Freilichtmuseum zieht Bilanz
Besucherplus und Großprojekt „Königsberger Straße“ fertig
Das Freilichtmuseum am Kiekeberg schaut positiv auf das Museumsjahr 2023 zurück: Mit der Sonderausstellung „Dinge – Objekte – Exponate“ und einem vielfältigen Rahmenprogramm beging das Museum seinen 70. Geburtstag. Außerdem wurde das Großprojekt „Königsberger Straße“ nach über fünf Jahren Bauzeit erfolgreich fertiggestellt und mit 1.200 Vereinsmitgliedern, Förderern und Gästen feierlich eröffnet. Seit Herbst 2023 ermöglicht die neue „KiekeApp“ zusätzlich ein digitales Eintauchen in den dörflichen Alltag der Nachkriegsjahrzehnte. Rund 202.000 Besuche zählte das Freilichtmuseum und seine Außenstellen im Jahr 2023. Diese Besuchszahlen erreichten noch nicht das Rekordniveau der Vor-Corona-Jahre, steigerten sich aber signifikant um 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Förderverein des Freilichtmuseums am Kiekeberg wächst weiter und freute sich zum Jahresende über fast 14.000 Mitglieder. Ein fester Kreis von 250 ehrenamtlich Tätigen hilft dem Museum in vielfältigen Bereichen – vor allem bei großen Veranstaltungen an den Wochenenden ist ihr Einsatz am Kiekeberg sehr wichtig.
„Unseren Kernaufgaben ‚Bildung und Vermittlung‘ sind wir im vergangenen Jahr mehr als gerecht geworden“, resümiert Sybille Kahnenbley, Stiftungsratsvorsitzende des Freilichtmuseums. „Unser Museum orientiert sich dabei an einer umfassenden Inklusion und Bildung für nachhaltige Entwicklung. Knapp 600 Schulklassen konnten bei uns ihre Kenntnisse zu Landwirtschaft, Hausbau und Ernährung praktisch vertiefen.“ Fast 200 davon hat das Museum mit Gruppen von regionalen Schulen und Bildungsträgern absolviert, mit denen es seit einigen Jahren feste Kooperationen eingegangen ist.
Rainer Rempe, Landrat des Landkreises Harburg, erklärt: „Das Freilichtmuseum am Kiekeberg hat in 2023 erneut wichtige Kultur- und Bildungsarbeit für unsere Region geleistet. Ein wunderbares Beispiel dafür ist die ‚Königsberger Straße‘. Das bundesweit einmalige Projekt macht nicht nur unsere Nachkriegsgeschichte bis in die 1970er Jahre erlebbar, sondern steht beispielhaft für viele andere Regionen in Deutschland. Dort können wir uns aktiv erinnern, generationsübergreifend austauschen und aus der Vergangenheit für aktuelle Geschehnisse lernen.“ Der Landkreis Harburg unterstützt die Stiftung Freilichtmuseum am Kiekeberg maßgeblich mit einem jährlichen Zuschuss und schafft damit die notwendige Basis für das breite Aufgabenportfolio des Museums mit seinen Außenstellen.
Die Zuwendungsvereinbarung mit dem Landkreis wurde gerade für fünf Jahre neu beschlossen und gibt der Stiftung des Museums die notwendige Planungssicherheit. Carina Meyer, Kaufmännische Geschäftsführerin des Freilichtmuseums am Kiekeberg, zeigt sich dankbar und zuversichtlich: „Wir sind sehr froh, dass der Landkreis Harburg uns als verlässlicher Partner zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit unserer Museen unterstützt. Auch unser sparsames Wirtschaften sowie das erfolgreiche Einwerben von Drittmitteln haben 2023 angesichts herausfordernder ökonomischer Rahmenbedingungen geholfen, weiter notwendige Investitionen für unsere kulturellen und sozialen Aufgaben zu tätigen.“
Eine zentrale Rolle dabei spielt seit 35 Jahren der Förderverein des Freilichtmuseums am Kiekeberg. Er unterstützt das Museumsangebot durch Mitgliedsbeiträge, Wirtschaftseinnahmen und viel persönliches zeitliches Engagement. Der Vorsitzende Heiner Schönecke ist stolz auf den Verein: „Kleine Taten bewirken Großes – und wir sind viele und der Verein wächst weiter. 2023 haben fast 14.000 Vereinsmitglieder zum Wiederaufbau von Gebäuden beigetragen, die Ausstellungen zum 70-jährigen Jubiläum und zum Thema Milchwirtschaft unterstützt sowie wissenschaftliche Publikationen und Fachtagungen finanziert. Auch Sammlungsobjekte wie der beliebte historische Kettenflieger konnten dank der Beiträge des Vereins restauriert werden. Wir freuen uns über die vielen treuen Mitglieder und auf die, die noch dazu kommen.“
Der Förderverein unterstützt die Arbeit der Stiftung des Museums maßgeblich, auch durch den Betrieb der Museumsstellmacherei in Langenrehm und des Museumsbauernhofes in Wennerstorf. Die Hofanlage ist ein facettenreicher Ort, der seit 27 Jahren erfolgreich Kulturangebote, ökologische Landwirtschaft und soziale Verantwortung durch Zusammenarbeit mit jungen Menschen mit Behinderungen verbindet.
Museumsdirektor Stefan Zimmermann gibt einen Ausblick auf das laufende Jahr im Freilichtmuseum am Kiekeberg: „Wir feiern ‚20 Jahre Gelebte Geschichte‘! Die Darstellung des ländlichen Alltags durch Ehrenamtliche ist eine Besonderheit für uns: Als eines der ersten Freilichtmuseen in Deutschland haben wir 2004 das ursprünglich in Skandinavien und England entstandene Format der lebendigen und personalen Geschichtsvermittlung eingeführt. Heute bieten wir den Besucherinnen und Besuchern bereits in vier Zeitschnitten einen authentischen Eindruck von früher“, erklärt er. An 15 Wochenenden können Besucher mit der „Gelebten Geschichte“ zurück in die Zeit von 1804 bis in die 1970er Jahre reisen. Außerdem plant das Museum die Zeit des Zweiten Weltkriegs mehr in den Fokus zu rücken. „Unsere ‚Ley-Bude‘, ein Behelfsheim für Ausgebombte und Geflüchtete, wird derzeit erforscht und eingerichtet. Voraussichtlich ab Herbst sehen Besucher dann, wie die Menschen damals darin lebten. Wir fühlen uns als Bildungseinrichtung angesichts der aktuellen Entwicklungen verpflichtet, die nationalsozialistische Diktatur aufzuarbeiten und an Menschen jedes Alters zu vermitteln“, so Stefan Zimmermann.
Ab 16. März zeigt das Museum eine neue Sonderausstellung: Unter dem Titel „Trüb und Klar. Unser täglich Wasser“ sehen Besucher die Funktionen von Wasser früher und heute: vom Wasser im natürlichen Kreislauf über die Trinkwasserversorgung und Körperpflege bis hin zur Energieerzeugung. Im Jahresverlauf hält das Museum vielfältige Themen für seine Besucher bereit – wiederkommen lohnt sich.
Leserreporter:Freilichtmuseum am Kiekeberg aus Rosengarten |
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