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Nach Workshop zur Entwicklung Langenrehms sind noch viele Fragen offen
as. Langenrehm. Das Dorfgemeinschaftshaus war bis auf den letzten Platz gefüllt, teilweise mussten die Besucher bei geöffnetem Fenster im Freien sitzen: Etwa 30 Langenrehmer waren zur Bürgerveranstaltung gekommen, um sich mit ihren Ideen und Wünschen für die Entwicklung ihres Heimatortes einzubringen - trotz der kurzfristigen Einladung seitens der Verwaltung (das WOCHENBLATT berichtete). Angesichts der geringen Einwohnerzahl Langenrehms eine enorme Beteiligung, die zeigt, wie wichtig den Langenrehmern die Zukunft des Dorfes ist.
In Langenrehm brodelt es schon lange. Unter anderem geht es um die Bebauung einer etwa 10.000 Quadratmeter großen Fläche an der Langenrehmer Dorfstraße, um deren Bebauung sich Projektentwickler Steffen Lücking seit 2013 bemüht. Der dafür eigens auf den Weg gebrachte und zunächst von der Politik wohlwollend aufgenommene Bebauungsplan "Wilms Hoff" sah insgesamt 25 Miet- und Ferienwohnungen vor, wurde aber 2019 auf halbem Weg gekippt. Stattdessen sollte plötzlich der neue B-Plan "Langenrehm Dorf II" aufgestellt werden, der das ganze Dorf umfasst und statt Mehrfamilienhäusern Einfamilien- oder Doppelhäuser vorsieht. Die Pläne Lückings waren damit hinfällig - seither liegen die Flächen links und rechts der Dorfstraße brach. Eine weitere Entwicklung des Ortes scheint aufgrund der verhärteten Fronten pro "Wilms Hoff" (Lücking) und contra "Wilms Hoff" (Verwaltung) blockiert.
Jetzt sollten die Bürger alles "auf null stellen", wie Bürgermeister Dirk Seidler sagte, und ihre Wünsche für Langenrehm äußern. "Wir müssen jetzt mal wissen, ob hier überhaupt mal was weitergeht. Seit Jahren passiert nichts", forderte ein Anwohner. Eines der wichtigsten Themen für die Bürger war die Verkehrssicherheit. Der Wunsch: Bei der Erneuerung der Kreisstraße sollen beidseitig Gehwege sowie eine Querungshilfe gebaut werden, die Bushaltestellen sollen barrierefrei werden. Ein weiterer Knackpunkt: Die Oberflächenentwässerung muss geregelt werden. Das Wasser landet vielerorts auf Privatgrundstücken, wo es nicht ausreichend versickern kann. Beides Themen, die die Gemeinde jedoch nur gemeinsam mit Steffen Lücking angehen kann, gehören ihm doch entscheidende Flächen im Ort.
Zwar sind sich die Langenrehmer einig, dass sie den dorftypischen Charakter und ein schönes Ortsbild erhalten wollen. Wie das aussehen kann, darüber gehen die Meinungen allerdings weit auseinander. Einige Anwohner sprachen sich dafür aus, eine gemischte Bebauung mit Mehrfamilienhäusern zu ermöglichen - ganz so, wie es der alte B-Plan vorgesehen hat. "Wohneinheiten mit 60 bis 80 Quadratmetern gibt es hier sonst doch kaum", sagte eine Langenrehmerin. "Ich komme aus Langenrehm und würde wahnsinnig gern hierher zurückziehen. Ich kann es mir aber nicht leisten, hier ein Grundstück zu kaufen und ein Haus zu bauen. Es wäre ein Traum, in Langenrehm eine bezahlbare Wohnung zu haben", schilderte eine weitere Bürgerin. Während die einen sich über einen deutlichen Zuzug freuen - "Wir sterben hier sonst aus!" -, gibt es jedoch auch Anwohner, die Angst vor zu viel Neubürgern haben und deshalb nur Einfamilien- und Doppelhäuser auf großen Grundstücken ermöglichen wollen.
Deutlich wurde, dass es in Sachen Kommunikation und Transparenz Nachholbedarf gibt. Unterschiedliche Wissensstände sorgten für Frust. "Sie brauchen eine gemeinsame Planungsrunde mit dem Eigentümer, dem Landkreis, der Planerin und der Verwaltung, in der alle auf den gleichen Stand gebracht werden, damit jeder weiß, worüber wir hier eigentlich reden. Nur so kann es weitergehen", betonte Katrin Fahrenkrug vom Institut Raum&Energie, die gemeinsam mit Teike Scheepmaker durch den Workshop führte. Abschließend mahnte sie: "Es gibt hier unterschiedliche Sichtweisen, was den Investor angeht. Aber zumindest haben Sie hier jemanden, der Lust hat, was im Ort zu machen!"
Redakteur:Anke Settekorn aus Jesteburg |
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