Neugestaltung hat begonnen / Gastronomin plagt Existenzangst
Hafen Gräpel: Bauarbeiten im Paradies
sb. Gräpel. Eine Aufwertung oder Zerstörung eines naturnahen Paradieses? Am Gräpeler Hafen haben die Bauarbeiten für ein großes Projekt begonnen. Auf dem Plan stehen die Neugestaltung des Hafenplatzes, der auch für Veranstaltungen genutzt werden kann, der Bau eines Sanitärgebäudes mit öffentlichen Toiletten, durchgängig gepflastete Rad- und Fußwege, die Errichtung zweier Seeterrassen sowie die Anlage eines neuen Bootsstegs. Dafür muss ein Teil der Wiese weichen, die noch bis zum Ufer der Oste reicht.
Während Estorfs Bürgermeister Werner Hinck und Samtgemeinde-Bürgermeister Holger Falcke sich freuen, dass das lang geplante Projekt jetzt zur Umsetzung kommt, steht Karin Plate, Inhaberin des benachbarten Gasthauses Plates Osteblick dem Ganzen eher kritisch gegenüber. "Ich bin in Natur pur aufgewachsen und eine große Naturliebhaberin", sagt sie. "Der Bau der Seeterrassen an sich ist eine nette Idee. Ich bin aber immer davon ausgegangen, dass die Grünanlage zwischen Gasthaus und Osteufer unberührt bleibt." Sie befürchtet den Verlust des von ihren Gästen gewohnten und geschätzten Ambientes.
Ende der Bauarbeiten im Oktober
Und sie hat Existenzängste. Im Corona-Jahr sei es ohnehin schon schwer, als Gastronomin über die Runden zu kommen. Die Baustelle sei da nicht zuträglich. So habe es beispielsweise mit den Baufirmen schon Ärger bezüglich der Positionierung des Bauzaunes gegeben. Der war zu Beginn der Arbeiten so aufgestellt worden, dass die Gäste keinen direkten Zugang zur Wiese hinter dem Gasthaus hatten. Das ist inzwischen geklärt und geändert. "Wichtig ist jetzt, dass alle beteiligten Personen regelmäßig miteinander sprechen", sagt Holger Falcke. "Da müssen während der Bauphase Kompromisse gefunden werden."
Der Samtgemeinde-Bürgermeister erläutert weiter, dass man bei der Planung der Baumaßnahme Rücksicht auf die traditionellen Feste am Gräpeler Hafen genommen hatte. Sowohl das Schützenfest als auch die große Vatertagsparty sollten abgewartet werden, bevor die Arbeiten beginnen. Mit Corona habe da noch keiner rechnen können. Die Veranstaltungen seien ausgefallen, die Arbeiten hätten zu dem Zeitpunkt aber nicht mehr vorgezogen werden können, um einen störungsfreien Gastronomiebetrieb im Spätsommer zu ermöglichen. Bis zum 15. Oktober soll aber alles fix und fertig sein, verspricht Marnie Rudorffer vom Ingenieurbüro Galla & Partner, das die Planung und Bauleitung übernommen hat. Sie weist darauf hin, dass es sich leider nicht ganz vermeiden lässt, zwischenzeitlich den Zugang zur Wiese hinter dem Gasthaus, zu den drei Wohnmobilstellplätzen beim Hafenplatz sowie zur historischen Prahmfähre zu sperren. Letztere wird von Familie Plate betrieben und zählt zu den touristischen Highlights der Osteregion. Sollte die Nutzung nicht möglich sein, werde die Arbeitsgemeinschaft Osteland e.V. dies auf ihrer Homepage mitteilen, verspricht dessen Vorsitzender Claus List (http://www.ag.osteland.de).
Prahmfähre zeitweise außer Betrieb
Die aus zwei Elementen bestehende Seeterrasse aus Lärchenholz wird von der Zimmerei Hölting in Burweg gefertigt. Einen Bereich darf Karin Plate für ihren Gastronomiebetrieb nutzen. Direkt dahinter soll der neue, 52 Meter lange Bootssteg von der Firma Hahn aus Hechthausen montiert werden. Er soll Freizeitkapitänen ein Anlegen ermöglichen.
Projekt kostet rund eine Million
Rund eine Million Euro kostet das Projekt "Neugestaltung Gräpeler Hafen". Der Löwenanteil der Investition wird durch Zuschüsse gewuppt: 400.000 Euro aus dem LEADER-Fördertopf der Europäischen Union, 250.000 Euro aus dem Förderfonds der Metropolregion Hamburg-Niedersachsen. Die Samtgemeinde steuert 100.000 Euro bei, den Rest zahlt die Gemeinde Estorf, zu der Gräpel gehört.
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