus auf der Stader Geest und leben dort seitdem ihren Traum. Dafür wurden sie u.a. im Jahr 2009 von der Deutschen Energie-Agentur dena beim Haussanierer-Wettbewerb "Mehr Wert - Wärme aus erneuerbaren Energien" bundesweit mit dem dritten Platz ausgezeichnet.
"Der Bauernhof wurde um das Jahr 1850 errichtet und war bis zu unserem Einzug ein landwirtschaftlicher Betrieb", sagt Peter Wortmann. In ihrer Freizeit bauten der heute pensionierte Lehrer und seine Frau die alte Hofstelle Schritt für Schritt um. Und erlebten teilweise herbe Rückschläge. "Aus dem ehemaligen Stall sollte ein Wohnraum werden. Weil einige der alten Fachwerkbalken vom Holzwurm befallen waren, behandelten wir sie mit einem Holzschutzmittel, das uns von Handwerkern empfohlen worden war." Was das Ehepaar nicht wusste: Das Mittel war mit dem Gift PCB belastet, was die Familie krank machte und u.a. Gelenkschmerzen hervorrief. "Der Vorfall bestärkte uns darin, bei der Haussanierung noch mehr auf Ökologie zu achten", sagt Peter Wortmann. So entfernte die Familie vorhandene Wandisolierungen aus Steinwolle und ersetzte sie durch Leichtlehm. Verputzt wurden die Wände ebenfalls mit Lehm. Dank der Offenporigkeit des Materials entsteht ein besonders angenehmes Raumklima. Bei der Vorsatzschalung der Außenwände wählte die Familie eine Zellulosedämmung. Und bei der Dacheindeckung entschied sie sich gegen neue Dachziegel und erhielt das vorhandene Dach aus dem nachwachsenden Rohstoff Reet.
Ob Baumaterial oder Einrichtung - Peter Wortmann und seine Familie sind stets bemüht, altes Material zu verwenden statt etwas Neues zu kaufen. So stammt die Holztreppe vom Erd- ins Obergeschoss aus einem Altbau in Stade, der abgerissen werden sollte. Auch Haustür und Innentüren wurden gebraucht erworben und angepasst. Weil die alten Holzfenster des Bauernhofs für eine Dreifachverglasung nicht geeignet waren, entschied sich die Familie für eine Zweifachverglasung mit Gasfüllung, um die Rahmen zu erhalten. Auch ein Großteil der Möbel wird bereits von Generationen benutzt. "Und bei allem, was wir neu oder gebraucht kaufen, achten wir darauf, so wenig Kunststoff wie möglich zu verwenden", so Wortmann.
Beheizt wird das ehemalige Bauernhaus sowohl mit einer Holzpellet-Heizung als auch mit einem Kachelofen. Das für den Ofen benötigte Holz stammt vom eigenen Grundstück. Zudem bezieht die Familie ausschließlich Naturstrom. "Eine eigene Photovoltaik- oder Solaranlage können wir auf unserem Reetdach leider nicht betreiben", bedauert Wortmann. "Allerdings haben wir Anteile an der Genossenschaft Bürgerenergie Osteland und beziehen von dort regional erzeugten Ökostrom."
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