Rot-Grün im Trommelfeuer der Kritik - Podiumsdiskussion zur Schulpolitik
mi. Buxtehude. Wie soll Schulpolitik in Niedersachsen aussehen? Um diese Frage drehte sich eine Podiumsdiskussion in der Hochschule 21 in Buxtehude. Dort stritt sich auf Einladung des Kreiselternrates Stade eine fünfköpfige Runde über Lehrermangel und Unterrichtsausfall. Auf dem Podium saßen der Landtagsabgeordnete und schulpolitische Sprecher der CDU, Kai Seefried, der SPD -Schulexperte und Landtagspolitiker für den Landkreis Cuxhaven, Uwe Santjer, Eva Viehoff, Mitglied im Landesvorstand der Grünen sowie Wolfgang Ehlers (FDP), stellvertretender Vorsitzender des Philologenverbands Niedersachsen und die Kreiselternratsvorsitzende Stephanie Wardetzki.
Auf der von Tom Kreib, WOCHENBLATT-Redaktionsleiter in Buxtehude, moderierten Veranstaltung hörten die Zuschauer ein zeitweise ungleiches Rededuell, in dem es den Vertretern von Rot-Grün oft nicht gelang, dem Trommelfeuer der Kritik an ihrer Schulpolitik mit überzeugenden Argumenten zu begegnen.
Selbst als Philologen-Vize Wolfgang Ehlers (FDP) wegen des Skandals um viel zu schwere Matheklausuren im diesjährigen Abitur den Rücktritt von Kultusministerin Frauke Heiligenstadt forderte, änderte das nichts an Uwe Santjers Linie: Er gab zu, entschuldigte und bedauerte. Geradezu handzahm gab sich der SPD-Bildungsexperte auch beim Streitthema Nr.1 auf dem Podium: Lehrermangel und schlechte Unterrichtsversorgung.
Hintergrund: An einigen Schulen im Landkreis Stade liegt die Unterrichtsabdeckung mittlerweile unter 90 Prozent. Ausreichend sind nach Meinung von Schul-Praktikern aber erst Werte von deutlich mehr als 100 Prozent. Kai Seefried legte den Finger in die Wunde, als er kritisierte, dass das einzige, was Rot-Grün zur Behebung der Engpässe eingefallen ist, die mittlerweile vom Gericht kassierte Mehrarbeit für Gymnasiallehrer gewesen sei. „Anstatt einen Prügelknaben auszumachen, schlage ich vor, jetzt gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Allerdings werden die wohl erst mittelfristig greifen“, konterte Santjer harmlos.
Bissiger reagierte Eva Viehoff (Grüne): „Jahrelang und gerade unter der CDU sind nicht ausreichend Lehrer ausgebildet worden.“ Im Übrigen sei die durchschnittliche Arbeitszeit der Lehrer in Niedersachsen immer noch geringer als in anderen Bundesländern Doch Seefried ließ nicht locker: „Sie hätten 1.000 neue Lehrer einstellen müssen, anstatt einfach die Arbeitszeit zu erhöhen. CDU und FDP hätten in ihrer Regierungszeit alle Stellen neu besetzt.“
Um den Lehrermangel abzustellen, sprach sich Santjer dafür aus, den Numerus Clausus abzusenken. So werde der Zugang zum Lehramtsstudium erleichtert. Wie die Universitäten den Studentenansturm finanziell und personell bewältigen sollen, ließ der Bildungsexperte offen. Eva Viehoff forderte eine Image-Kampagne für Lehrer. Hier sei Politik ebenso gefragt wie Gesellschaft.
Als Oppositionspolitiker fiel es Seefried leicht, sich für mehr Investitionen in die Bildung auszusprechen und eine Erhöhung der Besoldung von Grundschullehrern zu fordern. Um Schulen zu entlasten, regte Seefried außerdem an, dass die Sprachförderung für Flüchtlinge nicht zwingend von Lehrern vorgenommen werden müsse. Wirklich neu war das alles nicht. Kein Wunder, dass da ein Zuhörer kommentierte: „Wir befinden uns beim Thema Schule auf der untergehenden Titanic und man erzählt uns ständig: Keine Panik - es gibt genug Rettungsboote.“ Vertrauen klingt anders.
Redakteur:Mitja Schrader |
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