Flüchtlingsunterkunft wird 2024 bezogen
Infoabend in Nenndorf eskaliert
Es herrscht Unruhe im Saal, die Gemüter sind erhitzt. Rund 60 Rosengartener kamen zur Infoveranstaltung, zu der der Landkreis Harburg am Dienstagabend geladen hatte. Thema war die geplante Flüchtlingsunterkunft, die derzeit "Am Hatzberg" in Nenndorf aus dem Boden gestampft wird und im ersten Quartal 2024 bezogen werden soll. Eines wurde an diesem Abend schnell klar: Die Bürger fühlen sich von Kreisverwaltung und Gemeinde übergangen - und das bringen sie sehr deutlich zum Ausdruck.
Der Landkreis Harburg steht in der Pflicht, die ihm zugewiesenen Geflüchteten unterzubringen. Daran führt kein Weg vorbei. Aktuell sind das 60 Personen pro Woche, die auf die Gemeinden aufgeteilt werden müssen. Weniger als noch vor einigen Monaten, als die Zahl um die hundert lag, aber genug, um eine echte Herausforderung darzustellen, denn es mangelt schlichtweg an Platz.
Die Lösung für Nenndorf ist eine Container-Anlage, die jetzt auf der Fläche neben dem Kreisel "Am Hatzberg" errichtet wird. Wie Jörn Petersen, Betriebsleiter der Gebäudewirtschaft beim Landkreis, während des Infoabends erklärte, handelt es sich bei dem Objekt um eine einreihige, zweigeschossige Container-Unterkunft - etwa zwölf Meter breit, 42 Meter lang. In dieser finden etwa 90 Personen in zehn Wohneinheiten - mit je drei Zimmern, Küche, Bad - Platz. Eine der Wohneinheiten ist der Heimleitung sowie einem Sicherheitsdienst vorbehalten. Der Betreiber, die AWO, und der Landkreis sicherten eine 24-stündige Betreuung der Bewohner zu. Nachts, am Wochenende oder an Feiertagen, wenn kein Sozialarbeiter da sei, werde ein Wachdienst vor Ort sein, der im Fall eines Konflikts auch eingreifen könne. Für die Anwohner gebe es so rund um die Uhr einen Ansprechpartner.
Die Ängste sind groß
Dass die Unterbringung der Flüchtlinge in ihrer Nachbarschaft einigen Anwohnern nicht passt, machten diese auf der Informationsveranstaltung deutlich. Sie fühlen sich nicht abgeholt von Landkreis und Gemeinde: Für sie kam der Infoabend viel zu spät. Sie seien jetzt, da die Container so gut wie aufgebaut sind, einfach vor vollendete Tatsachen gestellt worden. "Wir haben Angst", sagte eine Bürgerin und erntete zustimmenden Applaus aus dem Saal. Mehrere Personen lachten lautstark, als es um die Motivation Geflüchteter ging, nach Deutschland zu kommen. "Auf diesem Niveau kann man nicht diskutieren", entgegnete ein anderer Mann daraufhin.
Eine weitere Bürgerin nutzte die aufgeheizte Stimmung und rief in das Gemurmel hinein, sie werde jetzt die AfD wählen.
Der Unmut der Bürgerinnen und Bürger rührt aus verschiedenen Richtungen: Es sind Kultur- und Sprachbarrieren, es ist die Angst vor Übergriffen, die Angst um die eigenen Kinder, die den jungen männlichen Geflüchteten täglich begegnen könnten und es ist das "Über-den-Kopf-hinweg-entscheiden" ohne hinreichend informiert zu werden.
Integration steht im Mittelpunkt
"Es geht hier um Menschen", verdeutlichte Bürgermeister Dirk Seidler. "Vor der Notunterkunft kommt die Obdachlosigkeit." Man könne die Geflüchteten nicht irgendwo ins Abseits stellen, Versorgung funktioniere nur mit Zugang zu Wasser, Strom, Abwasser, Integration nur inmitten der Gesellschaft.
"Diese Menschen kommen aus Gebieten, in die sie nicht zurückkönnen. Die wollen sich hier etwas Neues aufbauen und damit haben wir gute Erfahrungen gemacht", fügt Elisabeth Meinhold-Engbers, stellvertretende Geschäftsführerin des AWO-Kreisverbandes, hinzu.
Zugleich lobte Seidler die Flüchtlingshilfe Rosengarten, die unter der Leitung von Jörg Leiteritz herausragende Arbeit geleistet habe. Das ehrenamtliche Engagement Freiwilliger sei nicht nur wichtig, sondern essenziell für die Integration der Geflüchteten.
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