Plastik im Naturdünger: "Da ist etwas gründlich schief gelaufen"
mi. Rosengarten. „
Ich habe sofort versucht, die Ausbringung zu stoppen.“ Ortsbürgermeister Klaus Meyer-Greve war einer der ersten, der bemerkte, dass mit dem geschredderten Material, das auf dem Acker bei Ehestorf (Rosengarten) verteilt wurde, etwas nicht stimmte. Bis man auf ihn hörte, brauchte es Hartnäckigkeit und wohl auch einen Anruf in Hannover.
Die Chronologie: Meyer-Greve wird am vergangenen Mittwoch von einem Anwohner informiert, dass auf einem Feld am Ortsrand mit Plastik verunreinigter Grünabfall ausgebracht wird. Er ruft beim Landkreis Harburg an. Die Überraschung: Der Abfall stammt von der Firma Otto Dörner, sie handelt im Auftrag des Landkreises. Die Arbeiten werden aber erstmal unterbrochen.
Es kommt zu einer Besichtigung. Meyer-Greve schildert die Ereignisse: „Alles nicht so schlimm, alles im Rahmen gesetzlicher Grenzwerte“, sei das erste Fazit des zuständigen Mitarbeiters aus der Abfallwirtschaft des Kreises gewesen. Doch der Ortsbürgermeister gibt nicht nach. Als er im Kreishaus nicht weiterkommt, wendet er sich ans Umweltministerium in Hannover. „Für mich ist das ein Umweltfrevel sondergleichen, egal was der Kreis sagt“, so Meyer-Greve zum
WOCHENBLATT. Er behält recht.
„Da ist etwas gründlich schief gelaufen“, räumt Kreissprecher Johannes Freudewald gegenüber dem WOCHENBLATT ein. Die Plastikteile im geschredderten Material seien viel zu groß und hätten niemals aufs Feld gelangen dürfen. Zulässig seien Fremdkörper in der Größe von einem halben Millimeter. Freudewald weist darauf hin, dass es für die zuständige Firma Otto Dörner ein großes Problem sei, dass Grünschnitt durch Bürger häufig verbotenerweise in Plastiksäcke gesteckt werde. Das erschwere die fachgerechte Verarbeitung. „Das entbindet uns und die Firma Dörner aber nicht
der Pflicht zur Kontrolle“, so der Pressesprecher. Insgesamt seien geschätzt 200 Tonnen des „Naturdüngers“ von den Verunreinigungen betroffen. Was noch nicht verteilt
sei, werde entsorgt. Außerdem werde die betroffene Fläche gereinigt.
Auch bei Otto Dörner zeigt man sich einsichtig: „Was da passiert ist, hätte nicht geschehen dürfen“, erklärt Geschäftsführer Dr. Tillmann Quensell. Im Werk sei die Verunreinigung nicht ersichtlich gewesen. Eine Wiederholung wolle die Firma durch bessere Kontrolle und den Einsatz eines Windsichters verhindern, der durch Luftstrom leichtes Plastik und schweres organisches Material trennt.
Klaus Meyer-Greve ist zufrieden: „Im Ort haben wir heute eine Müllsammelaktion. Es wäre schon sonderbar gewesen, wenn der Bürger sich bemüht, den Ort sauber zu halten, während gleichzeitig mit Segen des Landkreises im großen Stil Müll ausgebracht wird.“
Redakteur:Mitja Schrader |
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