"Verbraucher haben Macht!"
Michael Thews vom Umweltausschuss des Bundestags diskutierte mit der Rosengarten-SPD über Plastik
as. Nenndorf. "Das Zeug wird uns überall drohen, an jeder Stelle!" Claus Albowski, Vorstandsmitglied der SPD Rosengarten, zeigt Bilder, aufgenommen beim letzten Ostsee-Urlaub. Zu sehen sind haufenweise Plastikreste, die an den Strand gespült wurden. Gemeinsam mit dem Ortsverband hat er zu einem Diskussionsabend eingeladen. Mit den Bundestagsabgeordneten Svenja Stadler und Michael Thews, stv. Umweltausschussvorsitzender des Bundestags, diskutierten Mitglieder und Gäste über "Plastikmüll - die (un)heimliche Gefahr".
"Mikroplastik findet sich überall. Es gelangt über Plastik-Reste, Kosmetikprodukte, durch Reifenabrieb oder Kleidungsfasern in die Umwelt", erklärte Albowski. Michael Thews sprach sich u.a. für eine höhere Recyclingquote aus. Die Erklärung Chinas, keine minderwertigen Kunststoffabfälle mehr aus Deutschland anzunehmen, sei "heilsam". "Jetzt müssen wir vernünftige Lösungen entwickeln, statt den einfachsten Weg zu gehen und das Problem auszulagern", sagte Thews.
Ein Ziel: Alle Verpackungen, die in den Umlauf kommen, sollten zukünftig stofflich recycelbar, also wiederverwertbar, sein. Derzeit wird der Großteil des Plastikmülls verbrannt. Dass recycelte Stoffe nicht von minderer Qualität sein müssen, führte der Bundestagsabgeordnete selbst vor: Er trug Turnschuhe, deren Material aus am Strand angespülten Plastikabfällen bestand.
Gegenüber Verboten gab Thews sich vorsichtig. Man müsse immer abwägen, so Thews. Z.B. habe es die Überlegung gegeben, die Hemdchenbeutel, dünne Plastiktüten, die in Supermärkten für Obst und Gemüse genutzt werden, zu verbieten. Allerdings würden die Märkte dann womöglich alle Waren in Plastik vorverpacken. Thews räumte ein: "Es fehlt noch an intelligenten Lösungen."
Der Ansicht waren auch einige der Gäste. "Wieso ist Biogemüse eingeschweißt? Das ist doch Schwachsinn!" Thews hatte gute Nachrichten: Zukünftig sollen Biogurken zur Unterscheidung nicht mehr in Plastik verpackt, sondern mit einem Laser "tätowiert" werden.
"Der Verbraucher hat eine gewisse Macht, Verbraucher müssen Druck machen, dann können sie viel erreichen!", ist Thews überzeugt. Z.B. über Beschwerdekästen im Supermarkt oder indem sie Produkte, die in Plastik verpackt sind, schlichtweg nicht kaufen. "Als arbeitender Mensch habe ich wenig Möglichkeiten, Obst und Gemüse auf dem Wochenmarkt einzukaufen", gab ein Zuhörer zu bedenken. "Wenn ich einkaufe, habe ich es eilig, ich will wissen, ob Plastik im Produkt oder der Verpackung ist, ohne lange Etiketten zu studieren."
Heftige Kritik wurde vom Plenum am Bio-Kompost geäußert. "Pro Kilogramm Bio-Kompost ist ein Plastikanteil von fünf Gramm Plastik erlaubt. Diese Plastikteilchen landen auf unseren Äckern. Man sollte Plastik im Kompost komplett verbieten!" forderte ein Gast. "Wenn der Müll gleich ordentlich getrennt wird, ist das Recycling viel einfacher", so Thews. Denn häufig würden auch Plastiktüten im Biomüll entsorgt.
Eine Ursache für den Plastikmüll in Supermärkten sei die Markt-Herrschaft einiger weniger Lebensmittelhersteller. "Das ist die Krux des Vollsortiments: Alles ist überall erhältlich - aber in Plastik verpackt."
Diese Maßnahmen wurden im Plenum erarbeitet:
• Gespräche mit Lebensmittelmärkten zur Einrichtung von Abfüllvorrichtungen für lose Lebensmittel
• Kontaktaufnahme zu den Nachhaltigkeitsbeauftragten der Märkte
• Klärung, wo der Bio-Müll des Landkreis Harburg landet und wie Plastikbelastung verhindert werden soll
• Aufforderung an die politisch Verantwortlichen, durch entsprechende Gesetze den Plastikanteil im Kompost unter 5g pro Kg zu senken
• Aufforderung an die politisch Verantwortlichen, die Recyclingquoten für Elektrogeräte deutlich zu verbessern
• Verstärkte Forschung für Ökoplastikalternativen, die biologisch gut abbaubar sind, politisch befördern
• Iniitierung von Schulprojekten zur Plastikproblematik
Redakteur:Anke Settekorn aus Jesteburg |
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