Der Uhu fliegt nur zum Golfplatz
mi. Buxtehude. Es geht wohl auch um Geld: Rund 50 Millionen, so schätzt Wilhelm Hartmann, der selbst in der Windenergiebranche tätig ist, das Investitionsvolumen für den gesamten Windpark ein, der auf dem Gebiet der Landkreise Harburg und Stade derzeit entsteht. Anders als mit wirtschaftlichen Faktoren ist wohl auch nicht zu erklären, warum beide Kreise das Projekt vorantreiben. Gerade auf dem Gebiet des Landkreises Stade ist ein Standort bei Buxtehude-Daensen für den Vogelschützer untragbar. Die Anlagen entsteht hier nur knapp 700 Meter von einen Uhunest entfernt.
„Diese Windmühlen sind eine große Gefahr für den Uhu“, so Wilhelm Hartmann. Doch diese Sorgen sind laut eines Gutachtens des Landkreises Stade offenbar völlig unbegründet. Das Expertenpapier habe nämlich laut Kreissprecher Christian Schmidt eindeutig belegt, dass der gefährdete Uhu erstaunlicher Weise in 95 Prozent aller Fälle von den Windkraftanlagen weg und hin zu einem nahegelegenen Golfplatz fliege, um dort zu jagen. Außerdem sei zum Schutz des Uhus das Windrad, das unmittelbar neben dem Nest gestanden hätte, nicht gebaut worden. Um die höchstmögliche Sicherheit für den Uhu zu erlangen, sollen die zwei verbleibenden Anlagen in der Nähe des Nestes außerdem eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang ausgeschaltet werden.
Als Abnehmer für den Strom sind die Stadtwerke Buxtehude ein heißer Kandidat. Dass ausgerechnet hier mit Guido Seemann ein Grüner Buxtehuder Ratsherr und Hobby-Ornithologe im Aufsichtsrat sitzt, ist für Hartmann ein politischer Treppenwitz.
Guido Seemann erklärt dazu, er habe den Aufsichtsratsposten angenommen bevor die Problematik überhaupt absehbar gewesen sei. „Natürlich ist der Standort problematisch“, räumt er ein. Ob das Projekt für den Uhu und andere Greifvögel gefährlich sei, wollte Seemann nicht beurteilen. „Ich bin nur Hobby-Ornithologe. Das müssen wir schon den Leuten überlassen, die so etwas beruflich machen.“ Er könne verstehen, dass die Gegner der Anlagen alle Erfolg versprechenden Wege beschritten, um die Anlagen zu verhindern. „Häufig werden die Vögel einfach nur instrumentalisiert, und dieselben Leute hätten kein Problem damit, wenn für einen Radweg ein Wachtelkönig weichen muss“, so Seemann.
Allerdings ganz so „unproblematisch“ wie die Gutachter es darstellen und wie es Seemann gern glauben möchte, ist der Standort nicht. Denn bei seiner Kritik kann sich Wilhelm Hartmann auf den Windenergieerlass des niedersächsischen Landtags - einen Leitfaden zur Aufstellung von Windrädern - berufen. Der Erlass empfiehlt, dass im Radius von 1.000 Metern um Greifvogelnester keine Windrädern aufgestellt werden sollen. Dazu kommt: Die Bedenkenlosigkeit des Landkreises beim „Golfplatz-Uhu“ wird von höherer Stelle nicht so ohne Weiteres geteilt. Das Landesumweltministerium äußert sich in einer Stellungnahme kritisch zum Gutachten und zum Vorgehen des Landkreises. Bemängelt wird auch hier der geringe Abstand zum Uhunest.
Redakteur:Mitja Schrader |
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