Debatte um Wolfspopulation
Wildbiologe referierte vor Jägerschaft

Beim Vortrag vor der Jägerschaft: Dr. rer. nat. Klaus Hackländer, Professor für Wildbiologie und Jagdwirtschaft an der Universität Wien sowie Leiter der deutschen Wildtierstiftung | Foto: Bernard Wegner
  • Beim Vortrag vor der Jägerschaft: Dr. rer. nat. Klaus Hackländer, Professor für Wildbiologie und Jagdwirtschaft an der Universität Wien sowie Leiter der deutschen Wildtierstiftung
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"Herausforderungen und Lösungen mit dem Wolf in der Kulturlandschaft" war das hochaktuelle Thema der Herbst-Vortragsveranstaltung, zu der die Jägerschaft Landkreis Harburg (JLH) jetzt ins Gasthaus Böttcher eingeladen hatte. Dort beleuchtete Dr. rer. nat. Klaus Hackländer, Professor für Wildbiologie und Jagdwirtschaft an der Universität Wien sowie Leiter der deutschen Wildtierstiftung, das Thema eingehend.

Zu den über 400 Gästen gehörten neben dem JLH-Vorsitzenden Horst Günter Jagau und Kreisjägermeister Norbert Leben auch Landrat Rainer Rempe und der CDU-Landtagsabgeordnete Jan Bauer.

Wolfserhaltungs-Zustand ist weit überschritten

Klaus Hackländer erklärte, die Naturschutzverbände könnten eigentlich stolz auf die Entwicklung der Wolfspopulation sein, da der so genannte günstige Erhaltungszustand von 1.000 Tieren bereits bei weitem überschritten sei. Bereits seit 2007 werde der Wolf auf der roten Liste für Europa nicht mehr als gefährdete Tierart geführt. In vielen Ländern wie Frankreich, Italien, dem ehemaligen Jugoslawien und Skandinavien sei er nie ausgestorben. Statt von den Erfahrungen dieser Länder zu profitieren, versuche die deutsche Regierung, hier einen eigenen Weg durchzusetzen.

Innerhalb Europas und auch in Deutschland wird der Wolf in seinem Schutzstatus laut Hackländer unterschiedlich eingestuft. Jedoch seien diese rechtlichen Rahmenbedingungen zum Teil über 25 Jahre alt und müssten den aktuellen Gegebenheiten und Zahlen angepasst werden. "Der Wolf ist in Deutschland Realität und wird es auch bleiben. Selbst bei einer Entnahmequote von über zehn Prozent wäre diese Art nicht gefährdet", so der Wissenschaftler.

Auch der Landkreis Harburg sei flächendeckend von Wölfen besiedelt und erst in diesem Jahr sei ein weiteres Rudel im Raum Buchholz bestätigt worden. Zwei weitere Rudel würden unter anderem im Raum Klecken beobachtet.

"Unsere EU-Nachbarländer wie zum Beispiel Schweden managen ihren Wolfsbestand aktiv. Dort wurde eine Grenzzahl von 300 Tieren festgelegt, und darüber hinaus werden Wölfe aktiv bejagt. Für Schweden ist das gemeinsame Leben zusammen von Rentieren und Wölfen nicht kompatibel", erklärte Klaus Hackländer.

Wolfs-Übergriffe schaden den Kulturlandschaften

Der große Verlierer beim momentanen Wolfsvorkommen sei der ländliche Raum. Gerade Niedersachsen besitze eine sehr artenreiche und abwechslungsreiche Kulturlandschaft, die nachhaltig landwirtschaftlich genutzt werde. Hierzu gehörten auch die Heideflächen. Können diese aufgrund einer übermäßigen Wolfspopulation und der daraus resultierenden massiven Übergriffe nicht mehr wie bisher bewirtschaftet werden, würde Niedersachsen einen Großteil seines Artenreichtums verlieren.

"Zäune sind kein hundertprozentiger Schutz vor dem Wolf", betonte Hackländer. Jeder Eingriff durch Zäune in die Natur bedeute zudem nicht nur ein Einpferchen von Nutztieren, sondern auch ein Aussperren anderer, ebenfalls unter Artenschutz stehender Tiere.

Auch der Kreisjägermeister Norbert Leben wies noch einmal eindringlich auf den Artenschwund hin. "Es ist befremdlich, dass eine Tierart wie der Wolf, der eine derart starke überlebensfähige Population aufweist, gehypt wird, jedoch gefährdete Arten wie Rebhuhn, Feldhamster oder Birkhahn keinerlei Aufmerksamkeit in den öffentlichen Diskussionen, bei den Tierschützern und in den Medien finden", beklagte Leben.

"Die Politik muss handeln, einen Herdenschutz finanzieren und gleichzeitig eine Anpassung der rechtlichen Rahmenbedingungen bewirken", waren sich die Anwesenden einig. "Eine Koexistenz zwischen Mensch und Wolf braucht ein Wolfsmanagement, nämlich Herdenschutz und regulierte Bejagung."

Klare Forderung: Zahl der Wölfe in ganz Niedersachsen reduzieren
Redakteur:

Christoph Ehlermann aus Salzhausen

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