Tötensener fand Heimat in der Ferne
Mit 92 Jahren auf Abenteuer
Auch mit 92 Jahren hat er noch viele Pläne: Karl-Heinz Ruppert ist wohl der älteste Abenteurer im Landkreis Harburg, wenn nicht sogar darüber hinaus. Der gebürtige Hamburger blickt gemeinsam mit dem WOCHENBLATT zurück auf ein Leben voll aus Abenteuern in der Ferne, die so zu seiner Heimat wurde.
"Ich brauche die Sonne, die Kälte in Deutschland habe ich nie lange ausgehalten", sagt Karl-Heinz Ruppert, der die meiste Zeit seines Lebens im Ausland gelebt hat. 1931 in Hamburg geboren, machte der Möbel-Tischler sich Anfang der 1950er Jahre zum ersten Mal auf nach England, um dort Geld zu verdienen. Seither hat es ihn in die verschiedensten Regionen und Länder dieser Welt gezogen. Von Libyen, Südafrika und Brasilien über Uganda, Tansania, Kuba und Australien bis hin nach Marokko und den Seychellen: Karl-Heinz Ruppert hat die Welt bereist und er bereut nichts. Nichts - außer kein Tagebuch geführt zu haben, denn das hätte dem Wahl-Tötensener jetzt, da er gerne seine Memoiren verfassen möchte, sehr geholfen. So bleiben ihm nur seine Erinnerung und die vielen Fotos und Andenken an sein bewegtes Leben.
In Bewegung war Ruppert immer schon, zog spontan von einem Land in das nächste, brach seine Zelte ab, wenn es ihm zu langweilig wurde, baute Unternehmen auf und heiratete insgesamt drei mal. Als es seiner ersten Ehefrau Ingrid in Nordafrika aufgrund der Sandstürme nicht mehr gefiel, packte der Vater zweier Söhne spontan sein Hab und Gut, verkaufte das, was nicht in seinen Mercedes passte, und machte sich auf in Richtung Südafrika. Drei Wochen lang ging es durch die sudanesische Wüste und den Regenwald Kenias, in einem Zwei-Mann-Zelt, nachts gewärmt durch Lagerfeuer, bis das Paar schließlich Johannesburg erreichte. Ein nicht ungefährlicher Trip, doch Karl-Heinz Ruppert verließ sich gerne auf sein Glück, das ihm schon das ein oder andere Mal das Leben rettete: "Vier Mal bin ich dem Tod von der Schippe gesprungen", so der Abenteurer. Bei einem Überflug von Malta nach England entdeckte Ruppert beim Blick aus der Maschine zufällig, dass Kerosin aus dem Tank lief, worauf er den Piloten in seinem damals gebrochenem Englisch aufmerksam machte. "Hätte ich das nicht zufällig entdeckt, hätten wir mitten im Meer notlanden müssen", erzählt Ruppert.
Bei einem Landeanflug in Kenia kollidierte die kleine Maschine fast mit einem Flugzeug, das unbeleuchtet über die Landebahn gezogen wurde. Erst im letzten Moment konnte der Pilot ausweichen.
Zwei weitere Male entkam Karl-Heinz Ruppert bei seinem liebsten Hobby, dem Wassersport, dem Tod. In den 1970ern erfasste ihn der Sog des Meeres. "Ich dachte das wars, ich hatte keine Kraft mehr", sagt Karl-Heinz Ruppert, der sich dann wie durch ein Wunder und mit letzter Kraft an einem Felsen festklammern konnte und wieder überlebte. Vom Abenteuer abgehalten haben ihn diese Erlebnisse aber nie.
Seit zwei Jahren ist Karl-Heinz Ruppert nun zurück in Deutschland, hat sich neben seinem Sohn Dion in Tötensen niedergelassen. Das Reisen hat er aber nicht aufgegeben, war seit seinem Umzug schon zwei Mal in Südafrika und hält Kontakt zu Freunden aus aller Welt. "Ich bin sehr wissbegierig, deshalb konnte ich das Reisen nicht lassen. Mich hat es immer in die Ferne gezogen, um Neues zu entdecken und frei zu sein", erklärt der 92-Jährige, der jetzt schon seine nächsten Abenteuer plant.
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