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Betreiber reagiert mit Nachtabschaltung
Windpark sorgt für schlaflose Nächte

Die beiden Windkraftanlagen verursachen Lärm | Foto: pm
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  • Die beiden Windkraftanlagen verursachen Lärm
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Ob Lüllau, Ochtmannsbruch oder Salzhausen. Wenn es um Windenergie geht, sind die Gemüter oft erhitzt: Ihre Befürworter betonen den Nutzen für die Umwelt, ihre Gegner ärgern sich über ein verändertes Landschaftsbild oder Lärmbelastung. Letzteres ist jüngst auch Grund für Diskussionen in der Gemeinde Rosengarten.

Seit Ende August ist der Rosengarten Windpark II zwischen Tötensen und Nenndorf im Probebetrieb: eigentlich eine schöne Sache - klimafreundlicher Strom direkt aus der Region, hier wird ein Beitrag zur Energiewende geleistet. Doch die Bewohner der anliegenden Dörfer tun seither nachts kein Auge mehr zu, denn die Windenergieanlagen verursachen Lärm. "Unsere Nerven sind blank, wir finden keine Ruhe mehr", sagt Sabine Klarmann, Sprecherin der betroffenen Bürger, vorrangig aus den Ortschaften Tötensen, Iddensen, Leversen, Sieversen, die sich in einer WhatsApp-Gruppe zusammengetan haben. Neben dem Flügelschlag berichten die Anwohner von einem konstanten niederfrequenten Brummen, das in Innenräumen sogar lauter zu hören sei als draußen. "Und es kommen immer mehr Betroffene dazu", berichtet Klarmann. Viele haben sich auch erst jetzt durch den Austausch mit anderen gemeldet, dachten bislang, sie selber seien einfach überempfindlich.

Der Windpark Rosengarten II verursacht Lärm | Foto: pm
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Dass das kein tragbarer Zustand ist, das betont auch Percy Rahlf, Geschäftsführer der Betreiber-GmBH & Co. KG Windpark Rosengarten II. Die erste Beschwerde erreichte den Betreiber Mitte September, weitere folgten gegen Ende des Monats. Besonders in den Abend- und Nachtstunden sei das Problem intensiver. Dass das durchaus größer ist, zeigte sich bei einer Bürgerversammlung, die durch Christiane Albowski, Ortsbürgermeisterin Leversen-Sieversen, Ende Oktober initiiert wurde. Es nahmen, neben dem Betreiber, Vertretern der Gemeinde und des Projektierers Abo Energy (ehemals Abo Wind) auch rund 50 Bürgerinnen und Bürger teil, die ihr Leid klagten.

Zustand ist nicht akzeptabel

"Wir haben die Beschwerden sofort sehr ernst genommen", sagt Percy Rahlf, Geschäftsführer der Windpark Rosengarten II GmbH & Co. KG. "Und es tut uns unendlich leid, dass der Schlaf der Betroffenen gestört wird, das ist nicht akzeptabel. Natürlich steht die Gesundheit der Bürger für uns an erster Stelle." Seitdem erste Anwohner über Lärmbelästigung klagten - bis zur Bürgerversammlung seien ihm fünf offizielle Beschwerden bekannt gewesen -, habe der Betreiber erste Maßnahmen in die Wege geleitet, erklärt Rahlf. Schon ab dem 1. Oktober sei die technische Betriebsführung des Windparks sowie der Hersteller Enercon involviert worden. Es folgten diverse Vor-Ort-Termine an den verschiedenen Standorten sowie bei Betroffenen, um mögliche Ursachen zu identifizieren. Zudem wurden Schalltagebücher standardisiert, die die Betroffenen führen sollten, um die Daten mit dem System zu vergleichen. Deren Auswertung erfolgte vor rund drei Wochen.

Unter anderem in der Ortschaft Iddensen leiden die Bewohner unter dem Lärm, der von den Windkraftanlagen ausgeht | Foto: pm
  • Unter anderem in der Ortschaft Iddensen leiden die Bewohner unter dem Lärm, der von den Windkraftanlagen ausgeht
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Weiter wurde seitens Enercon ein softwarebasiertes System in Betrieb genommen, das die Schwingung im Generator reduzieren soll. Dieses System optimiere sich durch einen eigenständigen Lernprozess, brauche also etwas Zeit. Auch erfolgte die Reparatur von schallreduzierenden Elementen an den Rotorblättern der kleineren Windenergieanlage (WEA 2). Die WEA 1 konnte bis dato witterungsbedingt nicht repariert werden.

Im Nachgang zur Veranstaltung habe der Betreiber die Möglichkeit geboten, regelmäßig per E-Mail über den Sachstand informiert zu werden, das letzte Update erfolgte am 18. November. Weitere Anwohner ließen sich in die Liste der Betroffenen aufnehmen - bis zum 24. November waren das 24 Parteien.

Geschäftsführer Percy Rahlf versichert, dass der Betreiber mit Hochdruck an einer Lösung arbeite - hierfür stünde man weiter im Kontakt mit Schallspezialisten und berufe sich auf die Erfahrung anderer Betreiber dieses Anlagentyps. Doch, so betont Rahlf, die eingeleiteten Prozesse brauchen leider auch ihre Zeit. Eine Windkraftanlage sei immerhin eine komplexe Anlage. Und auch die Rechtslage bedarf der Überprüfung und Absicherung. Der Betreiber habe sich dahingehend einen entsprechenden Rechtsfach-#+anwalt mit an Bord geholt, der in dieser komplizierten Situation den Überblick behält.

Jüngst konnte man einen ersten Schritt in Richtung der Anwohner machen. Der Landkreis Harburg, der die zuständige Genehmigungsbehörde ist, informierte in einem offiziellen Schreiben darüber, dass die Anlagen aufgrund des Lärms nicht weiter im derzeitigen Betrieb laufen können. Das gab dem Betreiber die Handhabe, eine Nachtabschaltung in die Wege zu leiten. Seit dem 21. November werden die WEA nun jeweils von 22 Uhr abends bis 6 Uhr morgens abgeschaltet.

Zudem werde weiter an einer Lärmemissionsmessung gearbeitet. "Ich verspreche, dass wir die Anlagen gesetzeskonform in Betrieb bekommen", so Percy Rahlf abschließend im Gespräch mit dem WOCHENBLATT.

Bürgerinitiativen

Im Landkreis Harburg haben sich mittlerweile mehrere Bürgerinitiativen gegründet. 
Deren Internetauftritte sind zu finden unter:

  • www.erneuerbare-energie-mitverstand.de (Gemeinde Jesteburg)
  • www.lebensraum-otter.de (Gemeinde Tostedt)
  • www.gegenwindgarlstorf.de und www.gegenwind-raven.de (Gemeinde Salzhausen)
  • www.gegenwind-hollenstedt.de (Gemeinde Hollenstedt)
  • Eine weitere Gruppe in Gründung ist unter wirbelwind-salzhausen@mail.de erreichbar.
  • Thomas Lang engagiert sich für die Vernetzung der Gruppen unter: www.fuer-sinnvolle-energie.de
Redakteur:

Pauline Meyer aus Neu Wulmstorf

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