Kopfloser Versuch, sich Sicherheit zu verschaffen
Chefärztin: Hamsterkäufe sind unnötig
(os). Wie sich die Bilder gleichen: Wie vor ziemlich genau zwei Jahren sind bestimmte Waren in den Supermärkten nicht oder nur noch eingeschränkt verfügbar. Trieb im März 2020 die unvorhersehbare Corona-Lage die Menschen dazu, z.B. Mehl, Nudeln und Toilettenpapier in Massen zu horten, ist es im Moment die Angst, welche Auswirkungen der Ukraine-Krieg auf unsere Versorgungslage haben wird. Deshalb haben sich zu den genannten Waren zusätzlich Speiseöle gesellt, die bislang in großen Mengen aus der Ukraine, der Kornkammer Europas, geliefert wurden. So oder so: Hamsterkäufe sind unnötig! "Sie sind der kopflose Versuch, sich Sicherheit zu verschaffen", betont Dr. Ute-Christine Haberer, Chefärztin der Abteilung für Psychosomatische Medizin am Krankenhaus Ginsterhof in Rosengarten-Tötensen (Landkreis Harburg).
Dass sich viele Bürger derzeit mit deutlich mehr Waren eindecken als nötig, sei menschlich, so die Psychologin: "Es steckt in uns drin, dass wir in Angst- und Stresssituationen das vorausschauende Handeln über Bord werfen." Jeder denke dann zuerst an sich, sagt Haberer: "Die Hamsterkäufe sind Ausdruck von etwas übersteigert Existenziellem." Der Vergleich mit der Situation von März 2020 zeige: "Bei vielen Menschen ist kein Lerneffekt zu erkennen. Man muss es leider so deutlich sagen: Der Mensch ist im Allgemeinen begrenzt!" Eine Mitschuld an der Entwicklung sieht die Expertin in den sozialen Medien, in denen das vermeintliche Versorgungsproblem hochgeschaukelt werde.
Dass sich Kunden Wege einfallen lassen, um die Mengenbeschränkung z.B. beim Mehl zu umgehen, indem sie mehrfach am Tag einkaufen gehen, verwundert Ute-Christine Haberer nicht: "So wird versucht, die Macht über das Geschehen zu behalten, nach dem Motto: Ich bestimme, wie es läuft!"
Redakteur:Oliver Sander aus Buchholz | |
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