Herbstveranstaltung der Jägerschaft Landkreis Harburg
"Der Wolf ist auf dem Vormarsch"
as. Nenndorf. 23 Rudel Wölfe, fünf Paare und zwei residente Einzelwölfe leben derzeit in Niedersachsen, das berichtete der Biologe und Wolfsbeauftragte der Landesjägerschaft Niedersachsen, Raoul Reding, jetzt auf der Herbstversammlung der Jägerschaft Landkreis Harburg. Zahlreiche Jäger waren der Einladung der Kreisjägerschaft zum Thema „Wölfe in Niedersachsen und Landkreis Harburg“ gefolgt.
Die Jägerschaft führt seit über 30 Jahren die gesamte Wildtier-Erfassung durch - dazu gehört auch das Wolfs-Monitoring. 67 Prozent der bestätigten Wolfsmeldungen stammen von Beobachtungen, die die Jäger in den Revieren gemacht haben. Weiterhin können Wolfssichtungen sowie das Auffinden von Spuren unter www.wolfmonitoring.com von jedermann gemeldet werden. Und die Landesjägerschaft Niedersachsen hat eine kostenlose App entwickelt, mit der Sichtungen und Funde übermittelt werden können (unter "Wolfsmeldungen Niedersachsen" im App-Store abrufbar). „Wir hoffen, so auch Meldungen von Naturliebhabern wie z.B. Reitern oder Wanderern erhalten zu können“, erklärt der Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen und Vizepräsident des DJV, Helmut Dammann-Tamke. Insgesamt 3.042 Meldungen zum Wolfsvorkommen wurden so für das Monitoringjahr (April bis März) 2017/2018 dokumentiert. Reding betonte, wie wichtig Monitoring und Datenmeldung sind. Durch diese gesammelten Daten können die Wildbiologen wissenschaftlich fundierte Kenntnisse über die bei uns lebenden Wölfe, deren Herkunft sowie die Bildung von neuen Rudeln detailliert dokumentieren. Es wurden in 2017/2018 insgesamt 237 Übergriffe auf Nutztiere dokumentiert, die eindeutig dem Wolf zuzuordnen sind. Dabei wurden insgesamt 468 Tiere getötet oder so stark verletzt, dass sie eingeschläfert werden mussten. Die Anzahl der Übergriffe ist im Vergleich zum vergangenen Monitoringjahr (166 Fälle) stark angestiegen.
Helmut Dammann-Tamke beleuchtete das Thema Wolf von der umweltpolitischen Seite. "Der Wolf polarisiert", so Damman-Tamke. Das Tier werde durch die städtische Bevölkerung und Menschen auf dem Land unterschiedlich wahrgenommen. Der Wolf sei in unserem Land ein Kulturfolger, der sich seine Beute auch in unmittelbarer Nähe der Menschen suche. Je größer die Population des Wolfes werde, desto größer werde auch die Anzahl der Nutztierrisse. "Der Wolf ist ein hochintelligentes Tier und er passt sich seinem Lebensraum an", sagte der Präsident der Landesjägerschaft.
Kreisjägermeister Norbert Leben wies erneut auf die Gefahren der Afrikanischen Schweinepest (ASP) hin. „Die ASP wird nicht auf vier Pfoten nach Deutschland kommen, sondern auf vier Rädern!“ Die größte Gefahr bestehe in der Einschleppung der Seuche durch kontaminierte Lebensmittel wie Wurstwaren. Die Erreger können über Monate in diesen Lebensmitteln überdauern. Durch unachtsame Entsorgung, z.B. auf Rastanlagen und Parkplätzen entlang der Autobahnen, kommen Wildschweine mit diesen Erregern in Kontakt und infizieren sich. Es gibt bislang keinen Impfstoff gegen diese Seuche. Leben berichtete auch von der Notwendigkeit, die Wälder im Rahmen des Klimawandels umzustrukturieren. "Dies ist nur in einer engen Zusammenarbeit mit den hiesigen Waldbesitzern möglich", so Leben.
Drei Wolfsrudel im Landkreis
(bim). Aktuell (Stand September 2019) gibt es laut Landesjägerschaft im Bereich des Landkreises Harburg neben dem Rudel „Scheeßel“ noch die Rudel „Schneverdingen“ und „Garlstorf“. Nachweislich von Wölfen getötet wurden seit Anfang 2017 insgesamt zwölf Schafe in Handeloh-Wörme, Harmstorf, Hanstedt, Ashausen und Dohren, vier Schafe wurden verletzt.
Redakteur:Anke Settekorn aus Jesteburg |
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