Jetzt wachsen die Chinesen-Türme

22 Meter obwohl nur 16 erlaubt sind: Die Silo-Türme der chinesischen Firma ZMC sorgen für Ärger bei den Grünen in Wenzendorf
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  • hochgeladen von Mitja Schrader

mi. Wenzendorf. Lange sah es danach aus, als ob nichts passiert auf dem Areal an der Walther-Blohm-Straße, das man in Wennerstorf - einem Ortsteil der Gemeinde Wenzendorf - scherzhaft als „Chinesen-Baustelle“ bezeichnet. Jetzt rollen seit einigen Wochen die Bagger. Wie berichtet, baut auf dem 4.400 Quadratmeter großen Grundstück die ZMC GmbH - der europäische Zweig des chinesischen Konzerns Zhejiang Medicines Co - eine Anlage zur Zusammenmischung von Vitaminen. Abnehmer sind Pharmaindustrie und Futtermittelindustrie.

Mit dem chinesischen Unternehmen kann die Gemeinde Wenzendorf in ihrem Gewerbegebiet neben den Schwergewichten „Lidl“ (Vertriebszentrum) und Eurolog (Logistik) einen weiteren Betrieb ansiedeln. Sechs neue Arbeitsplätze werden entstehen.
Die ZMC GmbH gehört zum 1954 gegründeten chinesischen Unternehmen Zhejiang Medicines Co. (5.000 Mitarbeiter, über sechs Millionen Dollar Umsatz jährlich). Mit dem Standort in Wennerstorf wollen die Asiaten nach eigenen Angaben versuchen, einen Fuß in den europäischen Markt zu bekommen.
Die Anlage in Wennerstorf dient laut ZMC dazu, Mischungen aus künstlichen Vitaminen und Farbstoffen herzustellen, mit denen Futtermittel angereichert werden sollen. Für die Herstellung ist die Errichtung zweier 22 Meter hoher Silo-Türme vorgesehen. Das Problem: In dem Gewerbegebiet sind nur Gebäudehöhen von 16 Metern zulässig. Beim Landkreis Harburg, der für die Genehmigung zuständig ist, hat man jedoch eine Lösung gefunden: So sehe der Bebauungsplan eine Ausnahme vor, die eine Höhe von 19,5 Metern zulässt. Die restlichen 2,5 Meter werde der Landkreis per weiterer Ausnahme genehmigen. „Hier werden die Grundzüge der Planung nicht berührt, und die Höhenüberschreitung ist vertretbar. Im Umkreis stehen Windräder und ein Wald, beide sind höher als die Silos“, begründete der Kreissprecher die Doppelausnahme.
Eingefädelt hatte die Ansiedlung die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landkreises Harburg (WLH) in Kooperation mit dem Niedersächsischen Wirtschaftsministerium.
Kritik an der Ansiedlung, die im Gemeinderat mit großer Mehrheit verabschiedet wurde - WGW (Wählergemeinschaft Wenzendorf) und SPD stimmten dafür - gibt es bei den Grünen. „Hier entstehen Türme mit babylonischer Höhe. Möglich ist das nur, weil man das Baurecht zu 110 Prozent ausschöpft“, kritisiert Manfred Thiel von den Grünen in Wenzendorf. Auch darüber, für welches Unternehmen sich WLH und Gemeinde entschieden haben, sind die Grünen wenig glücklich. Künstliche Vitamine zur Anreicherung von Futtermitteln würden beinahe ausschließlich in der Massentierhaltung eingesetzt, auch die lehnten die Grünen ab.
Für Manfred Cohrs, gleichzeitig WLH-Aufsichtsratsvorsitzender und Bürgermeister der Gemeinde Wenzendorf, sind die Vorwürfe offenbar sowohl aus Sicht der vermarktenden WLH als auch aus der Perspektive des mit entscheidenden Bürgermeisters Schnee von gestern. „Die Ansiedlung ist beschlossen, dazu gibt es nichts mehr zu sagen“, so Cohrs. Zum aktuellen Sachstand könne er nichts mitteilen, dafür sei er bei der WLH nicht zuständig.
Weder von der WLH noch von der Firma ZMC lagen bis Redaktionsschluss Informationen zum Sachstand auf der Baustelle vor.

Redakteur:

Mitja Schrader

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