„Sachinhalte statt Parteibuchpolitik“

Dirk Seidler ist seit November der neue Chef im rosengartener Rathaus
  • Dirk Seidler ist seit November der neue Chef im rosengartener Rathaus
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Bürgermeister Dirk Seidler sprach mit dem WOCHENBLATT über Parkplatzneubau, Ratsmehrheiten und Finanzen

mi. Rosengarten. Die Gemeinde Rosengarten hat seit November einen neuen Bürgermeister: Dirk Seidler (50, parteilos) ist der Nachfolger von Dietmar Stadie (SPD). Auf den neuen Rathauschef warten wichtige Themen: Die Verbesserung der Parksituation in Klecken, Flüchtlings-Integration sowie Rathaus-Neubau bzw. Sanierung, und bei all dem gilt es, die Gemeindefinanzen im Auge zu behalten. Wie Dirk Seidler diese Aufgaben angehen will, das wollte das WOCHENBLATT von ihm wissen.
WOCHENBLATT: Herr Seidler, vor einem Jahr waren Sie noch Verwaltungs-Vize in der Gemeinde Hambühren bei Celle, jetzt sind Sie Bürgermeister in Rosengarten. Sind Sie schon wirklich angekommen?
Dirk Seidler: Ja. Ich habe Rosengarten als eine offene, interessante, einfach tolle Gemeinde kennengelernt und bin hier sehr gut aufgenommen worden.
Meine Tätigkeit ist allerdings mit der vorherigen nicht zu vergleichen. Als Bürgermeister bin ich viel direkter mit den Wünschen und Belangen der Bürger konfrontiert.
WOCHENBLATT: Wie gehen Sie damit um?
Dirk Seidler: Natürlich ist es nicht möglich, jeden Wunsch zu erfüllen. Mir ist wichtig zu vermitteln, dass meine Tür immer offen steht.
WOCHENBLATT: Als Neubürger(meister) ist es Ihnen möglich, mit unvoreingenommenen Blick auf die Gemeinde zu schauen. Gibt es etwas, bei dem Sie sofort gedacht haben, das werde ich machen?
Dirk Seider: Die Einführung eines modernen, online gestützten Ratsinformationssystems, das es jedem ermöglicht, sich über Themen in Gemeinderat und Ausschüssen zu informieren.
WOCHENBLATT: Weiter sehen Sie keine Baustellen?
Dirk Seidler: Natürlich, das sind allerdings Themen, mit denen sich auch schon mein Vorgänger beschäftigt hat. Das Bündnis für Familie, die Parksituation am Bahnhof Klecken und auch die Unterbringung von Flüchtlingen.
WOCHENBLATT Die jetzt für den P+R-Platz auf den Weg gebrachte Fläche halten viele nicht für optimal. Schließlich liegt sie im landschaftlich schönsten Teil Kleckens.
Dirk Seidler: Die Fläche ist sicher nicht die perfekte Lösung, sie ist aber die einzig realistische Option. Ich habe mit dem Eigentümer des ursprünglich als Erweiterungsfläche vorgesehenen Grundstücks gesprochen, er hat deutlich gemacht, dass er nicht verkaufen will.
WOCHENBLATT: Es gäbe die Möglichkeit der Enteignung. Für Ihren Vorgänger war das zumindest denkbar.
Dirk Seidler: Deren Erfolg ist fragwürdig. Schließlich besteht die Möglichkeit, wenn auch nicht an der bestmöglichen Stelle, andere Flächen zu erwerben. So sieht es auch die Mehrheit der Politik.
WOCHENBLATT: Sie meinen den neuen Mehrheitsblock SPD/CDU? Seit Ihrer Wahl im November ist auffällig, dass Entscheidungen weniger vom alten „Regierungsbündnis“ SPD, Grüne, Linke dominiert werden.
Dirk Seidler: Es geht doch nicht um das Parteibuch, sondern um Inhalte. Ich begrüße es, wenn wichtige Entscheidungen von breiten Mehrheiten getragen werden und die Politik gegenüber dem Bürger mit einer Stimme spricht.
WOCHENBLATT: SPD / CDU wäre ja in Rosengarten eine ‚breite Mehrheit‘.
Dirk Seidler: Ja. Das bedeutet aber nicht, dass nicht auch andere Gruppen mehrheitsfähige Themen auf die Agenda setzen, wie gesagt, es geht um Sachentscheidungen.
WOCHENBLATT: Im aktuellen Haushalt mussten 650.000 Euro aus der Rücklage ausgeglichen werden, die soll bis Ende 2016 insgesamt von 4 auf 2,5 Millionen schrumpfen. Sind da Investitionen, wie Rathaus- Um- bzw. Neubau überhaupt drin?
Dirk Seidler: Verglichen mit anderen Kommunen stehen wir finanziell immer noch sehr gut da. Die 650.000 Euro sind vor allem der geplanten Erhöhung der Kreisumlage geschuldet, darauf hat die Gemeinde keinen Einfluss. Beim Rathaus geht es, wie Sie ja selber sagen, um Investitionen, und nicht um laufende Kosten.
WOCHENBLATT: Letztlich ist es Steuergeld.
Dirk Seidler: Sicher, aber es ist ein Unterschied, ob ein Kredit für eine Investition in die Infrastruktur aufgenommen wird, oder um laufende Kosten zu decken. Fakt ist, die Bordmittel der Gemeinde reichen weder für eine Sanierung noch für einen Neubau.
WOCHENBLATT: Warum stellen Sie das Projekt dann nicht zurück?
Dirk Seidler: Wir müssen mittelfristig Brandschutzauflagen des Kreises erfüllen. Dazu kommt die fehlende Barrierefreiheit. Außerdem ist die Raumausstattung nicht mehr zeitgemäß. Es gibt zum Beispiel keine Besprechungsräume und die Bürofläche ist sehr begrenzt. Schließlich ist die Mitarbeiterzahl seit dem Bau 1976 nicht gleich geblieben.
WOCHENBLATT: Thema Asylbewerber: In Rosengarten klappt das Zusammenleben gut. Es gibt viel ehrenamtliches Engagement. Muss die Gemeinde hier nicht mehr unterstützen?
Dirk Seidler: Mit dem Bündnis für Familie, das wir gerade auf den Weg bringen, wollen wir auch Ehrenamt, Verwaltung und Vereine besser vernetzen, das gilt auch für das Thema Flüchtlinge. Die Gemeinde beteiligt sich außerdem mit Info-Veranstaltungen. Wir werden aber weiterhin auf das Engagement der Bürger angewiesen sein.
WOCHENBLATT Herr Seidler, danke für das Gespräch.

Redakteur:

Mitja Schrader

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